Attendorn. Juan-Pablo Gomez Llarrull arbeitet in Attendorn für die Deutsche Post. Wie er die Corona-Krise erlebt und was die verrückteste Auslieferung war:

Juan-Pablo Gomez Llarrull hat fast schon eine ganze Küche ausgeliefert. „Das war das Verrückteste bisher“, sagt er. Dass er das einmal machen würde, damit hätte er selbst nicht gerechnet. Durch Corona verlor er seinen Job als Metallschlosser in einer Olper Firma. Kurzerhand stieg er im Oktober 2020 ins Post- und Paketgeschäft ein. Er erzählt, wie er die Corona-Zeit erlebt und was er sich von den Belieferten wünscht.

Deutsche Post: Einstieg direkt in der Paket-Hochphase im Jahr

„Im Oktober beginnt der Starkverkehr. Wenn man das überlebt, ist man Postler“, sagt Jessica Balleer, Pressesprecherin bei der Deutschen Post. Juan-Pablo Gomez Llarrull begann somit nicht gerade in einer entspannten Zeit seine Arbeit bei der Deutschen Post. „Faulenzen war für mich aber keine Frage“, sagt er. Im Jahr 2020 machte er sein Fachabitur, im Sommer diesen Jahres wird er eine Ausbildung als Automobilkaufmann beginnen. „Ich habe nach einem Job gesucht, den ich bis August 2021 machen kann“, sagt er. Als er die Stelle als Metallschlosser verlor und er immer wieder die Anzeigen der Deutschen Post im Internet sah, bewarb er sich dort.

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Zunächst begann er als „Entlaster auf Abruf“ und sprang in unterschiedlichen Orten als Brief- und Paketzusteller ein, unter anderem in Olpe und Kirchhundem. „Auch nach dem Weihnachtsgeschäft haben wir jetzt im Februar noch 20 bis 30 Prozent mehr Auslastung als im vergangenen Jahr im Februar“, betont Jessica Balleer. Über zu wenig Arbeit kann sich Juan-Pablo Gomez Llarrull also nicht beklagen. Sie ist gerade in Corona-Zeiten ziemlich krisensicher.

Attendorn: Paketzusteller transportiert 130 bis 150 Pakete am Tag

31,5 Kilo darf ein Päckchen höchstens wiegen, das der 20-Jährige transportiert. Das müssen sowohl weibliche als auch männliche Paketzusteller tragen können. „Die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend“, erzählt Juan-Pablo Gomez Llarrull. So kann es auch einmal sein, dass er eins oder gleich mehrere der 31,5-Kilo-Pakete in den fünften Stock tragen darf. Als er damals die Küche angeliefert hat, fuhr er gleich mehrmals zu dem Kunden, weil nicht alles in das E-Auto der Deutschen Post passte. Hinzu kommt, dass sich der Olper am Anfang nicht in allen Orten auskannte. „Das war zu Beginn schwierig, da habe ich mit Navi gearbeitet.“

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130 bis 150 Pakete hat er im Weihnachtsgeschäft pro Tag ausgeliefert. „Leider weiß man nie, was drin ist“, sagt Juan-Pablo Gomez Llarrull lachend. In Attendorn, wo er seit diesem Jahr zuständig ist, verteilt er an guten Tagen 80 bis 90 Pakete, an schlechten können es wieder 150 sein. Danach richtet sich auch sein Feierabend: Um 6.35 Uhr ist Dienstbeginn, wenn es gut läuft, hat er gegen 15 oder 15.30 Uhr Schluss, an einem Tag mit viel Arbeit kann es auch einmal bis 18 Uhr gehen. In Attendorn verteilt er als Verbundzusteller erst die Briefe im Attendorner Industriegebiet und dann die Pakete und Briefe für die Privatleute. Am Morgen sortiert er alles nach „Gangfolge“, damit das Verteilen der Briefe schnell geht.

„Corona-Phänomen“: Paket-Kunden bestellen immer mehr verrückte Sachen

Ein „Corona-Phänomen“ sei, dass die Leute „verrückte Sachen“ bestellen, erzählt Jessica Balleer. Im Fall der Küche hatte Juan-Pablo Gomez Llarrull Glück: „Der Kunde hat mir bei den schweren Paketen geholfen und ist mit einer Sackkarre gekommen.“ So ein Vorgehen würde er sich öfter wünschen: Unterstützung, ein Entgegenkommen, vielleicht sogar ein kleines Trinkgeld als Zeichen der Dankbarkeit. „Zu Weihnachten ist es anscheinend üblich, dass Zusteller viel geschenkt bekommen.“ Juan-Pablo Gomez Llarrull bekam gleich so viel Schokolade geschenkt, dass er sich „satt fressen“ konnte.

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Er mag es, dass er bei der Arbeit viel mit dem Auto herumfahren kann und immer wieder auf nette Leute trifft. „Ich komme aus Argentinien. Mit manchen Kunden spreche ich spanisch.“ Trotz all dieser Begeisterung kann er sich eine Ausbildung bei der Deutschen Post nicht vorstellen: „Ich habe jetzt schon Rücken- und Gelenkschmerzen, die Arbeit geht in die Knochen.“ Ein Bürojob sei weniger körperlich belastend. „Ich weiß aber, dass die Post mich immer wieder aufnehmen würde.“

Deutsche Post: 13,65 Euro pro Stunde für den Paketzusteller

>> „Wir erhalten immer mehr Bewerbungen und das von sehr qualifizierten Bewerbern“, erklärt Jessica Balleer. Zum Teil haben diese wie Juan-Pablo Gomez Llarrull in Corona-Zeiten ihren Job verloren. „Es bewerben sich Piloten, Musicaldarsteller und Einzelhändler“, so die Pressesprecherin.

>> Aber nicht nur die, die in der Corona-Krise ihren Job verloren haben, bewerben sich derzeit vermehrt bei der Deutschen Post. „Die Branche wächst“, erklärt Jessica Balleer.

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>> 13,65 Euro bekommen Paketzusteller pro Stunde bei der DHL Group. „Das sind meist drei bis vier Euro mehr als bei den Mitbewerbern.“

>> Voraussetzung für die Arbeit als Zusteller ist der Führerschein der Klasse B. „Außerdem sollte man stressresistent und körperlich fit sein“, sagt Jessica Balleer.