Kreis Olpe. Am Beispiel der Buche zeigt Gartenexperte Thomas Kramer aus Olpe, wie wichtig Bäume für Menschen sind. Dafür brauchen die Pflanzen jedoch Platz.

Bäume liefern Sauerstoff, binden Feinstaub und Kohlendioxid, schützen vor sengender Sonne und tragen zur Klimaverbesserung bei. Soweit so gut, ist wahrscheinlich für Sie nichts Neues. In Zahlen bedeutet das, dass zum Beispiel eine ausgewachsene Buche ca. 100 Kilogramm Feinstaub bindet und ca. 5 bis 6 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aus der Luft filtert. Dabei verdunsten über ihre Blätter täglich 200 bis 300 Liter Wasser, womit die Umgebung abgekühlt und Luftfeuchtigkeit erzeugt wird. Darüber hinaus produziert solch ein großer Baum täglich 10 bis 13 Kilogramm Sauerstoff, was ungefähr einer Jahresleistung von 4 Tonnen entspricht. Das wiederum reicht als Atemluft für zehn bis elf Menschen.

Ich finde die Zahlen immer beeindruckend und sie zeigen uns, wie wichtig Bäume gerade für Menschen in Städten sind. Aber es zeigt auch, dass die Bäume Menschen brauchen, die ihnen den Platz geben, damit sie sich zur vollen Größe entwickeln können. So eine mächtige Buche ist kein Mauerblümchen und wenn man den Kronendurchmesser betrachtet, weiß man auf einmal, was Platz zum Wachsen bedeutet.

Was ist wichtiger: Klima oder Parkplätze?

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In der Westfälischen Straße in Olpe steht so eine Buche und am Kreisverkehr in Attendorn an der Finnentroper Straße. Gerade in Zeiten, in denen für Bauplätze in Innenstädten Höchstpreise aufgerufen werden, Laub im Herbst als Dreck bezeichnet und mehr Wert auf Parkplätze als auf Gesundheitsaspekte gelegt wird, sollten wir den Menschen und Besitzern der Bäume dankbar sein, dass sie ihren Bäumen den Freiraum geben, um sich zu entfalten. Was ist wichtiger: freie Sicht oder Sauerstoff? Feinstaubbindung oder pflegeleicht? Klima oder Parkplätze?

Klar bin ich für Bäume und Grün und es muss nicht unbedingt eine Buche oder Kastanie sein. Es gibt schöne, kleinere Alternativen und es wird an vielen Stellen im Moment geforscht, welche Bäume am besten mit dem Klimawandel, Hitze und Trockenheit umgehen. Hier gibt es die ersten Erkenntnisse und bei Neuanpflanzungen sollten sie durchaus beachtet werden.

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Aber bleiben wir mal bei den Buchen. Hier kann es schnell zu Verwirrungen kommen. Wer jetzt glaubt, die rotblättrige Buche würde auch Rotbuche heißen, der irrt. Die normale grünblättrige Buche, die wir alle aus dem Wald, als Hecke oder Einzelbaum kennen, ist Fagus sylvatica und heißt zu Deutsch Rotbuche. Warum? Keine Ahnung. Aber es geht noch hübsch weiter. Die rotblättrigen Buchen heißen zu Deutsch Blutbuche und wir müssen hier nochmals differenzieren zwischen Sämling und Veredelung. Fagus sylvatica purpurea ist die Blutbuche, die nur aus Samen gezogen wird und deren Blattfarbe variieren kann. Dagegen wird Fagus sylvatica ‘Atropunicea’ meistens veredelt und hat so genau dieselben Eigenschaften wie die Eltern.

Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es auch noch Hainbuchen, die mit den anderen Buchen überhaupt nichts zu tun haben. Für Hecken sind sie alle geeignet, man sollte hier aber auf Sämlinge zurückgreifen.

Mächtige Bäume können ein Stadtbild prägen

Alle Buchen sind gut schnittverträglich, brauchen als Heckenpflanzen ohne Ballen aber zu Beginn mehr Aufmerksamkeit, Wasser und Nährstoffe als zum Beispiel die Hainbuchen. Sie wachsen in der Sonne wie auch im Schatten und mögen keine Staunässe. Lässt man ein Exemplar wachsen, kann es bis 30 Meter hoch werden und auch 25 Meter breit.

Solche Buchen sind nicht selten über 100 Jahre alt und wenn sie sich wohlfühlen, können sie durchaus 300 Jahre alt werden. Dass diese Exemplare vielfach von Behörden als Naturdenkmal eingestuft werden und somit besonderen Schutz genießen, finde ich völlig okay. Solche Bäume prägen ein Stadtbild genauso wie unter Denkmalschutz gestellte Häuser aus verschiedenen Epochen unserer Zeit. Man braucht nicht immer ins Museum gehen, setzen Sie sich einfach mal unter einen mächtigen Baum. Der hat viel zu erzählen, Sie müssen nur zuhören.

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer