Attendorn. Gegenüber des Rossmanns in Attendorn soll das Sortiment Bekleidung angesiedelt werden. Nach europaweiten Ausschreibung nur eine Bewerbung.

Glaubt man den Zahlen der Gutachter, dann kaufen die Attendorner Bürger ihre Hosen und Hemden lieber in den Nachbarstädten. Im Sortiment Bekleidung muss die Hansestadt nämlich jedes Jahr Kaufkraftabflüsse in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro hinnehmen. Ein Zustand, den weder Politik noch Verwaltung gutheißen.

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Deswegen hat die Stadt vor zwei Jahren den „Cohn-Komplex“ inmitten der Innenstadt nach langen Verhandlungen mit den Eigentümern erworben. Und zwar ausdrücklich mit dem Ziel, dort Einzelhandel mit dem Schwerpunkt Bekleidung anzusiedeln. Einen unterschriftsreifen Vertrag mit einem Investor haben Bürgermeister Christian Pospischil und Gebäudemanager Ludger Gabriel zwar noch nicht auf dem Tisch liegen, die Planungen haben zuletzt aber an Fahrt aufgenommen.

Zu hohe Investitionskosten

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Klar ist: Von der ursprünglichen Idee, den gesamten Komplex an der Wasserstraße und Breiten Techt (Grundstücksfläche rund 1000 Quadratmeter) abzureißen, hat die Stadt mittlerweile Abstand genommen. Auch wenn durch einen Neubau Platz für Geschäfte auf zwei Etagen entstanden wäre.

Weiterer Ankermieter gesucht

Im Übrigen ist die Stadt parallel auf der Suche nach einem weiteren innerstädtischen Standort für einen weiteren Ankermieter im Sortiment Bekleidung. Gabriel: „Wir wollen und müssen ein Angebot schaffen, um die Frequenz zu erhöhen und die großen Kaufkraftabflüsse bei der Bekleidung abzufangen.

Aber: „Unsere Planungen haben deutlich gemacht, dass ein Abriss aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll wäre, weil zu hohe Investitionskosten entstehen würden, um auch wirklich marktgerechte Mieter zu finden“, erklärt Bürgermeister Pospischil. In diesem Zusammenhang macht Ludger Gabriel auf ein „systemrelevantes Problem“ aufmerksam: „Die Bekleider schließen heute in der Regel kurzfristige und umsatzabhängige Mietverträge ab, das ist für Investoren tödlich.“

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Aus diesen Gründen soll nun ein Umbau herhalten. Dadurch verliere man zwar Verkaufsfläche im Vergleich zu einem Neubau, doch mit den rund 600 Quadratmetern im Erdgeschoss lässt sich schon einiges bewerkstelligen, sind sich Pospischil und Gabriel einig. „Früher gab es Verkaufsflächen von 120 bis 140 Quadratmetern, das ist heute nicht mehr marktfähig. Echte Wirkung erzielen wir, wenn wir Bekleidung auf mehr als 300 Quadratmetern anbieten“, weiß Gabriel und nennt in diesem Kontext das ehemalige Ladenlokal von Schuster ProFashion an der Kölner Straße, wo mittlerweile Mode Maiworm ansässig ist. Die Verkaufsfläche ist dort rund 360 Quadratmeter groß. Das würde im Cohn-Gebäude ähnlich gut aufgehen können.

Lage ist optimal

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Ob sich später neben einem Bekleidungsgeschäft noch ein ergänzendes Sortiment ansiedelt, ist denkbar. Möglich ist aber auch, dass ein Mieter die gesamte Fläche für sich in Anspruch nimmt. Schöner Nebeneffekt der bevorzugten Umbau-Variante: „Wir erhalten dieses markante Gebäude, das natürlich noch in Schuss gebracht werden muss“, so Pospischil. Zudem braucht es später, wenn der Investor starten will, kein aufwendiges Bauverfahren.

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Und noch etwas stimmt Pospischil optimistisch: die Lage inmitten der Attendorner City. „Im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden Rossmann können wir einen starken Anziehungspunkt schaffen.“ Deswegen werde man Mieter finden – auch wenn die Situation im Bekleidungshandel nicht rosig sei, etwa durch die Internetkonkurrenz. „In diesem Bereich ist es wirklich schwierig, Investoren und Mieter zu finden“, so Gabriel.

Nur ein Projektentwickler

Apropos Investor. Nach einer europaweiten Ausschreibung hatte sich nur ein einziger Projektentwickler beworben. Gibt die Politik grünes Licht, würde die Stadt mit diesem gerne das Projekt umsetzen. Damit ein für alle Mal die Zukunft des Gebäudes, in dem aktuell sogenannte Pop-up-Shops, also zeitlich begrenzte Mieter, untergebracht sind, geklärt ist.