Lennestadt. Gastronomen, Funktionäre und Politiker diskutieren über die Lage der Gastronomie, zum ersten Mal online.

Die Karten waren klar verteilt: die zum Zwangsurlaub verdonnerte Gastronomie und ihre Vertreter auf der einen, Politik und Verwaltung auf der anderen Seite. Dennoch: Eine Schimpforgie wurde der erste Online-Gastronomie-Politik-Gipfel, zu dem der Oedinger Gastwirt Oliver Mester am Mittwoch geladen hatte, nicht. Fazit nach gut einer Stunde Diskussion: Es ist, wie es ist. Was die Gastronomen fürchten, ist ein ständiges hin und her je nach Coronalage. „Keiner weiß, machen wir demnächst einen Monat auf und den nächsten wieder zu? Wir brauchen eine langfristige Planung“, brachte es Dehoga-Vertreter Lars Martin auf den Punkt. Was nicht nur die Gastronomen zunehmend nervt, sind die schwarzen Schafe, die sich um die Coronaauflagen und Hygienekonzepte offenbar nicht scheren. Die gebe es auch unter den Kollegen.

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Ab 2. November muss die Gastronomie ihre Türen wieder schließen, denn die Bundesregierung hat einen zweiten Lockdown beschlossen. Dann bleiben die Stühle ein weiteres Mal leer. 
Von Volker Eberts, Josef Schmidt, Verena Hallermann und Britta Prasse

Es hakt bei der Soforthilfe

In den letzten Tage wurde das Thema intensiv erörtert (wir berichteten). Auch, dass Restaurants und Lokale keine Ansteckungsherde seien, deshalb ging es gleich ans Eingemachte. Bei der Soforthilfe des Landes für die Wirte hake es. Keiner wisse, wann das Geld fließe. „Es fehlen bisher jegliche Details. Wir brauchen das Geld jetzt. Die Betriebe tappen total im Dunkeln“, sagte Lars Martin und appellierte an die Politik, hier Druck zu machen. Die Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent für Speisen gehe an vielen Wirten vorbei. Eine Ausweitung des Steuerrabatts auf Getränke würde auch den Kneipenwirten helfen.

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Klare Linie gefordert

Das Schlimmste aber sei, wenn die Lokale künftig je nach Inzidenzlage im Wechsel öffnen und schließen müssten. Jens Selter, Krombacher: „Die Gastronomen gucken jetzt schon auf den 16. November, was Frau Merkel dann sagen wird. Wichtig sei, eine klare Linie zu finden.“ Das sieht auch Jochen Ritter, MdL, so, der nach der Diskussion einen ganzen Stapel an Anregungen und Forderungen mit nach Düsseldorf nehmen wird „Das Hin und Her macht die Gäste unsicher“, sagt auch Hotelbesitzer Andreas Voss aus Saalhausen. Wenn die Betriebe am 1. Dezember wieder öffnen könnten, würden die Gäste für den Weihnachtsurlaub auch anreisen. Die meisten hätten nicht storniert.“

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Schwarze Schafe

Was viele Wirte ärgert, das sind die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen und die Leute, die sich nicht an die Coronaauflagen halten. Andreas Cordes, Wirt aus Altenhundem, wurde deutlich: „Wenn ich sehe, wie einige damit umgehen, dann mache ich mir Sorgen.“ So sieht es auch Lennestadts neuer Bürgermeister Tobias Puspas. „Es ist noch lange nicht bei allen angekommen, dass es ein Problem ist, wenn ich einen Cousin aus der Nachbarkommune treffe und den umarme.“ Man müsse das noch klarer machen, dass Infektionen dort entstünden, wo sich Leute zu nahe kämen. Warum gibt es keine schärferen Kontrollen? Diese Frage stand im virtuellen Raum. Im privaten Bereich seien der Stadt die Hände gebunden, so Puspas. Ritter: „Hinter Wohnungstüren kontrollieren, das wollen wir nicht.“