Kreis Olpe. Die Lehrer im Kreis Olpe sind froh, dass es wieder Präsenzunterricht gibt. Die Maskenpflicht: notwendig. Doch sie erwarten auch Schwierigkeiten.

Fast fünf Monate herrschte coronabedingter Ausnahmezustand an den Schulen. Am Mittwoch kehren die Schulen in Nordrhein-Westfalen jedoch wieder zum Regelbetrieb zurück. Mit einer entscheidenden Maßnahme: die Maskenpflicht. NRW ist das einzige Bundesland, das sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Verständlich oder kaum praktikabel? Die Redaktion hat sich an den Schulen im Kreis Olpe umgehört.

„Wir sind schon vor dem Erlass dazu übergegangen, dass wir definitiv mit einem Mund-Nasen-Schutz das neue Schuljahr starten“, erklärt Christian Otto, stellvertretender Schulleiter der Sekundarschule Olpe-Drolshagen. Für ihn sei die Maskenpflicht die absolut richtige Entscheidung: „Gerade im Hinblick darauf, dass zuletzt viele Risikogebiete ausgewiesen worden sind und die Infektionszahlen wieder gestiegen sind, halte ich das nur für konsequent, um uns alle zu schützen.“

Kommentar: „Defizite werden noch lange präsent sein“

Endlich! In den Schulen stellt sich ab heute wieder so etwas wie Normalität ein. Das ist so wichtig. Denn wenn Corona eines offenbart hat, dann ist es der unzureichende Digitalisierungsstand in Deutschland. Und im Bildungsbereich ist das besonders eklatant.

Das Digitale Lernen ist (noch) nicht ansatzweise vergleichbar mit dem Output des Präsenzunterrichts. Die Defizite im Lernstoff, die sich in den vergangen fünf Monaten bei den Schülern eingestellt haben, werden noch lange präsent sein. Und dennoch finden Einige, dass die Rückkehr zum Regel-Schulbetrieb zu früh und das stundenlange Tragen einer Maske unzumutbar sei. Doch was ist die Alternative? Niemand zieht sich gerne einen Mund-Nasen-Schutz auf. Aber deswegen auf den festgelegten Bildungsstandard verzichten zu wollen halte ich für fatal.

Allerdings merken Kollegen, die schon seit einigen Tagen wieder in der Schule sind, um Vorbereitungen zu treffen, genauso wie er selbst, wie anspruchsvoll das Tragen einer Maske ist bei der derzeitigen Hitzewelle. Vor diesem Hintergrund sei es für ihn eine sinnvolle Entscheidung, dass die Hitzefrei-Regelung angepasst wurde. Heißt: Wenn die Raumtemperatur auf mehr als 27 Grad ansteigt, können Schüler vom Unterricht befreit werden.

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Der Sport- und Schwimm-Unterricht sollte laut NRW-Schulministerium möglichst in vollem Umfang wiederaufgenommen werden. Christian Otto sieht das tendenziell skeptisch: „Für die Kollegen ist das eine große Herausforderung, dass der Sportunterricht bis zu den Herbstferien nur im Freien stattfinden darf. Denn: Was sollen die Schüler draußen großartig machen dürfen, wenn der Abstand eingehalten werden muss und es keinen Kontaktsport geben darf?“

Weniger problematisch sieht Otto den Mensabetrieb. „Die Schüler gehen im Klassenverband gemeinsam essen. Die Zeiten für die einzelnen Klassen sind gestaffelt, um so eine Durchmischung zu vermeiden.“ Ein Buffet wird nicht angeboten. Stattdessen reichen die Mensa-Mitarbeiter das Essen mit Besteck auf einem Tablett direkt über die Theke. Dabei ist jeder Klasse ein bestimmter Tisch zugewiesen, an dem die Schüler wiederum den Mindestabstand einhalten müssen. Einen Snackverkauf gibt es derzeit nicht. Außerdem wurden aufgrund der Hygienerichtlinien die Wasserspender abgedreht.

Plan B – Digitales Lernen – bleibt bestehen

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Auch für Björn Donadell, Schulleiter der St.-Franziskus-Schule in Olpe, ist die Maskenpflicht eine notwendige Maßnahme, denn: „Es kann nicht funktionieren, dass alle Schüler den Mindestabstand einhalten werden“, ist er überzeugt. Die Rückkehr zum Präsenzunterricht sei ein wichtiger Schritt, denn nur so könne man effektiv sehen, wo sich Schwachstellen im Lernstoff eingeschlichen haben. Trotzdem gebe es an der Schule weiterhin einen Plan B: „Wir möchten unsere Erfahrungen einsetzen, die wir im digitalen Unterricht sammeln konnten und das Konzept aufrechterhalten. Um für einen neuen möglichen Lockdown gewappnet zu sein“, erklärt Donadell. Das solle von Anfang an auch schon den Fünftklässlern vermittelt werden.

Erhöhte Belastung für Schüler

Laut Donadell begegnen die Lehrer der neuen Situation mit Respekt, die Freude über die Normalität überwiege allerdings. Sich wiedersehen und persönlich miteinander sprechen zu können, sei unabdingbar für das Gemeinschaftsgefühl.

Thorsten Vietor, kommissarischer Leiter der Bigge-Lenne-Gesamtschule in Finnentrop, hat den Lehrern mit auf den Weg gegeben, nach eigenem Ermessen mit den Schülern Pausen auf dem Schulhof zu machen, um dort die Masken auch mal abzusetzen oder sich zu stärken. Natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln.

„Das ist unangenehm für alle und sicher eine erhöhte Belastung, aber für eine begrenzte Zeit ist es sinnvoll, das so zu machen“, sagt Birgitta Pieters, Leiterin des Gymnasiums der Stadt Lennestadt. Wegen der Urlaubsrückkehrer sei die Maskenpflicht jetzt richtig: „Bis 31. August geht die Ausführungsbestimmung. Ich schätze, dass es die Maskenpflicht dann nicht mehr gibt. Langfristig kann man so nicht unterrichten.“ Auch Jan Fabian Borys, Schulleiter am Gymnasium Maria Königin in Altenhundem, steht hinter der Maskenpflicht: „Dass es gerade jetzt in der Hitze so ist, ist dumm gelaufen, aber davor schreckt der Virus ja auch nicht zurück.“