Olpe. Baumschulen spielen in der Bepflanzung eine wichtige Rolle. Thomas Kramer von Garten Kramer in Olpe erklärt, warum das so ist.
Welche Schulen waren auch in Corona-Zeiten uneingeschränkt geöffnet? Richtig, die Baumschulen. Und das war auch gut so. Nur mal angenommen, die wären auch geschlossen worden, was hätten wir dann gemacht? Wir hätten keine Pflanzen bekommen, alles wäre nur halb fertig geworden und ein Teil von uns hätte Däumchen gedreht.
Dabei hat die ein- oder andere Baumschule schon gezittert. Bei einem unserer Hauptlieferanten wurde schon zu Beginn der Krise ein Lkw-Fahrer in Quarantäne gesteckt, weil er Kontakt mit einem Covid-19-Infizierten hatte. Da standen den Verantwortlichen schon die Nackenhaare zu Berge. „Wenn die uns den Verladebereich sperren und die ganze Verlademannschaft in Quarantäne stecken, dann können wir einpacken“, so der Originalton bei einem Telefonat.
Verständlich, denn Pflanzen sind keine normale Ware, sondern lebendes Material. Stahl, Steine oder Stoff kann man hinlegen, nach sechs Wochen wieder aufheben und weitermachen. Bei Pflanzen geht das nicht. Da kann man nicht einfach sechs Wochen an das Frühjahr dranhängen. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze und eines lautet: „Im Sommer ist keine Pflanzzeit für Bäume und große Sträucher.“ Ok, es sei denn, sie sind in Containern gezüchtet worden.
Tricks für längere Pflanzzeit
Es gibt schon ein paar Tricks, wie man die Pflanzzeit verlängern kann, aber das ist immer mit zusätzlichem Aufwand und Mehrkosten verbunden. Wichtig ist, dass die Bäume rechtzeitig auf den Feldern ausgegraben werden. Dann kann man sie in Container setzen, diese mit Substrat auffüllen und permanent mit Wasser versorgen. Wenn sie dann den Bereich des Containers durchwurzelt haben, kann man sie später wieder aus den Containern nehmen und einpflanzen, ohne die Wurzeln zu beschädigen. Somit ist die Pflanze in der Lage ihren oberirdischen Teil mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. Sie sehen also, so etwas muss geplant werden und braucht Zeit.
Außerdem würde den Baumschulen die Zeit zum Verschulen fehlen, wenn innerhalb der Saison, aus welchen Gründen auch immer, nicht gearbeitet werden könnte. Um größere Pflanzen überhaupt von A nach B transportieren und pflanzen zu können, werden sie regelmäßig in den Baumschulen ausgegraben und an einer anderen Stelle wieder eingepflanzt. Macht man das nicht, würden sich die Wurzeln weit und tief ausbilden und wenn man sie dann ausgräbt, würden wichtige Hauptwurzeln durchtrennt und die Pflanze massiv geschädigt. Ein Anwachsen am neuen Standort wäre praktisch unmöglich.
Ordentliche Arbeit maßgeblich
Für eine erfolgreiche Bepflanzung ist es also wichtig, dass die Baumschulen eine ordentliche Arbeit machen. Verpflanzen sie alle drei bis vier Jahre ihre Bäume und Sträucher, dann werden nur Feinwurzeln beschädigt und es entsteht ein guter, kompakter Wurzelballen. Wie oft ein Baum oder ein Strauch verschult wurde, erkennt man an den Abkürzungen im Pflanzenkatalog oder auf dem Etikett hinter dem Pflanzennamen. Beispiel: Amelanchier lamarckii 3xv mB 150-175 bedeutet eine Felsenbirne, dreimal verschult, 1,5-1,75 Meter hoch.
Jetzt sollte auch klar werden, dass der Preis einer Pflanze maßgeblich von der Standzeit in einer Baumschule abhängig ist. Wenn hinter dem Namen ein 6xv steht, kann man sich ausrechnen, dass die Pflanze mindestens 24 Jahre in der Baumschule gehegt und gepflegt wurde. Und das kostet eben Zeit und somit zwangsläufig auch Geld.
Die Gärtner in den Baumschulen heißen übrigens Baumschuler und nicht Baumschüler und sie geben sich genauso viel Mühe wie unsere Lehrer, um ihre Schützlinge durchs „Abitur“ zu bringen. In Covid-19-Zeiten haben es die Baumschuler allerdings leichter. Der Abstand zwischen den Pflanzen ist bei den größeren Exemplaren garantiert über zwei Meter und der „Unterricht“ und die „Prüfungen“ können uneingeschränkt durchgeführt werden.
Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer