Kirchhundem. 100 Tage im Amt: Was Kirchhundems Bürgermeister Björn Jasrosz noch verbessern will

„Es ist spannend, vielfältig und es gibt jeden Tag Überraschungen“. Wer so etwas sagen kann, so wie Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz, der mag seinen Job. „Ich wusste ja, dass viel Arbeit auf mich zukommt“, sagt Jarosz nach den ersten 100 Tagen im Amt. „Ich bin mir sicher, dass die nächsten 100 Tage genau so schnell rumgehen werden.“

Der Alltag ist eingekehrt, dennoch wird er die Ratssitzung am 5. November 2020, als er vereidigt wurde, nicht vergessen. „Das war ein besonderer Moment. Vergleichbares hatte ich noch nicht erlebt. Da geht man schon mit gemischten Gefühlen ran. Die Nervosität wich dann aber schnell der handfesten Arbeit.“

Keine Schonfrist

In seiner Antrittsrede sagte der 48-Jährige, dass es für niemanden eine Schonfrist geben werde. Dies gilt auch für ihn selbst. „Das Aufgabenspektrum ist größer, als ich es mir ausgemalt hatte.“ Dass er jetzt auch noch in vielen anderen Gremien, vom Sparkassenverwaltungsrat bis zum Naturpark-Vorstand sitzt, das habe er im Vorfeld etwas unterschätzt. „Ich dachte, ich würde nur Bürgermeister werden“, sagt Jarosz und lacht. Der Heldener ist lockerer geworden, es steht ihm gut.

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Und er hat kein Problem damit zuzugeben, dass man als Newcomer im Amt erst einmal in die Lehre geht. Viele Dinge kenne er aus seiner Zeit als Leiter des Bauwesens, „aber bei vielen anderen Themen wie Schulen, Soziales, Personalwesen, da lass ich mich gern von den Experten belehren.“

Im Gegensatz zu den anderen beiden Bürgermeister-Neulingen im Kreis, Tobias Puspas (Lennestadt) und Achim Henkel (Finnentrop), kommt Jarosz aus dem Rathaus, hat in den letzten vier Jahren Strukturen, Abläufe, Personen kennengelernt. Ein Vorteil? „Ja und nein“, sagt er. Man habe als Insider mehr Wissen, aber als Einsteiger von außen könne man alles neutral auf sich wirken lassen. „Es war ein Umgewöhnungsprozess für alle Beteiligten. Ich glaube, dass es gut gelungen ist und ich nicht nur physisch im Büro, sondern auch im Kopf in der Bürgermeisterrolle angekommen bin.“

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Mehr Kooperation

Vor der Kommunalwahl, bei der er gegen seinen damaligen Chef, Bürgermeister Reinery antrat, meldete der „Flurfunk“ des Rathauses, die Mitarbeiter seien in zwei Lager gespalten. Für Jarosz ist das Vergangenheit: „Wenn zwei Bewerber aus einem Haus kommen, kann man nicht erwarten, dass man sofort 100 Prozent Zustimmung bekommt. So etwas kann niemand erwarten, aber vom Grundsatz her läuft hier bei uns alles weiter und ich erfahre breite Unterstützung.“ Er setzt auf Kommunikation und Kooperation, um Kirchhundem weiter nach vorn zu bringen. Darum gehe es.

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Die wünscht er sich auch aus den Ratsfraktionen, die nicht ihn, sondern seinen Mitbewerber bei der Kommunalwahl unterstützten, also SPD und Grüne. „Ich merke, dass diese noch ein kleines Problem mit mir haben.“ Er hoffe, dass sich die Trauer über die verlorene Wahl auflösen werde. Der 100. Tag seiner Amtszeit wäre ein guter Zeitpunkt dafür, sagt Jarosz: „Ich bin guter Hoffnung, dass wir da zusammenkommen werden. Es geht darum, gemeinsam die nächsten vier Jahre etwas Positives zu schaffen.“

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Werloh, 2. Versuch

Die Themen dafür liegen auf dem Tisch, Jarosz nennt sie „die großen Brocken“: das Gewerbegebiet Am Heid II in Welschen Ennest, die Windkraftplanung, die Digitalisierung im Rathaus und der Schulen, die Aufstellung eines Klimaschutzkonzeptes, der Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit und die Entwicklung neuer Wohnbauflächen bei gleichzeitiger Reduzierung der alten Flächen im Flächennutzungsplan. Es sind exakt die Themen, die Jarosz vor seiner Wahl auf dem Zettel hatte. Einzige Neuerung: Das Baugebiet Werloh, vor vielen Jahren als unrealisierbar in der Rathaus-Schublade verschwunden, soll wiederbelebt werden. Jarosz: „Da gehen wir jetzt dran.“

Der neue Bürgermeister hat einen Plan. Er weiß auch , dass nicht 2021, sondern der Haushalt 2022 wegen der Folgen der Corona-Pandemie die weitaus härtere Nuss werden wird. Dennoch: Kirchhundems Bürgermeister freut sich auf die Zukunft. Besonders auch auf die direkten Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern, denn die habe es bisher wegen der Pandemie kaum gegeben. Doch das soll sich schon bald ändern.