Attendorn. Textildiscounter verabschiedet sich aus der Wasserstraße, bleibt aber in Attendorn vertreten. Die Suche nach einem neuen Mieter hat begonnen.

Nachdem bereits der Discounter TEDi in diesem Sommer die Wasserstraße verlassen hat (wir berichteten), folgt demnächst der Textildiscounter NKD. Das Unternehmen bleibt allerdings Attendorn erhalten, wie Pressesprecher Jörg Roßberg auf Anfrage mitteilte. Im Frühjahr 2021 plant NKD in der Niedersten Straße 10 den Geschäftsbetrieb im Hause Fleischmann fortzuführen.

Hier verkaufte bis ins Jahr 2012 die Drogeriemarktkette „Ihr Platz“, die aufgrund der Insolvenz allerdings schließen musste. Danach war das Ladenlokal nicht mehr vermietet. Jetzt wird durch NKD diese Lücke geschlossen.

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„Wir freuen uns, dass der langjährige Leerstand in der Niedersten Straße endlich beseitigt wird und sich NKD zukunftsfähig und größer in Attendorn aufstellt“, so die Stellungnahme von Kristin Meyer von der Stadt Attendorn. Zur Situation in der Wasserstraße meinte sie: „Jeder Leerstand bietet auch die Chance der neuen Nutzung. Im Gespräch mit den Eigentümern und potenziellen neuen Betreibern bemüht sich die Stadt, die Wasserstraße wieder zu beleben.“

Fläche rund 260 Quadratmeter

Insgesamt 35 Jahre war NKD in der Wasserstraße 5 mit seinem Ladenlokal untergebracht. Besitzer Erich Ulrich Rinschede hat zwei Schilder mit dem Hinweis, dass das Ladenlokal mit einer Fläche von ca. 260 Quadratmetern neu zu vermieten ist, in die Schaufenster gehangen.

Rund 1850 Filialen

NKD gehört zu den größten Textileinzelhändlern in Deutschland und Österreich. Zum Filialnetz, das sich über Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien erstreckt, gehören rund 1850 Filialen. Das Angebot umfasst Alltags- und Sportbekleidung, Heimtextilien und kleinere Einrichtungsgegenstände im unteren Preissegment.

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Aus der Geschichte dieses alten Attendorner Hauses geht hervor, dass die Besitzer vor der „NKD-Zeit“ selbst lange eine Eisenwarenhandlung führten. Der Verkauf war jahrzehntelang die Aufgabe von Hedwig Rinschede, die ein umfangreiches Programm anbot. In einer Geschäftsanzeige im Adressbuch von Stadt und Amt Attendorn, Ausgabe 1953, wird das Verkaufsangebot wie folgt beschrieben: Eisenwaren, Haus- und Küchengeräte, Öfen, Herde, Waschmaschinen, Fahrräder, Kinderwagen, Glas, Porzellan, Kunst- und Bauschlosserei und Kleineisenwaren. Auch wurden Munition und Gewehren verkauft, erinnert sich Erich Ulrich Rinschede. Aber Rinschedes beschäftigten sich nicht nur mit dem Handel, sondern unterhielten in der Wasserstraße auch eine Produktionsstätte.

Eisenwarengeschäft fortgeführt

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Hier hatte Schlossermeister Erich Rinschede das Sagen, der in der Hansestadt besser unter dem Spitznamen „Jürn“ bekannt war. Er erbte alles von seinem Vater Otto. Zunächst wurden Ofenrohre und Zubehör produziert. Später fertigten Erich Rinschede und seine Mitarbeiter auf 35 Drehautomaten unter anderem Messing-und Stahldrehteile sowie Spannringen. Erich Rinschede verkaufte altersbedingt den Produktionsbereich an die heute nicht mehr existierende Firma Richard Behrend aus Attendorn. Das Eisenwarengeschäft wurde fortgeführt, bis Hedwig Rischede ihr 60. Lebensjahr vollendete. Später gehörte Hedwig Rinschede zu den ältesten Attendorner Einwohnern. Am 14. August 2016 konnte sie ihr 100. Lebensjahr im Kreise ihrer Familie vollendet. Eine Woche vor Vollendung des 101. Lebensjahres verstarb die Attendornerin. Erich Ulrich Rinschede hofft, schnell einen Nachmieter zu finden. Das sei in der heutigen Zeit allerdings nicht einfach.

So konnte Klaus Vaut, Besitzer des Leerstandes Wasserstraße 11, bis heute keinen neuen Mieter finden, wie er gegenüber unserer Zeitung sagte. Der 82-Jährige wohnt in Spenge im ostwestfälischen Kreis Herford. Deshalb unterstützt ihn bei der Vermietung die Attendorner Stadtverwaltung. Das Ladenlokal hat eine Fläche von 300 Quadratmetern. Klaus Vaut möchte die Zeit nutzen und derweil Ausbesserungsarbeiten durchführen lassen.