Lennestadt/Kirchhundem. Mehrere Windkraftunternehmen scharren mit den Füßen, wollen in Lennestadt und Kirchhundem neue Anlagen entwickeln.

Es ist wie die Windstille vor dem Sturm. Fakt ist: Mehrere Windkraftunternehmen stehen im östlichen Kreisgebiet in den Startlöchern und warten darauf in der „Formel Wind“ endlich richtig durchstarten zu können. Das Unternehmen ABO Wind aus Wiesbaden hat den Bauantrag für zwei insgesamt 240 Meter hohe Windräder östlich von Oedingen an der Stadtgrenze zur Gemeinde Eslohe gestellt. Mit dem Antrag nach dem Immissionsschutzgesetz im einfachen Verfahren wolle ABO Wind die beiden Standorte, die nicht in den Vorranggebieten der Stadt liegen, vor Mitbewerbern schützen, so Unternehmenssprecher Dr. Daniel Duben.

ABO Wind ist nicht das einzige Windkraftunternehmen, das mit der Stadt in Kontakt steht. Und das nicht nur, um ganz unverbindlich potenzielle Windradflächen auszuloten. „Das Thema Windkraft wird immer verbindlicher“, so Bürgermeister Stefan Hundt in der letzten Ratssitzung.

Stadt setzt auf positive Bauleitplanung

Hintergrund dafür ist eine grundlegende Kehrtwendung der Windkraftplanung der Stadt. Anstatt stur abzuwarten, bis die Landesregierung sich endlich zu verbindlichen Leitlinien bezüglich Mindestabstandsflächen und anderen Vorgaben durchringt, beschloss die Stadt unabhängig von der Weiterentwicklung von Windvorrangzonen im Flächennutzungsplan in eine positive Bauleitplanung nach § 249 Baugesetzbuch einzusteigen. Zusammen mit möglichen Investoren bzw. Windkraftunternehmen sollen Flächen für die Nutzung von Windenergie gesucht werden.

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Die Unternehmen nahmen diese Einladung mit Kusshand an. „Unser Ziel ist hier mit der Stadt im Einklang zu arbeiten“, so Dr. Duben von ABO Wind. Das Unternehmen kann auch anders. Ende des letzten Jahres hatte das Unternehmen vor dem Oberverwaltungsgericht in Hamm gegen den Flächennutzungsplan der Gemeinde Eslohe geklagt, weil in diesem der Windkraft nicht genug Raum gegeben würde. Solche gerichtlichen Auseinandersetzungen möchte die Stadt Lennestadt möglichst vermeiden.

Projekt Windfart lebt

Auch die Firma Ostwind aus Regensburg ist mit der Stadt in Kontakt, will ihr Projekt „Windfart“ wieder aufleben lassen. Es geht um den Bau von einem Dutzend Windrädern auf dem Höhenzug zwischen dem Veischede- und dem Olpetal. Davon sind drei bis vier Anlagen auf Lennestädter Gebiet südlich von Bilstein und Kirchveischede, die restlichen fast genau auf der Gemeindegrenze Kirchhundem/Lennestadt im Bereich Benolper Kreuz/Einsiedelei geplant. Über diese Staatswaldflächen hatte Ostwind bereits 2015 mit dem Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ einen Standortsicherungsvertrag geschlossen, der bis heute gilt.

Aktuell werde die Planung an Potenzialstudien der beiden betroffenen Kommunen angepasst. „Eine konkrete Planung zu Anzahl und Höhe der Windenergieanlagen liegt noch nicht vor, da wir die sich jetzt daraus ergebenden Standorte erst detaillierter prüfen müssen“, so Ostwind-Sprecher Christoph Markl-Meider.

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Riesiges Potenzial

Kein Wunder, dass auch in Kirchhundem, immerhin die flächengrößte Gemeinde mit der geringsten Bevölkerungsdichte und windkraftgünstigen Höhenlagen, die Windkraftunternehmen quasi Schlange stehen. Weitergehende Gespräche mit rund zehn Investoren seien aber wegen Corona noch nicht zustande gekommen, so Bürgermeister Reinéry, der die Windenergie zur Chefsache gemacht hat, um sich nicht „beplanen zu lassen“.

Im Gegensatz zum Nachbarn will die Gemeinde zunächst abwarten, dass das Land bei den Fragen zu den Abstandsflächen und bei Windkraft in Waldgebieten endlich Klarheit schaffe. „Ich erwarte vom Land, dass uns endlich die nötigen Leitplanken an die Hand gegeben werden“, so der Bürgermeister. Sollte es dennoch vorher einen konkreten Bauantrag geben, werde die Gemeinde sofort in die Planung einsteigen.

Druck nimmt zu

Fest steht: Der Druck auf die Kommunen durch die Windkraftbetreiber wird weiter wachsen. Die größten Chancen, wo nicht nur geplant, sondern auch gebaut wird, gibt es für die Windkraftbetreiber auf der Stöppel, auf dem Höhenzug zwischen Halberbracht und Langenei. Hier sollen im Rahmen eines „Repowering-Projektes“ die vier vorhandenen Windenergieanlagen durch neue moderne und wesentlich leistungsfähigere Anlagen ersetzt werden.

Die Stadt plant für die Genehmigung laut Beigeordneten Karsten Schürheck ein Bebauungsplanverfahren und will in der nächsten Fachausschusssitzung am 18. August konkret darüber berichten.