Kreis Olpe. Eintopf aus der Feldküche oder süße Versuchungen - alles zum Abholen. So kommen clevere Gastronomen durch die Krise.

Die Corona-Beschränkungen haben die heimische Gastronomie besonders hart getroffen. Cafés und Restaurants bleiben auch nach den neusten Beschlüssen erst einmal geschlossen. Aber viele Betroffene im Kreis geben nicht auf und zeigen sich kreativ und erfolgreich. Mit Take-away-Speisen bzw. Essen to-Go oder besonderen Angeboten punkten sie bei ihren Kunden. Wir stellen einige Beispiele vor:

Gasthof Steinhoff

Kerstin und Sascha Mosch vom Gasthof Steinhoff in Schönholthausen boten in der Krisenzeit wie viele ihrer Kollegen Speisen zum Mitnehmen an. „Im Dezember und Januar wurden wir durch den Kulinarik Pass der Gemeinde Finnentrop unterstützt. Hier gab es für jedes abgeholte Essen einen Stempel und schließlich einen Gutschein.“ Doch im Februar folgte ein merklicher Einbruch bei den Bestellungen. „Wir brauchten dringend eine neue Idee“, sagt Sascha Mosch. Die brachte Koch Bernhard Schulz, seit 30 Jahren bei Steinhoffs am Herd, mit. Er besitzt eine Feldküche und die kommt im März nun jeden Samstag zum Einsatz. „Und damit haben wir einen echten Nerv getroffen“, freut sich das Gastronomen-Paar. Das Angebot kann im Vorfeld bestellt werden. Aber auch spontane Gäste werden nicht abgewiesen, wenn noch genügend da ist. Suppe oder auch Fleisch, je nach Geschmack, ist auf der Abholkarte.

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Die Kunden bringen ihre Töpfe mit und bekommen das fertige, heiße Essen direkt aus der Feldküche, die mit Holz befeuert wird, eingefüllt. Auf Wunsch gibt es auch Gefäße vor Ort im Pfandsystem, damit kein Verpackungsmüll entsteht. „Bei gutem Wetter ist es ein bisschen wie Urlaub“, erklärt Kundin Kristin Heine aus Bamenohl. Sie kommt jeden Samstag und holt Mittagessen für die gesamte Familie. „Noch schöner wäre es, wenn wir gleich hier essen könnten. Aber so können wir Steinhoffs wenigstens ein wenig unterstützten und hoffen auf bessere Zeiten.“

Nächste Woche gibt es Linsensuppe und eine vegetarische Karotten-Ingwer-Suppe sowie Dicke Bohnen mit Kassler. „Dann sind wir wieder hier“, so die einhellige Meinung der Kunden am Samstag.

Café Selter

Wer dann noch ein leckeres Dessert möchte, für den ist das Café Selter in Neu-Listernohl ein Geheimtipp. Das Café ist natürlich geschlossen. Aber neben Brötchen, Brot, Kuchen und Co. zum Mitnehmen gibt es in der Auslage Cheesecake und Tarte au Chocolat-Lolly´s. Dieser hausgemachte Käse- oder Brownie Kuchen, überzogen mit Schokolade und einem süßen oder fruchtigen Topping am Stil, ist eine süße Versuchung, hergestellt von Patrick Selter, Sohn des Café-Inhabers Dieter Selter.

Schon vor zwei Jahren hatte er die Idee zu den besonderen Lollys und in der Coronazeit kamen mit Sweet-Number Cakes und Donut-Variationen weitere Kreationen hinzu. „Besonders die Number Cakes sind zu Kindergeburtstagen sehr gefragt.“ Viele Kunden kommen mittlerweile auch aus der weiteren Umgebung ins Café Selter, um sich mit den besonderen Leckereien zu verwöhnen.

„Die Leute gönnen sich öfters mal eine süße Spezialität in Krisenzeiten. Es bleibt ja auch sonst nicht viel“, weiß das Team hinter der Theke. Gerade bei jungen Leuten sind die Kreationen gefragt. „Zuhause mit einer Tasse Kaffee sind sie ein echtes Highlight des Tages“, weiß Patrick Selter.

Und da immer noch nicht abzusehen ist, wann er sein Café und die Außenterrasse wieder öffnen kann, nutzt er die Zeit für weitere neue Kreationen. „Ich biete ab sofort sonntags frische Croissants mit einer New York Cheese Cake Füllung und Früchten an. Mal sehen, wie das bei den Kunden ankommt. In unserer Familie waren die Kids als Testesser begeistert und das ist eine harte Jury“, schmunzelt Patrick Selter.

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Gasthof Valpertz

Im Oktober 2019 übernahm der heute 30-jährige Nico Clemens den Traditionsgasthof Valpertz in Hillmicke. Der Jungwirt hat inzwischen einige Monate unter harten Corona-Maßnahmen erlebt. Von Anfang an setzte er auf Essen außer Haus, zum Abholen oder auch mit Lieferservice im Umkreis von zehn Kilometern. Der Renner aus seiner Küche ist das Krüstchen nach Art des Hauses.

„Wir kochen jedes zweite Wochenende. In Spitzenzeiten hatten wir über 200 Essensbestellungen, dann aber wird es eng in der Küche. Wenn das Wetter schön ist, weniger,“ freut er sich über die insgesamt gute Resonanz, mit der er zumindest die laufenden Kosten decken könne. Zudem sei es eine gute Werbung, er denkt bereits an Zeiten nach dem Lockdown.

An die Zeit, wenn alles wieder seinen normalen Gang gehen kann und er auch seinen Biergarten etablieren will, Speisen inklusive. „Das gab es hier ja früher nicht. Anfangs wollten uns die Menschen mit ihren Bestellungen unterstützen. Jetzt sind sie von Qualität und Service überzeugt. Das ist gut für den Gasthof.“

Bootshaus am Biggesee

In schöner Lage am Olper Obersee liegt das Bootshaus. Die großen Seeterrassen und der Blick auf den Biggesee zwischen Minigolf und Bootsverleih vermitteln Urlaubsgefühle pur.

Als der zweite Lockdown kam, hat das Bootshaus-Team ebenfalls auf Essen To-go und Take-away umgestellt. „Das lief anfangs ziemlich gut. Ab Januar allerdings wurde unser Angebot immer weniger nachgefragt. Das Problem ist schlicht, dass man hier nicht mit dem Auto vorfahren kann und erst noch ein gutes Stück laufen muss. Das möchte aber kaum jemand, wenn es nur darum geht, Essen zu holen. Es ist einfach zu umständlich“, zeigt Betriebsleiter Mark Wisseling Verständnis. Ende Februar hat er deswegen den Service eingestellt.

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Sehr beliebt ist dafür nach wie vor das sogenannte Hüttchen direkt am Bootshaus: der Kiosk für Waffeln, Crêpes, Bratwurst, Eis am Stiel, Kaffee und Kaltgetränke. Er findet insbesondere bei schönem Wetter regen Zulauf von den vielen Spaziergängern und Fahrradfahrern, besonders am Wochenende. „Dann brummt es richtig und unser Hüttchen wird supergut angenommen“, sagt Mark Wisseling.

Die Wochentage nutzt man nun am Bootshaus, um vorbereitet zu sein für den Tag, wenn zumindest die Gastronomie unter freiem Himmel wieder möglich ist. Wenn es soweit ist, haben wir alles auf dem Stand“, freut sich Betriebsleiter Wisseling auf Tag X.