Attendorn. Nachdem die Asylunterkunft im Industriegebiet Ennest durch ein Feuer zerstört wurde, plant die Stadt mit einem Ersatz. Das sind die Einzelheiten:

Der Flüchtlingscontainer in der Donnerwenge im Industriegebiet Ennest ist mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Kein Wunder, hatte ein Feuer die städtische Asylunterkunft im Sommer so stark zerstört, dass das Zuhause von gut einem Dutzend alleinstehender Männer nicht mehr bewohnbar war. Das Feuer soll, wie mehrfach berichtet, ein psychisch kranker Bewohner gelegt haben. Die Männer wurden noch in der Brandnacht in andere Unterbringungen gebracht.

Unstrittig aus Sicht der Stadt: Trotz der überschaubaren Anzahl an Zuweisungen in diesem Jahr, bedingt durch die Coronapandemie, ist der Bedarf für einen Ersatz der ausgebrannte Unterkunft unverändert vorhanden. Die Planungen im Rathaus sehen daher vor, bis Sommer kommenden Jahres einen baugleichen Container mit Platz für rund 25 bis 30 Personen in unmittelbarer Nähe zum Industriegebiet aufzustellen. Die neue Asylunterkunft soll an der Nordumgehung zwischen dem Kreisverkehr und der Wohnbebauung an der Straße „Im Schwalbenohl“ entstehen und kostet rund 460.000 Euro. Geld, das laut Kämmerer Klaus Hesener die Versicherung bezahle.

Aktuelle Situation

Mit Stand 31. März leben in Attendorn 70 geduldete Flüchtlinge, 90 befinden sich im laufenden Asylverfahren und 280 sind anerkannt. Aufgrund der Coronapandemie hat es in diesem Jahr kaum Zuweisungen gegeben, so dass diese Zahlen aktuell sein sollten.

Hintergrund: Das Grundstück in der Donnerwenge ist für die Stadt nicht mehr verfügbar. Der private Eigentümer hat den Pachtvertrag aufgekündigt. An der Nordumgehung verfügt die Stadt jedoch über ein eigenes, noch unbebautes Grundstück, das sich vor allem aufgrund seiner fußläufigen Nähe zur City eigne, so die Stadt.

Dezentrale Unterbringungen

Für Sozialamtsleiterin Christiane Plugge spielen weitere Faktoren bei der Standortauswahl eine wichtige Rolle: „Zum einen brauchen wir die entsprechende Grundstücksgröße, zum anderen wollen wir die Flüchtlinge dezentral unterbringen. Und dann besaß der Container in der Donnerwenge einen entscheidenden Vorteil: die Nähe zum Industriegebiet. Hier arbeiten einige Männer. Daher war es mir wichtig, dass der neue Standort nicht allzu weit entfernt ist.“ Dass die Planungen nicht nur auf Gegenliebe bei der unmittelbaren Nachbarschaft stoßen werden, ist der erfahrenen Mitarbeiterin aus der Verwaltung bewusst. Sie sagt: „Über den Standort lässt sich diskutieren, nicht aber über die Notwendigkeit. Wir sind verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. Das kann zu jeder Zeit passieren.“

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Anwohner Luis Garcia (SPD) vertritt unter anderem die Interessen der Schwalbenohler und ist in dieser Angelegenheit zwiegespalten. „Einerseits müssen und wollen wir diese Flüchtlinge integrieren, andererseits kann ich gewisse Ressentiments in der Bevölkerung nicht ausblenden. Mir ist es grundsätzlich wichtig, dass solche Container nur als Übergangslösungen angesehen werden und die Flüchtlinge in feste, schöne Baukörper kommen.“

Nah an der Stromtrasse

Bevor der geplante neue Container, in dem es sowohl kleinere Zimmer mit rund 15 Quadratmeter für alleinstehende Männer als auch auch doppelt so große Zimmer beispielsweise für Familien gibt, aufgestellt werden kann, muss die Politik noch grünes Licht geben. Und nicht nur das: Im Bebauungsplan der Stadt ist die unbebaute Grünfläche aktuell als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „öffentliche Parkanlage“ ausgewiesen. Das muss zunächst abgeändert werden, ebenso wie der Flächennutzungsplan. Große Auswirkungen auf die Pläne, entlang der Nordumgehung eine Parkanlage zu errichten, sieht die Stadt aber nicht. Die Grundstücksfläche für den gut 500 Quadratmeter großen Container sei entbehrlich und im Vergleich zur gesamten Grünfläche sehr überschaubar. Sprich: Der Park wird trotz des Containers eines Tages kommen.

Im Moment ruhen diese Planungen allerdings aufgrund des laufenden Planfeststellungsverfahren hinsichtlich der Höchstspannungsleitung, die an der Nordumgehung vorbeiführen wird. Allerdings mit dem notwendigen Abstand zum neuen Container. Zumindest seien bei der Stadt keine Bedenken von Netzbetreiber Amprion und der Deutschen Bahn, die dort ebenfalls eine Leitung plant, vorgetragen worden. Heißt im Umkehrschluss: Jetzt muss nur noch die Politik ihr Einverständnis geben.