Heggen. Auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen Wohnhäuser entstehen. Was mit der angrenzenden Kapelle passiert, ist noch offen.

Die ehemalige Jugendherberge in Heggen wird abgerissen. Daran gibt es nach einem einstimmigen Votum des Haupt- und Finanzausschusses, der die Verwaltung mit entsprechenden Planungsaufgaben beauftragt hat, keinen Zweifel mehr. Auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ahauser Straße sollen Ein- und Zweifamilienhäuser, möglicherweise auch Formen des Betreuten Wohnens, entstehen. „Der Wohnflächenbedarf in Heggen ist unbestritten“, weiß Bauamtsleiter Uli Hilleke um die Situation.

Die Gemeinde zieht einen Abriss einer umfangreichen Sanierung im Bestand auch deshalb vor, weil Experten der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.URBAN zu diesem Schritt raten. Sie haben sich die Jugendherberge genau angesehen und die dringende Empfehlung zum Abriss gegeben.

In 2017 erworben

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Nachdem die Gemeinde die Jugendherberge im Jahr 2017 erworben hatte, gab es verschiedene Überlegungen, was mit dem zuvor als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude passieren könnte. Zunächst gingen die Gedenken in die Richtung, in einem Teil der Jugendherberge zwei Gruppen für die angrenzende Kindertagesstätte „Spatzennest“ zu errichten. Diese Maßnahme sei laut Verwaltung allerdings wenig wirtschaftlich, so dass inzwischen ein Anbau an den bestehenden Kindergarten geplant ist.

Baulandkosten final noch nicht abzuschätzen

Die Verwaltung geht nach einer ersten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung davon aus, dass „ein Baulandpreis in einem für Finnentrop oberen Marktbereich nicht auszuschließen ist“, heißt es in der Sitzungsvorlage.

Endgültige Aussagen dazu könne man aber noch nicht treffen. Der Baulandpreis hänge „neben den Abriss- und Erschließungskosten auch von der endgültig verbleibenden Größe der bebaubaren Flächen ab“.

Ebenso geprüft wurde die Idee, im Bestandsgebäude durch diverse Umbau- und Sanierungsmaßnahmen 30 Mietwohnungen zu schaffen. Die Investitionskosten von schätzungsweise fünf Millionen Euro machten diesem Gedanken einen Strich durch die Rechnung.

NRW.URBAN – ein Glücksgriff

Kontakt gab es zwischenzeitlich zu einem Investor, der sich ein „Betreutes Wohnen“ mit über 80 Einheiten auf vier Etagen vorstellen konnte. Zu intensiven Gesprächen kam es allerdings nicht. Komplett aus den Augen verlieren sollte die Gemeinde diese Art der Nutzung aber nicht, betont Bernadette Gastreich (CDU): „Als Heggerin weiß ich, dass viele Menschen ein Betreutes Wohnen begrüßen. Das sollten wir im Hinterkopf behalten.“

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Schließlich nahm die Gemeinde in 2019 Kontakt mit NRW.URBAN auf – ein Glücksgriff, wie Uli Hilleke im Ausschuss betonte. Die Experten übermittelten der Gemeinde schließlich eine klare Handlungsempfehlung: Abriss statt Sanierung im Bestand. „Bei einer Umnutzung (...) zu Wohnzwecken sind erhebliche Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz erforderlich. Die Begutachtung (...) hat weiterhin ergeben, dass insbesondere die überalterte bzw. fehlende Heizungstechnik eine nahezu vollständige Sanierung erfordert“, heißt es in dem Fazit des Gutachtens.

Nachteile bei der Vermarktung

Zudem würde eine Sanierung im Bestand die strukturellen Nachteile des Gebäudes nicht auffangen. Aufteilung und Zuschnitte der Räume sowie Ausstattung würden eine spätere Vermarktung schwierig machen. Deshalb gehen die Experten auch nicht davon aus, „dass ein Umbau (...) zu einem attraktiven und den aktuellen Wohnansprüchen entsprechenden Wohnensemble wirtschaftlich darstellbar ist.“

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Das Inventar – in der Jugendherberge befindet sich unter anderem eine große Industrieküche – soll größtenteils veräußert werden. Ein Teil soll laut Hilleke seinen Platz in der runderneuerten Festhalle finden. Was mit der angrenzenden Kapelle passiert, ist noch unklar. Über die Zuwegung zu den neuen Häusern müssen auch noch Gespräche geführt werden. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, vermutlich werden zukünftige Bewohner und Eigentümer über die Ahauser Straße zu ihren Immobilien gelangen.

Bevor es jedoch soweit ist, muss die Gemeinde zunächst die planungsrechtlichen Grundlagen schaffen und einen Bebauungsplan aufstellen. Deshalb wolle sie im ersten Schritt alsbald Gespräche mit der Bezirksregierung führen. Aktuell ist das Gelände der leerstehenden Jugendherberge im Flächennutzungsplan noch als „Fläche für Gemeinbedarf“ ausgewiesen.