Attendorn. Emma Marie Wilmes und Dzana Dreco tragen am Attendorner Bahnhof unwissentlich keine Schutzmaske. Ordnungsamt steht zu Unrecht am Pranger:

Sie haben gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen und an einem regnerischen Abend vor wenigen Tagen keine Maske am Attendorner Bahnhof getragen. Unwissentlich. Nun sollen Emma Marie Wilmes (16) und Dzana Dreco (15) aus Heggen je 150 Euro Strafe bezahlen. Die Mitarbeiter eines privaten Security-Unternehmens, die im Auftrag der Hessischen Landesbahn die Einhaltung der Maskenpflicht in Zügen und an Bahnhöfen kontrolliert, kannten keine Gnade. Nach einem öffentlichen Facebook-Post geriet das Attendorner Ordnungsamt in Verdacht. Mittlerweile ist klar: Die Mitarbeiter der Stadt stehen zu Unrecht am Pranger.

„Wir waren an dem Abend mit Freunden in der Stadt unterwegs“, erinnert sich Emma Marie Wilmes, die zur St. Ursula-Realschule geht, an den Tag zurück. Irgendwann verabschieden sich die beiden von ihren Freunden und gehen zum Bahnhof. Mit dem Zug wollen sie zurück nach Heggen fahren. Doch dazu wird es nicht mehr kommen.

Der Bahnhof ist nahezu menschenleer. Plötzlich nähern sich zwei Security-Mitarbeiter. Mit harschen Worten, so berichten die beiden Mädels, werden die jungen Frauen über ihren Verstoß gegen die Schutzverordnung belehrt. Sie müssen ihren Ausweis vorzeigen. Zaghafte Erklärungsversuche, sie hätten nicht gewusst, dass auch unter freiem Himmel am Bahnhof eine Maskenpflicht bestehe, verpuffen. „Ich finde es lächerlich, dass wir so viel Geld bezahlen sollen. Wir haben die Regel einfach nicht gekannt“, verteidigt sich Wilmes.

Maßvolles Handeln

Auf Facebook wird dem Ordnungsamt die Schuld für dieses harsche Vorgehen in die Schuhe geschoben, verbunden mit teils üblen Beleidigungen. „Das kann und will ich nicht hinnehmen“, macht Bürgermeister Christian Pospischil klar. Sein Appell: „Wir erleben derzeit harte Zeiten. Verständlicherweise liegen oft die Nerven blank. Ungerechtfertigte Vorwürfe und massive Beleidigungen bringen uns jedoch nicht weiter. Die Hansestadt und ich als Bürgermeister stehen für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung.“ Er könne zwar nachvollziehen, dass es schwer fällt, die uniformierten Mitarbeiter des Ordnungsamtes von den uniformierten Mitarbeitern des Security-Dienstes zu unterscheiden. Zumal auf den Bußgeldbescheiden als Absender auch das zuständige Ordnungsamt vermerkt ist. Aber: In Zukunft sollten Betroffene doch erst das Gespräch mit der Stadt suchen, ehe man ohne Beweise die Mitarbeiter des Ordnungsamtes beschuldigt, wirbt Pospischil.

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Doch auch schon vor diesem konkreten Fall gab es mehrere Beschwerden über das Vorgehen des Security-Unternehmens. Pospischil verspricht, dass er erneut (es gab bereits Gespräche) den Kontakt zur Hessischen Landesbahn aufnehmen und über die Situation berichten werde. „Zudem habe ich meine Mitarbeiter, die den Außendienst für das Ordnungsamt verrichten, für ein maßvolles Handeln sensibilisiert und prüfe mögliche Beschwerden sorgfältig“, erklärt der Bürgermeister.

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Von Volker Eberts und Flemming Krause

Für Emma Marie Wilmes und Dzana Dreco kommt es an jenem Abend noch dicker: Während die Security-Mitarbeiter die Personalien aufnehmen, fährt der Zug im Bahnhof ein. „Wir wurden sehr nervös. Wir mussten diesen Zug nehmen, wollten aber nicht unfreundlich sein“, berichtet Emma Marie Wilmes. Die Konsequenz: Der Zug fährt weiter – die beiden Mädels bleiben zurück. Sie haben Glück, dass sich eine Tante von Wilmes bereit erklärt, die jungen Frauen aus der Stadt abzuholen. Nachdem sie im Regen über eine halbe Stunde warten müssen.

Jugendliche in Altenhundem uneinsichtig

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In Altenhundem, auch wenn hier der Fall anders liegt, gab es kürzlich ebenso einen nicht alltäglichen Verstoß gegen die Schutzverordnung. Am Abend hielt sich eine sechsköpfige Schülergruppe am Busbahnhof auf – ohne den gebotenen Abstand und ohne Schutzmaske. Mitarbeiter des Lennestädter Ordnungsamtes stellten die Jugendlichen zur Rede.

Weil hier gleich zwei Verstöße vorlagen, nahmen sie die Personalien der 13 bis 16 Jahre alten Jugendlichen auf und verwiesen sie vom Gelände des Busbahnhofs. Damit wäre der Fall erledigt gewesen. Doch eine halbe Stunde später wurden die sechs Schüler wieder ohne Maske und Abstand angetroffen. Als sie die Streife des Ordnungsamts sahen, machten sie sich aus dem Staub. Das nutzte ihnen wenig, da ihre Personalien bekannt waren. Die Stadt leitete ein Verfahren ein. Sarah Bertram, Ordnungsamt: „Wir versuchen das immer großzügig zu regeln, wir weisen auf die Maskenpflicht hin und verhängen nicht sofort ein Bußgeld. Aber wenn wir wie keine Einsicht erkennen, leiten wir ein Verfahren ein.