Kreis Olpe/Siegen. An einen Total-Lockdown glaubt die Industrie nicht, eher an eine durch Corona wachsende Kauf-Zurückhaltung.
„Wir haben Respekt vor der neuen Situation, aber wir funktionieren und arbeiten“, bewertet Arndt G. Kirchhoff (Attendorn), Chef der Kirchhoff-Gruppe, den erneuten Lockdown. Die Probleme seien im Ausland größer als hierzulande. „Aber wir haben natürlich Lieferverbindungen und Werke im Ausland und müssen das im Auge behalten. Wir arbeiten ja auch mit allen europäischen Autoproduzenten. Nehmen wir alleine Spanien, dort produzieren Seat, Mercedes, Opel, PSA und Renault. Also betrifft uns als Autozulieferer, was dort passiert.“
Anders als in Europa sei der Markt in China ungebrochen stark: „Die Zahlen liegen dort trotz Corona über denen des Vorjahres.“ Eine chinesische Regierung könne aber auch zu drastischen Maßnahmen greifen, die hier niemand wolle.
In den eigenen Betrieben der Kirchhoff-Gruppe sei man extrem vorsichtig: „Es gibt bei uns keine Präsenz-Besprechungen, die Mitarbeiter tragen überall Maske. Nur, wer sich allein im eigenen Büro aufhält, kann die Maske abnehmen. Und das wird alles sehr streng eingehalten.“ Kirchhoff sieht die Ursache für den starken Anstieg der Infektionszahlen im privaten Bereich. „Ich glaube nicht an einen Lockdown in der Industrie."
Zu fürchten sei aber auch in der deutschen Wirtschaft insgesamt, wenn sich die allgemeine Zurückhaltung zu einem länger andauernden breiten Konsumverzicht der Bevölkerung auswachse. Das könne sich spürbar auf die Wirtschaft auswirken.
Höhere Sparquote
Diesen Aspekt nimmt auch Klaus Gräbener, Chef der IHK Siegen/Olpe auf: „Ein ernst zunehmender Gedanke, den man auch mit Zahlen belegen kann.“ Im Mittel der vergangenen drei Jahre, 2017, 2018, 2019, lag die Sparquote der Deutschen bei etwas über zehn Prozent. Volkswirte schätzen, dass diese Quote in 2020 auf 12,5 bis 13 Prozent steigen werde.“ Ein für die gesamte Wirtschaft nicht zu unterschätzender Effekt. Im Klartext: Wenn die Menschen keine Autos kaufen und es stattdessen auf die Bank tragen, wirke sich das auf die Wirtschaft auch im Kreis Olpe aus: „Da muss ein Schalter im Kopf umgelegt werden.“
Die Stimmung in der Industrie, so Gräbener, sei momentan besser als im April, Mai. Die Investitionsbereitschaft sei aber im Keller. In den ersten acht Monaten des Jahres 2020 habe die Industrie im Kreis Olpe rund 15 Prozent weniger umgesetzt als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Auch Gräbener glaubt nicht mehr an einen Total-Lockdown. Das würde den Staat finanziell überfordern.