Kreis Olpe. Für Veranstalter im Kreis Olpe ist der zweite Lockdown eine Katastrophe. Es geht nicht nur um Umsatzeinbrüche, sondern ums Überleben.
Zwischen Zorn und Wut bewegt sich die Stimmungslage in der Branche, die schon der erste Lockdown so gewaltig traf, dass es nicht mehr um Umsatzeinbrüche, sondern ums nackte Überleben geht: „Wir werden dieses Jahr wohl bei 10 bis 20 Prozent unseres normalen Jahresumsatzes liegen“, kommentiert Dirk Joachimsmeier, Chef von Eventtechnik Südwestfalen mit Standbeinen in Meschede und Lennestadt, die aktuelle Situation.
Dirk Joachimsmeier (Lennestadt/Meschede): Seine Position zum zweiten Lockdown, der die Eventbranche zum zweiten Mal weitgehend lahm lege, ist klar und deutlich: „Wir werden als Unschuldiger mitbestraft. Wir haben allesamt sehr umsichtig mit Hygienekonzepten gearbeitet, die auch funktioniert haben. Ich denke da beispielsweise an den Indian Summer beim Elspe Festival. Man weiß doch, wo die Infektionsherde sind. Das sind die Hochzeiten und größere private Feiern.“ Der erneute Lockdown betreffe aber die Eventbranche oder die Gastronomie insgesamt heftig und damit die, die aufgepasst und die Vorgaben eingehalten hätten: „Das jetzt ist eine absolute Fehlentscheidung der Politik.“ Es sei kein Wunder, dass die Wut bei den Betroffenen immer stärker wachse.
Auch, wenn sein Unternehmen unter anderem mit Hilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) erst einmal existieren könne, müsse es eine Perspektive geben: „Irgendwann müssen wir auch wieder Geld verdienen.“
Auf seine eigene Stimmungslage angesprochen, sagt Joachimsmeier: „Man hat es den ganzen Tag im Kopf, denkt über neue Konzepte nach.“ Es gehe ja um mehrere Existenzen: „Wir haben in normalen Zeiten über 20 Mitarbeiter, neun fest angestellt. Und die wollen wir ja gerne halten.“ Ganz konkret seien wegen des Lockdowns schon Weihnachtsmärkte abgesagt worden, Firmentagungen oder Betriebsversammlungen.
Joachimsmeiers Bitte an die Politik: „Lasst die Leute lieber kontrolliert feiern!“
Sebastian Arndt aus Olpe (Arndt Eventtechnik) schätzt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es im nächsten Jahr eine Pleitewelle in der Branche geben werde: „Die Kleinen werden es eher überleben, als die Großen. Die haben es ganz schwer. Ich denke, 50 bis 60 Prozent der Unternehmen werden in die Knie gehen.“ Wenn Mitte des Jahres der eine oder andere Kredit auslaufe und das auf Eis gelegte Insolvenzrecht wieder in vollem Umfang greife, sehe es düster aus.
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Nach seinem Jahresumsatz im Vergleich zu „normalen Jahren“ gefragt, schätzt Arndt: „Etwa 50 Prozent.“ Allerdings gebe es auch Hoffnung: „Viele Veranstaltungen, gerade Hochzeiten, die dieses Jahr nicht stattfinden konnten oder können, sind fürs nächste Jahr gebucht worden.“ Rund 50 Hochzeiten habe er bereits im Terminkalender 2021. Im Schnitt liege die Personenzahl bei rund 80 bis 100 Gästen, das dürften auch 2021 noch deutlich weniger sein. Arndt: „Mit irgendwelchen Beschränkungen ist auch im nächsten Jahr zu rechnen. Vielleicht geht es dann nur mit 50 Leuten.“ Weitere Auswirkung des neuen Lockdowns: „Weihnachtsfeiern der Firmen sind schon alle abgesagt. Da haben wir ansonsten acht bis zwölf ausgerichtet.“
Uli Schulte aus Attendorn (Bassta Event Technologies) schätzt seinen Umsatzverlust für das laufende Jahr auf rund 75 Prozent: „Wir haben extrem starke Einbrüche, die Branche liegt am Boden, es werden nicht alle überleben.“ Nachteilig, so Schulte, sei die schwache Lobby, die die Branche in der Politik habe: „Man merkt jetzt, dass wir keinen starken, einheitlichen Verband haben.“ Die Kluft zur Politik müsse unbedingt kleiner werden.
Schulte ist mit Blick auf die ebenfalls gebeutelte Gastronomie sicher: „Unsere Situation ist noch schlechter.“ Auch für 2021 ist Schulte alles andere als optimistisch: „Großveranstaltung wie Konzerte oder Festivals müssen mit einer langen Vorlaufzeit geplant werden.“ Und bei der derzeitigen Unsicherheit sei das mit erheblichem Risiko behaftet. „Ich rechne nicht damit, dass 2021 veranstaltungsmäßig ein starkes Jahr wird.“ Die Angst stecke vielen Menschen auch dann noch in den Knochen.