Wenden/Kreis Olpe. Nach dem Corona-Fall in Wenden wurde eine Klasse nach Hause geschickt. Auch andernorts im Kreis sind die ersten Schüler zurück im Distanzlernen.

Der Corona-Fall an der Gesamtschule Wenden lässt die Gerüchteküche brodeln. „Ich habe mehrfach gehört, dass unsere Schule komplett dicht und verseucht sei. Das geht total schnell“, sagt Schulleiterin Julia Cruz-Fernandez am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion.

In einer Konferenz mit dem Kollegium ist die Situation am Vormittag besprochen worden. „Es gibt keinen Massentest, keine Testungen der ganzen Schule“, berichtet sie. Die infizierte Lehrerin sei in Quarantäne, ebenso wie ihre Klasse mit 28 Schülerinnen und Schülern. Ansonsten gebe es aktuell unter allen Coronabedingungen normalen Unterricht im Regelbetrieb. „Stand jetzt“, wie die Schulleiterin betont.

Auch das Gerücht, dass es weitere Fälle gebe und noch mehr Schüler und Lehrer in Quarantäne seien, stimme nicht: „Andere Klassen oder Kurse sind nicht betroffen. Nach jetzigem Kenntnisstand gibt es keinen infizierten Schüler.“

Kreis hat keine Quarantäne für Schüler angeordnet

Die Entscheidung, die Klasse der infizierten Lehrerin nach Hause zu schicken, habe bei der Schulleitung gelegen, erklärt Michael Färber, Leiter des Kreisgesundheitsamtes auf Nachfrage. „Der Fall zeigt uns, dass die Hygiene-Standards an den Schulen greifen, weil die Schüler nicht als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft werden mussten.“ Nur dann wäre unmittelbar eine 14-tägige Quarantäne seitens des Kreises angeordnet worden.

An der Gesamtschule haben sich die Ereignisse am Donnerstag überschlagen. Nachdem sich viele Lehrerinnen und Lehrer am Dienstag den freiwilligen Tests unterzogen haben, gingen zwei Tage später die Ergebnisse bei der Schulleiterin ein. 42 Minuten vor der Einschulung der Fünftklässler um 11 Uhr habe sie vom Gesundheitsamt die Nachricht erhalten, dass die Klassenlehrerin mit Corona infiziert sei. „Die Kollegin fiel aus allen Wolken, weil sie gar keine Symptome hatte“, sagt Julia Cruz-Fernandez.

Sie habe bereits die ersten Eltern mit ihren Kinder ankommen sehen, erzählt sie von dem besonderen Vormittag, dann aber blitzschnell gehandelt und die Einschulung aus Sicherheitsgründen abgesagt: „Ich wollte nicht, dass es zu einer Vermischung kommt. Es hätten ja dann 130 neue Schülerinnen und Schüler mit jeweils einem Begleiter unsere Schule betreten. Die Klassenlehrer haben alle Eltern angerufen. Es gab großes Verständnis.“ Die Einschulung soll jetzt am kommenden Montag nachgeholt werden.

Klasse wird vom DRK auf Corona getestet

Am Montag wird auch das Testmobil des DRK in Wenden aufgebaut, um die 28 Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klasse auf eine Corona-Infektion zu testen. Liegen dann – wie es erwartet wird – negative Test-Ergebnisse vor, können die Jugendlichen in die Schule zurückkehren. „Die Schulleitung nimmt das Thema sehr ernst und achtet strikt auf die Hygiene-Maßnahmen“, lobt Michael Färber. Daher habe auch kein weiterer Lehrer in Quarantäne geschickt werden müssen. „Wir haben nicht den Fall, dass das ganze Kollegium betroffen ist. Das ist eine gute Erkenntnis.“

Julia Cruz-Fernandez ist der Kollegin dankbar, sich getestet zu haben: „Sie hat bis zu dem Zeitpunkt noch unterrichtet. Sie hatte ja gar nichts gemerkt. Das war für sie ein totaler Schock.“ Ihre Klasse sei jetzt im Home-Schooling. Aufgaben erhalten die Schülerinnen und Schüler über digitale Klassenräume.

Es handelt sich um eine obere Klasse (zwischen 8 und 10). Da in diesen Klassen immer zwei Klassenlehrer unterrichten, ist neben der Lehrerin auch noch ein Kollege betroffen, zugleich der Lebensgefährten der Infizierten. „Die beiden sind ein Paar. Er ist derzeit auch nicht an der Schule. Sein Testergebnis steht noch aus“, sagt die Schulleiterin.

Klasse am SGO nach Hause geschickt

Vorsorglich nach Hause geschickt wurde auch eine Klasse am Städtischen Gymnasium Olpe, der die Tochter der betroffenen Lehrerin angehört. „Es hätte gereicht, nur die einzelne Schülerin in Quarantäne zu schicken“, sagt Schulleiter Holger Köster, „wir haben aber schulintern entschieden, dass wir die gesamte Klasse vorsorglich auf Distanzlernen setzen.“ Er rechnet damit, dass die Klasse schon am Montag wieder zum Präsenzunterricht erscheinen kann, wenn das Testergebnis der betroffenen Schülerin vorliegt.

„Wir beobachten viel Verständnis für die Situation und viel Disziplin“, findet Holger Köster nach drei Schultagen positive Worte für den Schulbetrieb unter Corona-Regeln. „Uns war klar, dass uns das Thema das ganze Schuljahr begleiten wird.“ Dass es so schnell den ersten Verdachtsfall gibt, sei aber auch für die Schulleitung eine Überraschung gewesen. „Dass wir so schnell auf Distanzlernen umschalten können, zeigt uns aber auch, dass wir handlungsfähig sind.“

Die meisten Lehrer an den Schulen im Kreis Olpe hatten sich vor Schulstart am Montag und Dienstag freiwillig testen lassen. „Es gibt individuelle Absprachen, dass sich nicht alle Lehrer irgendwo hinbegeben müssen, sondern dass die Hausärzte, die die Tests durchführen, dafür in die Schulen kommen.“

Infizierte Lehrerin kürzlich aus Ausland zurückgekehrt

Infiziert hat sich die Lehrerin offenbar im Urlaub. Sie sei vergangene Woche aus einem Nicht-Risiko-Gebiet zurückgekehrt, bestätigte Michael Färber. „Reiserückkehrer machen zur Zeit unser Geschäft aus“, analysiert er die Situation. Mit 22 neuen Corona-Fällen seit dem Wochenende sei das Infektionsgeschehen im Kreis Olpe wieder agiler geworden.

Allerdings müsse kein Infizierter stationär behandelt werden, die meisten seien sogar symptomfrei. Dies sei anders als während der ersten Infektionswelle, als – auch durch Reihentestungen – viele Fälle in Altenheimen gemeldet worden seien. „Jetzt sind es meist 30-, 40-, 50-Jährige.“

Der Forderung, die Karnevalssession 2020/21 angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen vorsorglich abzusagen, wie sie in dieser Woche vom Landrat des Rhein-Sieg-Kreises erhoben wurde, möchte sich Michael Färber jedoch nicht anschließen: „Wir können alle nicht vorhersehen. Ich weiß, dass sich viele Vereine sehr bewusst sind, dass und das Thema Corona allerdings noch lange beschäftigen wird.“