Kirchhundem/Heinsberg. Die RothaarWind GmbH will noch in diesem Jahr den Genehmigungsantrag für einen zweiten Windpark in Hilchenbach und Heinsberg stellen.

Die lange Zeit des Planens ist vorbei. Voraussichtlich noch im Dezember wird die RothaarWind Planungs-und Geschäftsführungs GmbH beim Kreis Olpe und beim Kreis Siegen-Wittgenstein den Genehmigungsantrag für einen zweiten Bürgerwindpark auf dem Rothaarkamm zwischen den Orten Heinsberg und Zinse einreichen.

Südöstlich von Heinsberg sollen insgesamt 17 neue Windenergieanlagen entstehen, davon zehn auf Kirchhundemer und sieben auf Hilchenbacher Gebiet. Das Unternehmen betreibt bereits seit einigen Jahren einen Bürgerwindpark mit fünf Anlagen westlich der L 773 von Heinsberg nach Hilchenbach.

Rücksicht auf Radarantenne

Die neuen Anlagen sollen nun östlich der Landstraße im Bereich des „Dreiherrnstein“ gebaut werden. Laut Günter Pulte, Geschäftsführer der RothaarWind Planungs-und Geschäftsführungs GmbH, sollen die Türme der neuen Anlagen mit 111 und 130 Metern niedriger sein als bei den bestehenden Anlagen. Die Planer mussten Rücksicht auf die Radarantenne des Luftwaffenstützpunktes in Erndtebrück nehmen.

Weitere Interessenten

Wie schon im bestehenden Windpark soll auch das neue Projekt ein Bürgerwindpark werden, an dem sich bevorzugt Bürgerinnen und Bürger aus dem Gemeindegebiet beteiligen können.

Neben der RothaarWind GmbH zeigten im Laufe des letzten Jahres auch die Firmen Juwi AG und ByaWa AG Interesse an potenziellen Windkraftflächen rund um Heinsberg. Konkrete Bauvorhaben sind nicht bekannt.

Während Juwi sich Richtung Rhein-Weser-Turm orientiert ist, konzentrierte sich BayWa auf das Waldgebiet Richtung Albaum/Brachthausen.

Durch den gewaltigen Rotordurchmesser von 138 Metern soll der Ertrag dagegen deutlich höher sein. Gebaut werden die Anlagen in Kooperation mit der Enercon GmbH mit Sitz in Aurich. Mit dem größten deutschen Hersteller von Windenergieanlagen bildet RothaarWind eine Planungskooperation. Die Idee zum zweiten Bürgerwindpark ist nicht neu, sondern stammt bereits aus 2011. In der Zwischenzeit ist die RothaarWind GmbH nicht untätig gewesen.

138 Meter Rotordurchmesser

Im Rahmen einer freiwilligen Umweltverträglichkeitsprüfung wurden bereits zahlreiche Gutachten erstellt, so dass die Zeit nun reif für das förmliche Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz ist. Mit der Gemeinde sei man regelmäßig im Gespräch, so Pulte. Er habe gehofft, dass die Gemeinde aktiv die Ausweisung neuer Vorrangflächen im Flächennutzungsplan angehe, was sie aus zum Teil verständlichen Gründen aber nicht getan habe, so Pulte.

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Gemeinde unter Zugzwang

Kirchhundems Bürgermeister Andreas Reinéry bestätigt das mit Verweis aus die nach wie vor unklare Rechtslage. Durch die neue Landesregierung in Düsseldorf sei die Rechtsunsicherheit noch größer geworden. Er habe immer betont, dass die Gemeinde Kirchhundem mit der größten Fläche und der niedrigsten Bevölkerungsdichte auch das größte Potenzial an Flächen für Windenergieanlagen im Kreis Olpe habe. Deshalb sei klar, dass es zu konkreten Projekten kommen werde.

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„Die Antragstellung auf neue Anlagen alarmiert uns nicht, bringt uns aber in Zugzwang in der Frage, wie gehen wir weiter vor“, so der Bürgermeister. Die Alternativen sei, die Planung komplett frei zu geben wie in Hilchenbach, wodurch die Gefahr einer Verspargelung der Landschaft durch neue Windräder wachse, oder aktiv zu planen mit dem Ziel, neue Vorrangflächen auszuweisen. Weil die Gemeinde über keine ausreichenden Windvorrangflächen mehr verfügt, sei auch Kirchhundem verpflichtet, der Windkraft substanziell Raum zu verschaffen.

Keine Prognose

Eine Prognose, wann sich das erste Windrad im neuen Bürgerwindpark drehen könnte, will Günter Pulte nicht abgeben. Er hofft natürlich, dass es möglichst schnell geht, bis die Genehmigung vorliegt. „Ich bin überzeugt, dass wir in der Gemeinde den bürgerfreundlichsten Standort gesucht und gefunden haben, so Pulte.

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Die Entfernung zwischen der Wohnbebauung in Heinsberg und dem nächst gelegenen Windrad betrage mehr als 2000 Meter. Das ist doppelt soviel, wie der derzeit diskutierte Mindestabstand von 1000 Metern. Günter Pulte machte deutlich, dass es ihm bei dem Windpark nicht nur um wirtschaftliche Erwägungen gehe, sondern er wolle so auch einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn in dieser Hinsicht sei es bereits „fünf nach zwölf.“

Schwarzstorch beschäftigt Hilchenbach

In Hilchenbach haben die Gremien bereits einem Vorbescheid für die sieben Anlagen auf Hilchenbacher Stadtgebiet zugestimmt. Der Vorbescheid betrifft Planungsrecht und Belange der Luftfahrt, nicht abgedeckt sind damit die Themen Erschließung und Naturschutz. Nachdem ein Schwarzstorch-Horst entdeckt wurde, muss ein Gutachten dazu abgewartet werden. Zwei bis drei der sieben Standorte könnten davon betroffen sein, sagt Hilchenbachs Baudezernent Michael Kleber. Dass sich an der Gesamtzahl der Anlagen noch etwas ändere, „will ich nicht ausschließen“, sagt Kleber, „das weiß allein der Schwarzstorch“.

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