Kreis Olpe. Auch in den Rathäusern löst die Corona-Krise Sorgenfalten aus: Bei der Gewerbesteuereinnahme 2020 ist ein drastischer Einbruch zu erwarten.

Ein Schreckgespenst namens Corona treibt sein Unwesen gerade auch vor den Türen der heimischen Kämmerer. Lennestadts Finanz-Chef Rüdiger Barteit bringt es für seine Kollegen auf den Punkt: „Man sitzt gerade auf einem heißen Stuhl.“

Bisher hätten überwiegend kleinere Unternehmen Herabsetzungsanträge für die Gewerbesteuer gestellt. Wenn aber einer der namhaften Zahler ausfalle, könne es schnell düster aussehen. Lennestadt hat für 2020 22 Millionen Euro an Gewerbesteuern eingeplant. Dass der Ansatz deutlich unterschritten werde, sei klar. Barteit: „Wie viel, weiß keiner.

Auch im reichen Wenden mit fast 20 Millionen Euro Rücklage macht sich Kämmerer Thomas Munschek keine Illusionen: „Dass es bitter wird, darüber sind sich alle einig.“

Ausgleichsrücklage

Die Ausgleichsrücklage ist für die Städte und Gemeinden eine Art Sparstrumpf, in den gegriffen werden kann, wenn ein Haushaltsplan in die Roten Zahlen rutscht. Mit dem Griff in die Rücklage können dann auch Millionen-Defizite ausgeglichen werden.

„Es wird massiv wegbrechen, deutlich stärker als in der Finanzkrise 2009“, prognostiziert auch Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß.

Kein Drehen an der Steuerschraube

Sein Drolshagener Kollege Uli Berghof, bis 2017 noch im Haushaltssicherungskonzept, rechnet auch nicht mit der 2020-er Kalkulation von sieben Mio. Euro Gewerbesteuern. „Durch die guten Jahre, die hinter uns liegen, haben wir allerdings rund 2,5 Millionen Euro in der Ausgleichsrücklage, könnten einen Haushalt dadurch ausgleichen.“ Berghof: „Man muss Schlimmes annehmen, und wir spielen gerade mehrere Szenarien durch, wie wir reagieren. Reflexartig die Steuern erhöhen, werden wir aber nicht.“ Zur Erinnerung: 2016 hatte Drolshagen wegen der schlechten Finanzlage die Grundsteuer B von 456 auf 547 Prozent angehoben, was den normalen Häuslebauer seither mit rund 60 bis 100 Euro pro Jahr mehr belastet.

Finanzkrösus im Kreis ist unangefochten die Stadt Attendorn. Eine kalkulierte Gewerbesteuereinnahme von 38 Mio. Euro in diesem Jahr bei einer Ausgleichsrücklage rund 80 Mio. Euro als quasi hausgemachter Rettungsschirm ist landesweit ein Platz auf den vorderen Rängen. Kämmerer Klaus Hesener weiß aber auch, was passiert, wenn Engpässe bei den ganz großen Unternehmen um ihn herum verkraftet werden müssen: „Dann geht es steil nach unten.“ Für die Kreisumlage, die angesichts der Steuerkraft zu einem beträchtlichen Anteil aus Attendorn ins Kreishaus überwiesen wird, hätte das gravierende Auswirkungen. Die anderen Kommunen müssten deutlich mehr zahlen.