Kreis Olpe. Eine Woche nach dem Re-Start gehen die meisten Kinder wieder in die Kita. Das Risiko ist immer dabei. Erzieher wünschen sich schnellere Impfung.

Seit einer Woche dürfen alle Kindergartenkinder wieder zur Betreuung in die Einrichtung kommen. Die Freude über die Wiedereröffnung ist groß, nicht nur bei den Eltern. Trotzdem schwingt sie mit: die Unsicherheit. Jeden Tag setzen sich Erzieher und Kinder dem Risiko einer Infektion aus. Dass sich die Britische Virusmutation auch immer mehr im Kreis Olpe ausbreitet – zuletzt wurde ein Fall in der Finnentroper Kita „Nepomuk“ bekannt – sorgt zusätzlich für ein mulmiges Gefühl. Und obwohl die Inzidenz steigt, sind viele Kindergärten jetzt schon wieder fast ausgelastet.

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Im Fall der „Villa Kunterbunt“ in Attendorn gehen mittlerweile wieder knapp Dreiviertel der Kinder in die Kita. Bei insgesamt 40 Kindern, unterteilt in zwei Gruppen, sind das im Schnitt 30 Kinder. Im Pandemie-Betrieb schwankte die Quote der Notbetreuung zwischen 10 und 15 Prozent. „Das ist schon eine Umgewöhnung, wenn die Zahl plötzlich von acht auf 30 Kinder steigt“, sagt Christoph Beckmann, stellvertretender Einrichtungsleiter. „Manche Eltern haben aber auch gesagt, dass ihnen die Situation mit der Virusmutante zu gefährlich ist und betreuen ihre Kinder dementsprechend weiter zuhause.“

Noch Wochen in der Ungewissheit

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Die Erzieher selbst hätten sich einen anderen Weg für den Re-Start gewünscht. Dass sie vom NRW-Gesundheitsministerium mittlerweile in die Impf-Priorisierungsgruppe zwei hochgestuft wurden, befürworten Beckmann und sein Team. „Aber es kommt leider zu spät“, meint Beckmann. „Bis wir durchgeimpft sind, vergehen noch Wochen. Bis dahin sind wir nicht in vollem Umfang geschützt.“ Er hätte es für sinnvoller empfunden, wenn die Kindergärten erst wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt wären, nachdem die Erzieherschaft geimpft worden wäre. „So machen wir uns ständig Gedanken, wenn ein Kind zu niesen oder zu husten anfängt.“

Obwohl der „Villa Kunterbunt“-Träger – das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) – das Tragen einer Maske bei der Arbeit empfohlen hatte, hat sich das Team dagegen entschieden. „Für Kinder, gerade für die ganz kleinen, ist Mimik und Gestik unheimlich wichtig in der Kommunikation. Mit Maske können sie nicht erkennen, ob der Gegenüber grimmig, sauer oder lustig drauf ist“, so Beckmann. In Mitarbeitergesprächen oder bei persönlichen Kontakten mit den Eltern werde aber in jedem Fall eine FFP2-Maske getragen. Einen Corona-Fall hatte die „Villa Kunterbunt“ bislang nicht. „Aber im Prinzip warten wir nur darauf, bis es auch uns erwischt.“

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Im Gegensatz dazu haben die Kindergärten der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) mit Einrichtungen in Olpe, Dahl und Drolshagen bereits Erfahrungen mit Corona-Fällen. Wie viele Kinder bereits positiv getestet wurden, das kann Birgit Löcker, Regionalleiterin der GFO-Kindergärten im Kreis Olpe, nicht genau beziffern. „Es gab aber zwei Fälle, in denen das Coronavirus bei Erzieherinnen festgestellt worden war.“

Bis zu 90 Prozent ausgelastet

Knapp eine Woche nach dem Re-Start sind die GFO-Kindergärten zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet. Auch vor diesem Hintergrund befürwortet man hier die Hochstufung in die Priorisierungsgruppe zwei, wünscht sich gleichzeitig aber auch eine zügigere Durchimpfung. „Die meisten Erzieherinnen möchten sich wirklich impfen lassen. Es ist auch eine Form der Absicherung. Denn niemand weiß, wie lange der Regelbetrieb aufrecht erhalten bleibt bei zunehmendem Infektionsgeschehen“, meint Löcker.

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Eine Maskenpflicht bei der Arbeit mit den Kindern gibt es auch hier nicht. Abgesehen von der Kommunikation hat das noch einen anderen Grund, wie Löcker erklärt: „Nach so langer Zeit im Lockdown müssen sich die Kinder in der Einrichtung erst wieder einfinden. Da ist eine vermummte Erzieherschaft nicht unbedingt nützlich.“

Von den insgesamt 76 Kindern, die die Kita St. Bartholomäus in Meggen besuchen, kommen mittlerweile wieder fast 60. Die vier Gruppen sind – wie bei den andere Kindergärten auch – streng voneinander getrennt, sodass im Fall einer bestätigten Corona-Infektion nur eine Gruppe Quarantäne bedingt geschlossen werden muss. „Das hat uns in der Vergangenheit davor bewahrt, den ganzen Kindergarten schließen zu müssen“, erklärt Leiter Judith Tillmann. Denn auch hier gab es in der Vergangenheit sowohl bei den Kindern als auch im Fall einer Erzieherin Corona-Fälle.

Familien sehnen sich nach Entlastung

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Die wenigsten Eltern zeigten sich ernsthaft besorgt, meint Tillmann. „Ich kann natürlich nur für unseren Kindergarten sprechen. Aber die meisten sind einfach froh, dass wir wieder geöffnet haben. Die Belastung in den Familien war sehr groß.“ Auch die Kinder seien am Montag freudestrahlend wiedergekommen. „Da sind keine Tränen geflossen, was wir eigentlich vermutet hätten. Denn nach so langer Zeit ist die Abnabelung von den Eltern wieder schwieriger“, so Tillmann.

Dass Erzieher früher als ursprünglich geplant gegen das Coronavirus geimpft werden sollen, empfindet auch Tillmann als wichtigen Schritt. „Es gibt uns in unserer Arbeit mehr Sicherheit. Die meisten von uns wollen lieber heute als morgen geimpft werden.“