Gartenexperte Thomas Kramer aus Olpe ist immer wieder fasziniert vom Amberbaum. Ab Ende September nehmen dessen Blätter verschiedenste Farben an.
Woran erkennt man, dass der Herbst naht? Richtig: Statt rot lackierte Zehennägel trägt Ehefrau dicke Wollsocken. Die sind aber auch bunt, genau wie das, was uns jetzt erwartet.
Für mich ist der Herbst die schönste Jahreszeit. Ich ziehe mir lieber einen Pulli über, statt bei über dreißig Grad in der Sonne zu brutzeln und freue mich immer über die Veränderung der Farben, die die Natur uns jetzt so ganz nebenbei liefert. Das Farbenspiel der Blätter bei der Herbstfärbung fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue. Blödsinn, denkt jetzt sicher der Ein oder Andere. Die Blätter werden gelb, dann fallen sie runter, werden braun und ich muss alles wegmachen. Stimmt, bei vielen Bäumen ist das so und genießen Sie die Zeit des Wegmachens, denn Gartenarbeit an der frischen Luft hat noch keinem geschadet.
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Es gibt aber Bäume, dessen Laub nicht nur gelb wird und dann abstirbt, sondern deren Blätter sich in einer Art verfärben, die wirklich fasziniert. Mein Lebkuchenbaum zum Beispiel, viele Ahornarten oder der Amberbaum gehören zu diesen besonderen Pflanzen. Woher sie kommen ist selbsterklärend, wenn wir bei der Beantwortung der Frage an den „Indian Summer“ denken. In Nordamerika und Kanada sind diese Bäume nicht nur Einzelpflanzen in Gärten oder Parks, sondern stehen in großen Wäldern als wertvolle Nutzbäume.
Keine Kriegsbemalung anlegen
Bei der Menge an Bäumen ergibt sich in der Zeit der Herbstfärbung sicher ein gigantisches Gesamtbild und ich kann mir gut vorstellen, dass sich daran schon so mancher Häuptling erfreut hat. Sie brauchen jetzt aber keine Kriegsbemalung anzulegen und nach Kanada zu reisen. Sie können auch einfach einen Amberbaum in Ihren Garten pflanzen.
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Liquidambar styraciflua ist ein Baum oder Großstrauch, der schon Platz braucht, aber es gibt Züchtungen, die auch für kleine Gärten geeignet sind. Wird der normale Amberbaum bei guten Verhältnissen 12 bis 18 Meter hoch, so wächst die Sorte Liquidambar styraciflua „Gumball` als Veredelung kugelartig auf einem Stamm und die Sorte Liquidambar styracifua „Slender Silhouette“ wächst säulenförmig in einer Breite von ungefähr einem Meter straff aufrecht. Wenn man einige Dinge beachtet, sind Amberbäume eigentlich unkompliziert und Schädlinge und Krankheiten machen einen großen Bogen um diese Bäume. Sie wollen Sonne haben, einen humosen Boden, der durchaus lehmig sein darf, aber frei von Staunässe ist. Im Klartext heißt das: bei trockenen, sandigen oder steinigen Böden beim Pflanzen Kompost oder Humus mit einarbeiten und bei nassen, lehmigen Böden Sand zum Abmagern nutzen.
Keine zusätzlichen Düngemittel
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Junge Pflanzen müssen natürlich gewässert werden und Hornspäne helfen beim Anwachsen, aber wenn sie einmal Fuß gefasst haben, vertragen sie gut Trockenheit und brauchen keine zusätzlichen Düngegaben. Rückschnitte übrigens auch nicht – lassen Sie die Bäume einfach wachsen. Die Blätter der Amberbäume sind den großen Ahornblättern ähnlich und im Frühling und Sommer sind sie einfach nur grün. Dann aber, wenn der Herbst kommt, verfärben sie sich einzigartig ab Ende September in ein Farbenmeer aus orangen, gelben, hellroten, karminroten oder dunkelvioletten Tönen, die faszinieren und vielfach sind auch mehrere Farben in einem Blatt.
Immer? Leider nein und jetzt wird es doch etwas kompliziert. Manch einer hat schon eine böse Überraschung erlebt und der „Indian Summer“ blieb aus. Das hat etwas mit der Vermehrung der Pflanzen zu tun. Entweder werden sie aus Samen produziert oder aus Veredelungen. Bei den Veredelungen ist die Herbstfärbung fast immer gut und zuverlässig, bei sämlingsvermehrten Pflanzen kann das sehr unterschiedlich sein. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie Amberbäume möglichst im Herbst pflanzen und selbst in einem Gartencenter oder in einer Baumschule aussuchen. Vielleicht müssen Sie da auch öfter mal vorbeischauen und sich ansehen, wie sich die Blätter färben. Aber so haben Sie garantiert den richtigen Baum im Garten. So, meine lieben Germanischen Indianer, wer also „Indian Summer“ haben will, ohne zu reisen, weiß jetzt, was er selber pflanzen muss. Klar, oder?
Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer