Rhode/Hohl. Jörn Dettmer oder Steffen Sasse? Um die Ortsvorsteherwahl in Rhode ist eine Kontroverse entbrannt. Ungeklärt ist noch: Wann wird gewählt und wie?

Die Frage, wer in einem Sauerländer Dorf Ortsvorsteher wird, stellt Dorf-Häuptlinge wie Kommunalpolitiker nicht selten vor das Problem, einen Bewerber zu finden, der sich „den Hut aufsetzt“. Häufig heißt es: „Mitarbeiten wollen viele, in die vorderste Reihe die wenigsten.“ Häufig müssen Dorfversammlungen ergebnislos beendet und ein zweites Mal anberaumt werden, bis ein ausgeguckter Kandidat oder Kandidatin „weichgekocht“ ist. Der Stadtrat atmet auf und winkt den vom Dorf Vorgeschlagenen nur noch durch.

In Rhode, dem größten Olper Dorf mit fast 1500 Einwohnern, hat die Frage jedoch die Volksseele in Wallung gebracht. Denn zumindest einige der alteingesessenen und in Vereinen verankerten Rhoder trauten ihren Augen nicht, als Mitte Dezember 2020 in der Westfalenpost eine Meldung aus dem Stadtrat zu lesen war, dass die Position des Ortsvorstehers in Rhode vakant sei. Die Überraschung war deshalb groß, weil Jörn Dettmer seit 2014 die Geschicke des Dorfes lenkt, der in der Dorfgemeinschaft und den Vereinen verwurzelt ist und über zwei Jahrzehnte Ehrenamtserfahrung auf dem Buckel hat.

Gemeinsame Erklärung

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In einer gemeinsamen Erklärung der CDU Rhode/Hohl und der Dorfgemeinschaft wurden die Rhoder Mitte Februar aufgeklärt, dass Dettmer zunächst erklärt habe, sein Amt nicht weiterführen zu wollen, später aber einen Rückzug vom Rückzug vollzogen habe und weiter machen wolle. Allerdings habe sich zwischenzeitlich mit Steffen Sasse ein zweiter Kandidat gefunden, so dass sich die örtliche CDU ein Wahlprozedere überlegen wolle, wer denn nun wie Ortsvorsteher werde - oder bleibe? Sasse oder Dettmer?

Michael Scheffel, Rhodes CDU-Chef und Stadtverordneter, versicherte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das hat mit Parteipolitik nichts zu tun. Das Amt des Ortsvorstehers ist ein unpolitisches Amt.“ Mit dem Amtsinhaber Jörn Dettmer habe die CDU keine Probleme.

Nach WP-Recherchen hatte es allerdings um den Jahreswechsel ein Gespräch zwischen Dettmer und mehreren CDU-Vertretern gegeben, in dem kritische Zwischentöne an Dettmers Arbeit laut wurden. Was darin gipfelte, dass Dettmer den Christdemokraten sein Amt wenig später quasi vor die Füße warf.

In einer Rundmail vom 8. Januar schrieb Scheffel wenige Tage später an die Vorständler der Rhoder Vereine unter anderem: „Steffen Sasse aus Rhode bewirbt sich in diesem Jahr um das Amt des Ortsvorstehers.“ Und weiter: „Leider erreichte uns am 3. Januar die Mitteilung von Jörn Dettmer, dass er für das Amt des Ortsvorstehers nicht mehr zur Verfügung steht. Wir respektieren seine Entscheidung, bedanken uns für die mehrjährige Zusammenarbeit und seinen Einsatz. Für die Zukunft wünschen wir Jörn Dettmer alles Gute.“

Einige Vereinsvertreter sauer

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Gleichzeitig teilte Scheffel mit, dass sich die Vereine bis Ende Januar zum neuen Kandidaten äußern sollten, damit er im Stadtrat am 10. Februar vorgeschlagen werden könne.

Daraus wurde nichts, denn mehreren Vereinsvertretern schlug der Vorschlag auf den Magen, einigen so heftig, dass sie aus der CDU austraten, weil sie ganz offensichtlich an ein politisches Ränkespiel glaubten. Hintergrund: Sasse ist CDU-Mitglied, Dettmer parteilos.

Um den parteipolitischen Schaden in Grenzen zu halten, schaltete sich dann die Chefetage aus dem Stadtverband ein und bewegte Dettmer dazu, seinen Hut doch noch einmal in den Ring zu werfen.

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Was er auch tat, so dass die CDU Rhode auf ihrer Internetseite Mitte Februar die gemeinsame Erklärung mit der Dorfgemeinschaft abgab. Dort ist zu lesen, dass die Vorgänge rund um das Thema Ortsvorsteher zu „kritischen, offenen und konstruktiven Gesprächen“ geführt hätten: „...Missverständnisse und Fehleinschätzungen konnten zwischenzeitlich ausgeräumt werden, Ortsvorsteher Jörn Dettmer stellt sich jetzt auch wieder zur Verfügung.“ Noch im Februar wolle man zu einer Entscheidung im Dorf kommen, die dann vom Stadtrat im April abgesegnet werden könne.

Dettmer für virtuelle Lösung

Details, was die Rückkehr zur seiner erneuten Kandidatur ausgelöst habe, nennt Dettmer nicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt er lediglich, dass es in Gesprächen mit CDU-Vertretern zu unterschiedlichen Sichtweisen gekommen sei. Insbesondere, was die Bewertung seiner Arbeit durch die Rhoder Vereine angehe. Dem von der CDU angestrebten Zeitplan für die Wahl steht er aber ebenso skeptisch gegenüber wie den Ideen für eine Kandidatenkür und eine Abstimmung in der Schützenhalle bzw. auf dem Schützenplatz: „Der Februar ist fast zu Ende. Im Dorf wundert man sich. Die Leute fragen sich zu Recht, wie es weiter geht. Ich denke, in der jetzigen Situation gibt es nur die Lösung, dass sich beide Kandidaten virtuell vorstellen und dann per Email von den Bürgern abgestimmt wird.“

Michael Scheffel bestätigte auf Anfrage, dass die CDU Vorschläge an beide Kandidaten geschickt und auf Antwort warte: „Dann werden wir das Dorf wieder öffentlich informieren.“

Steffen Sasse antwortete auf mehrere telefonische Anfragen der Redaktion nicht.