Kreis Olpe. Fünf Kandidaten aus dem Kreis Olpe wollen für die CDU in den Bundestag. In einem Live-Stream stellen sie sich vor. Das läuft nicht immer rund.

Angela Merkels berühmter Satz, nach dem das Internet „für uns alle Neuland“ sei und der ihr in eben jenem einen veritablen Shitstorm eingebracht hatte, ist inzwischen sieben Jahre alt. Wie viel sich in der Zwischenzeit getan hat, wollte die CDU im Kreis Olpe bei der Aufstellung ihres Bundestagskandidaten unter Beweis stellen. Mit Blick auf die Corona-Einschränkungen stellten sich die fünf Bewerberinnen und Bewerber zu Beginn der Woche in zwei rein digitalen Veranstaltungen ihren Parteifreunden vor. „Wir gehen mit“, sprach Kreisvorsitzender Jochen Ritter bei der Begrüßung die Digitalisierung an, „und wir gehen auch voran.“

In der Akademie Biggesee in Neu-Listernohl hatte die CDU mit Hilfe zweier Technikfirmen ein kleines Studio aufgebaut: Scheinwerfer, drei Kameras, ein Regiepult und allein aus Corona-Schutzgründen für jeden Teilnehmer ein eigenes Mikrofon sollten für eine professionelle Übertragung sorgen.

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Kerstin Brauer ist dann die erste, die sich und ihre politische Agenda vorstellt. Während die Lennestädterin die Bedeutung der nächsten Bundestagswahl hervorhebt und ihre Erfahrung aus 30 Jahren Polizeiarbeit herausstellt, wird es hinter den Kameras leicht hektisch. Man verstehe die Kandidatin kaum, merken immer mehr Zuschauer in den Kommentaren an. Kurze Unterbrechung. Die Ursache wird schnell gefunden: Neben Brauers Mikrofon ist noch ein anderes eingeschaltet, die Hintergrundgeräusche sind zu groß. Nach wenigen Minuten kann es weitergehen und fortan läuft technisch alles reibungslos.

Vorbereitete Statements vorgetragen

Und inhaltlich? Am ersten Abend am Montag geht es um die Themenfelder Wirtschaft, Umwelt/Land- und Forstwirtschaft, Inneres/Europa und Arbeit/Soziales. Die Kandidaten tragen vorbereitete Statements vor.

Paul Rötz lobt das Verhalten der Bundesregierung in der Corona-Krise, wenngleich dafür viele neue Schulden aufgenommen werden müssen. „Das Geld ist gut angelegt. Wenn Firmen nicht überleben, überleben auch die Arbeitsplätze nicht.“

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Hildegard Hansmann-Machula fordert, das Thema Umwelt nicht den Grünen zu überlassen. „Das Dahinsterben des Waldes berührt einen sehr. Wir müssen sehen, dass er schnell wieder nachwächst.“

Florian Müller plädiert für ein hartes Durchgreifen der Sicherheitsbehörden. „Bei uns gilt das Grundgesetz und nicht die Scharia.“ Auch Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan müssten möglich sein.

Bernd Hesse kritisiert, dass sich die Bedingungen für den Mittelstand in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert haben – zum Beispiel beim Kündigungsschutz. „Ein Mitarbeiter, der 20 Jahre für mich gearbeitet hat, kann in vier Wochen gehen. Und ich als Unternehmer brauche ein Jahr, um ihn loszuwerden.“

Uneinigkeit beim Thema Windkraft

Unterschiede in den Positionen werden erst in der anschließenden Fragerunde deutlich, als es etwa um die Windkraft geht. Während sich Bernd Hesse strikt für deren Ausbau einsetzt, will Florian Müller lieber Windparks auf See und eine Weiterentwicklung bei den Speichermöglichkeiten für Strom. Hildegard Hansmann-Machula stellt in Frage, ob mit dem Ausbau erneuerbarer Energien so lange gewartet werden könne und hält weitere Windräder daher nicht für verzichtbar – sofern ausreichende Abstände eingehalten und Bürger beteiligt werden. Kerstin Brauer wünscht sich einen breiteren Energie-Mix, der auch Photovoltaik oder Geothermie stärker in den Blick nimmt.

Hinter den Kulissen wird derweil viel gewunken. Von den Kameraleuten, die den Bewerbern vermitteln wollen, welches Bild die Zuschauer des Live-Streams gerade zu sehen bekommen. Und von Barbara Schäfer, der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU im Kreis Olpe, die mit einer gelben Karte das Signal gibt, wann sich die Redezeit dem Ende zuneigt. Was beides nicht immer den gewünschten Effekt zeigt.

Bis zu 130 Zuschauer waren live dabei, bilanziert Kreisgeschäftsführer Hubert Brill am Ende – darunter viele Jüngere, die man auf einem Kreisparteitag vermutlich eher nicht gesehen hätte. Auch die CDU im Kreis Olpe ist damit angekommen im „Neuland“.