Brachthausen/Wirme. Der Westnetz GmbH (innogy) ist ein Erdgas-Netz in Brachthausen und Wirme zu teuer. Damit will sich Ortsvorsteher Bierhoff nicht abfinden.
Hausbesitzer in Brachthausen und Wirme werden wohl auch in Zukunft nicht an das Ferngas-Netz angeschlossen, obwohl eine Erdgas-Leitung am Brachthauser Ortsrand liegt.
Der Netzbetreiber, das innogy--Tochterunternehmen Westnetz GmbH, hat kein Interesse an dem Aufbau eines Ortsnetzes, dabei ist der Bedarf durchaus vorhanden. Für das Unternehmen hat der Ausbau einer Infrastruktur, die auf fossile Energieträger setzt, keine Zukunft und sei zudem viel zu teuer. Brachthausens Ortsvorsteher Al-fred Bierhoff will die Absage aber nicht unwidersprochen hinnehmen und plant nun eine Unterschriftenaktion für Gas-Anschlüsse in Brachthausen und Wirme.
Bierhoff, der sich schon geraume Zeit mit einer zukunftsträchtigen Energieversorgung der beiden Orte befasst, hat den Aufbau eines Gas-Ortsnetzes schon seit längerem im Blick. Die Antwort auf die erste Anfrage beim Versorger Westnetz klang auch noch hoffnungsvoll. „Ich habe das dann auf unsere Dorf-Homepage und in unsere Whats-App-Gruppe geschrieben, danach haben sich allein in Brachthausen sofort 12 Leute mit 14 Anschlüssen gemeldet.“
Ende Mai kam der Dämpfer
Ende Mai kam dann per Mail der Dämpfer. Westnetz will nur noch bestehende Gasnetze verdichten, aber keine neuen mehr erschließen. „Zur Versorgung der beiden Ortsteile Brachthausen und Wirme wären insgesamt sieben Kilometer Netzanbindung erforderlich. Die in der Nähe von Brachthausen verlaufende Erdgasleitung L 200 ist eine 70-bar-Transportleitung, die nur mit hohen Investitionen für die örtliche Versorgung zugänglich gemacht werden kann“, schreibt Armin Weier, Leiter der Westnetz-Netzplanung im Regionalzentrum Sieg. Aber es geht nicht nur ums Geld. Westnetz glaubt, dass viele potenzielle Gaskunden später wieder abspringen würden, weil sie auf andere von der Bundesregierung stark geförderte Alternativen wie zum Beispiel Hocheffizienz-Wärmepumpen setzen würden.
Ortsvorsteher Alfred Bierhoff kann diese pauschale Absage nicht nachvollziehen. „Jeder redet von Zukunft und moderner Energieversorgung. Viele im Dorf haben ältere Ölheizungen, da wäre ein Gas-Anschluss eine gute Alternative, um alte, noch im Keller geschweißte Öltanks aus Stahl zu entfernen.“
Wärmepumpen zu teuer
Die Umstellung auf moderne Wärmepumpentechnik ist bei Altbauten im Bestand aus Gründen der Wärmedämmung oft gar nicht möglich oder viel zu aufwendig und teuer. Gerade deshalb fördert die Bundesregierung im Rahmen des neuen Klimapakets auch sogenannte Hybridheizungen, die etablierte und moderne Wärmeerzeuger miteinander kombinieren. Der Klassiker ist die Gasheizung plus Solarthermie. Solche Heizsysteme heizen umweltfreundlich, sparsam, werden bis zu 40 Prozent vom Staat gefördert.
„Überall sollen Windmühlen gebaut werden, aber wenn man selbst andere, alternative Vorschläge einbringt, die auch umweltfreundlich sind, passiert nichts“, so Bierhoff. Er überlegt nun, Unterschriften zu sammeln, mit dem Ziel, dass die Westnetz sich nochmals mit dem Thema befasst. Westnetz selbst habe bisher keine eigene Abfrage gemacht und immerhin habe die IHK Brachthausen als möglichen Standort für ein neues Gewerbegebiet ausgemacht, was die Energienachfrage weiter steigern würde.