Kreis Olpe. Im Kreis Olpe gab es im Dezember annähernd genauso viele Arbeitslose wie im Vormonat. Ein Corona-Effekt wird aber an anderen Stellen deutlich.

Der zweite Corona-Lockdown scheint sich bislang nicht auf den Arbeitsmarkt im Kreis Olpe auszuwirken. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Dezember sogar ganz leicht gesunken. Insgesamt waren 3401 Menschen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies vier Personen oder 0,1 Prozent weniger. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 684 Personen bzw. 25,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,2 Prozent (+0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).

„Im Vergleich zum Vorjahresmonat wird der Corona-Effekt deutlich“, berichtet Daniela Tomczak, Leiterin der Arbeitsagentur für die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein. „Anhand der neuen Anzeigen auf Kurzarbeit ist zu erkennen, dass die Betriebe in unserer Region aktuell noch sehr bemüht sind ihre Belegschaft zu halten. Die Gesamtentwicklung der nächsten Monate ist schwer einzuschätzen, denn die hängt unter anderem auch von der Dauer der Eindämmungsmaßnahmen ab.“

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Auch auf dem Lehrstellenmarkt sind deutliche Einbrüche zu verzeichnen. Die IHK-zugehörigen Unternehmen im Kreis Olpe schlossen im Jahr 2020 insgesamt 611 Lehrverträge ab – ein Minus von 21,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Seit über 31 Jahren befasse ich mich mit dem regionalen Lehrstellenmarkt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in dieser Zeit einmal einen derartigen Einbruch an Verträgen hinnehmen mussten“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Lehrstellenbilanz.

Sorge um Zukunft der Berufskollegs

Die Corona-Pandemie habe sich dabei deutlich negativer auf der Nachfrageseite als beim betrieblichen Angebot von Ausbildungsplätzen bemerkbar gemacht. Die wirtschaftlichen Hiobsbotschaften im Frühjahr motivierten nach IHK-Einschätzung zahlreiche Eltern, ihren Kindern eher zu einer schulischen oder hochschulischen Ausbildung statt zu einem betrieblichen Ausbildungsplatz zu raten.

Naturgemäß war eine erhebliche Spreizung in den unterschiedlichen Berufen zu beobachten. IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim: „In den industriellen Metallberufen fiel mehr als jeder fünfte Ausbildungsplatz weg. Bei den Industriekaufleuten war es sogar jede vierte Lehrstelle. Hier betrug das Minus 25,6 %. Das ist schon sehr heftig ausgefallen.“ Doch es habe durchaus auch Lichtblicke gegeben. So sei die Zahl der Lehrverträge im gesamten Handel lediglich um 8,9 % gefallen, in den Lagerberufen habe der Rückgang sogar nur bei 4,2 % gelegen.

Sorgen bereitet der IHK, dass sich die schwachen Eintragungszahlen mittelfristig auf die ortsnahe Beschulung in den Berufskollegs auswirken könnten. Sabine Bechheim: „Bei den Bankkaufleuten wurden in beiden Kreisen lediglich 43 Lehrverträge geschlossen, im gesamten Hotel- und Gaststättengewerbe waren es nur 50. Hält dieser Trend an, erhöht sich die Gefahr, dass mittelfristig immer mehr junge Menschen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe weit entfernte Berufskollegs besuchen müssen, weil vor Ort keine Klassen mehr gebildet werden können.“

Kurzarbeiter-Zahlen im November wieder gestiegen

Erhebliche Unterschiede verzeichnete die IHK auch zwischen den einzelnen Städten und Gemeinden. Die „niedrigsten“ Rückgänge waren in Attendorn (-15,9 %) und Wenden (-16,5 %) zu verzeichnen. Am schlechtesten sah es in Kirchhundem (-28,2 %) und Lennestadt (-27,5 %) aus.

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Seit dem aktuellen Teil-Lockdown im November ist die Anzahl der neuen Anzeigen auf Kurzarbeit gestiegen. Im gesamten Agenturbezirk wurden für November 326 Anzeigen mit 2616 potentiell betroffenen Mitarbeitern gestellt. Im Oktober waren es noch 109 Anzeigen mit 1601 potentiell betroffenen Personen.

Die aktuellsten Hochrechnungen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit liegen für den Monat August vor. In diesem Monat haben im Agenturbezirk Siegen insgesamt 1400 Betriebe Kurzarbeit umgesetzt, das sind 181 weniger als im Vormonat. Die Anzahl der Beschäftigten, die sich in Kurzarbeit befanden, ist um 4175 Personen gesunken und lag bei 18.534.