Heggen. Die Gemeinde Finnentrop hat keinen Investor gefunden, der die alte Jugendherberge in Heggen weiternutzen will. Jetzt droht ein Abriss. Und dann?

Wird die Jugendherberge in Heggen der Abrissbirne zum Opfer fallen? Alle Zeichen deuten darauf hin. Für Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß ist die Zukunft der ehemaligen Jugendherberge in Heggen in seiner wöchentlichen Bürgermeister-Sprechstunde per Internet ein großes Thema.

Betreutes Wohnen, Kindergarten oder doch Bauland, die möglichen Nutzungen wurden und werden kontrovers diskutiert. Für die Verwendung des bestehenden Gebäudes gab es viele Idee, doch sie wurden alle wieder verworfen. So stand die Überlegung im Raum, eine zweizügige Kindergartengruppe hier einzurichten, die dem benachbarten Kindergarten Spatzennest angeschlossen werden sollte.


Der Bedarf an Kindergartenplätzen in diesem Umfang in der Gemeinde ist vorhanden. Umbaupläne wurden im Rathaus erstellt und fortentwickelt. Doch der Umbau hätte eines siebenstelligen Betrags bedurft, da die Trinkwasserversorgung für diesen Bereich von der Hauptversorgung aus hygienischen Gründen getrennt werden müsste. Auch eine Investition in die Heizungsanlage und die vorhandenen Installationen wäre unumgänglich.

Schadstoffuntersuchung läuft

Trotz großzügiger Förderung durch das Land NRW wäre es eine teure Lösung gewesen, da die meisten Kindergartenplätze nicht in Heggen, sondern in anderen Teilen der Gemeinde benötigt werden. Der Bedarf in Heggen selber wird jetzt mit einem direkten Anbau für eine Gruppe an den bestehenden Kindergarten auf rund 1000 Quadratmeter des Geländes der ehemaligen Jugendherberge befriedigt.

Die Gemeinde hoffte schließlich, einen Investor zu finden, der Betreutes Wohnen oder Ähnliches anbieten würde. Doch alle Interessenten wollen zunächst das Gebäude abreißen, denn ein Umbau ist durch die zahlreichen Auflagen wirtschaftlich nicht darstellbar. „Das Land NRW hat eine Untersuchung über die Möglichkeiten für eine weitere Nutzung des Hauses gemacht“, erklärte Heß in der Sprechstunde, „Dort ist man letztlich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Investitionskosten zum Erhalt des Gebäudes rund fünf Millionen Euro betragen würde, was für Investoren nicht wirtschaftlich ist. Daraufhin lassen wir zurzeit die Abbruchkosten für das Gebäude ermitteln. Im Moment läuft noch eine Schadstoffuntersuchung, die in die Abbruchkosten einfließen wird.“

Danach sollen in einem Interessenbekundungsverfahren Investoren ihre Ideen für das Gelände, was immerhin 11.000 Quadratmeter plus Gebäude umfasst, vorstellen. „So möchten wir kreative Kräfte wecken.“

Bausubstanz noch in Ordnung

Heß ist sich sicher, eine Alteneinrichtung ist nach wie vor möglich, allerdings nicht im bestehenden Gebäude. Eine Einfamilienhaussiedlung auf dem Gelände wäre ebenfalls denkbar, besonders da auch hier ein Bedarf in Heggen besteht. Ein Ärztehaus, ein größerer Seniorentreff auf ehrenamtlicher Basis mit Großküche wären ebenfalls denkbar. „Es ist allerdings schwierig, das wirtschaftlich zu betreiben“, ist sich der Bürgermeister im Klaren, der damit allerdings deutlich macht, Ideen für eine Nutzung des bestehenden Gebäudes seien jederzeit willkommen.


„Mir tut es allerdings in der Seele weh“, so Heß weiter, „die Jugendherberge abzureisen. Die Bausubstanz ist weitestgehend in Ordnung. Vielleicht ist es wenigstens möglich, die ehemalige Kapelle auf dem Gelände zu erhalten.“

Doch eine klare Zukunft für Gebäude und Gelände sollte nicht in ferner Zukunft liegen, denn das Gelände droht zu verwildern und erste Vandalen haben sich schon zu schaffen gemacht.