Kreis Olpe. In Attendorn und Drolshagen hat sich drei Monate vor der Wahl noch kein Konkurrent für die amtierenden Bürgermeister gefunden. Woran liegt das?

Wenn die Bürger im Kreis Olpe am 13. September diesen Jahres zur Wahlurne schreiten, haben sie, auch was die Position der neuen Bürgermeister angeht, die Qual der Wahl. Eigentlich. Denn zumindest in Attendorn und Drolshagen zeichnet sich ab, dass die Wähler eben nicht zwischen mehreren Kandidaten entscheiden, sondern nur Ja oder Nein sagen können.

Gegen Christian Pospischil (SPD) in Attendorn wird aller Voraussicht nach ebenso wenig jemand antreten wie gegen seinen Drolshagener Kollegen Uli Berghof (CDU). Wir haben gefragt, warum?

Attendorn: CDU kann keinen Kandidaten begeistern

„Wir haben mit mehreren Kandidaten gesprochen, die uns aus unterschiedlichen Gründen aber abgesagt haben. Das ist bedauerlich, aber leider nicht zu ändern“, erklärt Sebastian Ohm, Stadtverbandsvorsitzender der Attendorner Christdemokraten. Und beantwortet die Frage nach dem Warum wie folgt: „Es ist heutzutage extrem schwierig, potenzielle Kandidaten für so ein Amt zu begeistern. Wir haben ein offenes und transparentes Bewerbungsverfahren im vergangenen Jahr gestartet, mit einer sehr überschaubaren Resonanz.“

Die Bürgermeister- und Landratskandidaten

Finnentrop: Bürgermeister Dietmar Heß (aus dem Amt heraus), Achim Henkel (CDU), Christian Vollmert (Freie Wähler).

Kirchhundem: Bürgermeister Andreas Reinéry (unterstützt durch SPD), Björn Jarosz (CDU).

Lennestadt: Tobias Puspas (CDU), Sebastian Sonntag (SPD), Gregor Kaiser (Grüne), Kerstin Bauer (UWG).

Olpe: Bürgermeister Peter Weber (CDU), Jan Wichterich (SPD), Matthias Koch (Grüne).

Wenden: Bürgermeister Bernd Clemens (CDU), Jutta Hecken-Defeld (SPD), Thorsten Scheen (UWG).

Kreis Olpe: Theo Melcher (CDU), Bernd Banschkus (SPD).

Ralf Warias von der FDP springt Ohm bei diesem Erklärungsansatz zur Seite: „Zunächst einmal braucht es einen ausgewiesenen Fachmann für dieses Amt. So jemanden zu finden, ist schon schwierig. Und dann gehen die Leute ein Risiko ein, denn sie wissen ja nicht, ob sie nach einer Legislaturperiode wiedergewählt werden. Wenn nicht, stehen sie plötzlich da.“ Er selbst habe mit dem Gedanken gespielt, Bürgermeister werden zu wollen, dies aus persönlichen Gründen aber wieder verworfen. Während die UWG definitiv auch keinen Kandidaten stellen wird, ist eine Entscheidung bei der Grünen laut Marius Becker indes noch nicht gefallen.

Als gewöhnungsbedürftig beschreibt auch Amtsinhaber Christian Pospischil die Situation in der Hansestadt, denn: „Was eben fehlt, ist der demokratische Wettbewerb. Und eine Demokratie ist vor Ort nur dann auf Dauer gestärkt, wenn es verschiedene Bewerber für ein solches Amt gibt.“ Andererseits habe er persönlich mehr Planungssicherheit. Auch Pospischil weiß: „Es kann nur jemand machen, der eine gewisse Nähe zu Politik und Verwaltung hat und Kompetenzen mitbringt. Und es muss zur persönlichen Lebenssituation passen.“ Bei ihm selbst trifft dies zu.

Drolshagen: SPD lobt Außenwirkung des Bürgermeisters

„Ich fände es natürlich spannender, wenn es Gegenkandidaten geben würde, werte den Verzicht der politischen Mitbewerber aber auch als Anerkennung meiner Arbeit“, kommentierte Uli Berghof die Alternativlosigkeit, vor der die Drolshagener am 13. September stehen werden. Angst vor einer deutlich schwierigeren Amtsperiode als der jetzigen habe er nicht. Immerhin sei schon die Zuwanderung von Flüchtlingen 2015 eine Herkulesaufgabe gewesen, ebenso die finanzielle Schieflage der Stadt.

Zu seinem Politikstil sagt Amtsinhaber Uli Berghof: „Ich habe alles gehalten, was ich im Wahlkampf versprochen habe.“ Die kommenden Aufgaben haben es allerdings in sich: Die Modernisierung der Feuerwehrhäuser, der Bau oder die Suche nach einer neuen Flüchtlingsunterkunft, Sanierung und Ausbau des früheren Hauptschulgebäudes und der Grundschulen, das Millionenprojekt Hallenbad und last not least die Ertüchtigung des Rathauses. Und angesichts von Corona wegbrechende Steuereinnahmen.

Angesichts dessen ist auch die SPD gespannt auf die Strategie Berghofs. SPD-Fraktionssprecher Axel Gosmann zum Kandidatenverzicht: „Wir haben niemand, der sich zur Verfügung stellt, auch weil mögliche Kandidaten beruflich momentan zu stark eingespannt sind.“ Zudem sei die Außenwirkung von Uli Berghof nicht schlecht. Ob das so bleibe, werde die SPD genau beobachten. Gosmann ist mit Blick auf die nächste Wahlperiode sicher: „Die dicken Brocken hat er noch vor sich.“

Auch die beiden Unabhängigen, UDW und UCW, stellen keinen Gegenkandidaten. Andreas Wintersohl (UDW): „Dieses Mal haben wir leider keinen Kandidaten, bei der nächsten Wahl aber auf jeden Fall. Wir sind dabei, uns zu verjüngen. Uli Berghof hat es aber auch gut gemacht.“ Sicherlich habe ihm auch das Glück zur Seite gestanden. Auch Karl-Rudolf Fölting (UCW) lobt den Bürgermeister: „Wir sind mit seiner Arbeit zufrieden. Wir werden gefragt und gehört.“

Bei den zu erwartenden Wahlergebnissen mache ein eigener Kandidat keinen Sinn. Wichtig sei, dass die CDU nicht wieder die absolute Mehrheit erringe: „Dann müssen die Christdemokraten keine Rücksicht auf uns kleinere Fraktionen mehr nehmen. Und das würde der Politik in der Stadt nicht gut tun.“ Denn die UCW sei eigentlich „die etwas bessere CDU.“