Kreis Olpe/Ennest. Ab nächster Woche Montag kehren alle Grundschüler in NRW geschlossen in den Unterricht zurück. Das sorgt nicht nur für Freudensprünge:
Die Nachricht kam für viele überraschend: Ab nächster Woche Montag, 15. Juni, kehren die Grundschüler in Nordrhein-Westfalen in den regulären Unterricht zurück. Zwei Wochen vor den Sommerferien. „So ad hoc vom Lockdown in eine normale Phase zurückzukehren, halte ich für sehr schwierig. Wie soll ich den Kindern das erklären? Auch gesundheitlich habe ich Bedenken“, kann sich Ulrich Selter, Grundschullehrer in Ennest, mit der Ankündigung von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nicht so recht anfreunden.
Ein mulmiges Gefühl beschleicht auch Ingrid Ortmann, deren Sohn Simon ebenfalls auf die Grundschule in Ennest geht: „Für die Kleinen mag das pädagogisch gut sein und ich kann auch verstehen, dass auf die Politik der Druck wächst. Nur weiß ich nicht, ob wir nicht noch hätten warten können“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Seit Mitte Mai findet in den Grundschulen im Land aufgrund der Coronakrise bekanntlich Unterricht im rollierenden System statt. Jeden Tag kommt ein anderer Jahrgang in die Schule. Es gelten strenge Abstands- und Hygieneregeln, wie überall. Am vergangenen Freitag sind in Ennest die Viertklässler, die kurz vor dem Wechsel auf eine weiterführende Schule stehen, an der Reihe. Die 29 Kinder werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe startet um 8 Uhr, die andere eine Viertelstunde später. So laufen sich die Kinder erst gar nicht über den Weg.
Unter Anleitung in die Klasse
Um kurz vor 8 Uhr am Morgen treffen Felix Wortmann (10) und Finja Voll (10) auf dem Schulhof ein. Es warten bereits einige Mitschüler. Sie stehen mit ihren Tornistern, Mund und Nase bedeckt, weit auseinander. Jeder Schüler wird in eine Liste eingetragen. Schließlich dürfen sie unter Anleitung in den großen Klassenraum gehen. Auch hier stehen die Tische, die mit Namensschildern versehen sind, weit auseinander.
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Bevor der Unterricht beginnt, müssen sich alle Kinder die Hände waschen, erst dann dürfen sie ihre Masken absetzen. Nichts wird dem Zufall überlassen, um die Gefahren einer Infektion auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. „Ich freue mich, zumindest einmal in der Woche in die Schule zu gehen. Zuhause ist es dann doch langweiliger, auch wenn ich die anderen Tage ausschlafen kann“, erzählt Finja. Ab Montag darf sie wieder jeden Tag kommen. Und Felix ergänzt: „Hier sehen wir mal wieder unsere Freunde, das ist schön. Außerdem habe ich keine Probleme mit den Masken.“
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Wie diszipliniert die Grundschüler mit all den Regeln umgehen, hat auch Ingrid Ortmann überrascht. „Wie sie die Bedingungen akzeptiert haben und voll motiviert zumindest einmal die Woche in die Schule gehen, ist beeindruckend.“ Nur einmal hätten ihre beiden Jungs – der Ältere besucht das Gymnasium – einen kleinen Durchhänger gehabt, ansonsten hätten sie sich mit der Situation bestens arrangiert.
Klassenfahrt fällt aus
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Im Klassenraum wartet Uli Selter. Mathematik steht auf dem Stundenplan. Die Viertklässler lernen die schriftliche Division. Keine Frage, das Arbeiten mit den Kindern im Klassenzimmer bereitet auch Uli Selter mehr Freude als zuhause ausschließlich die vielen Lernaufgaben, die die Grundschüler in ihren eigenen vier Wänden bearbeiten und dann entweder per Mail zurückschicken oder in der Schule vorbeibringen, zu korrigieren.
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Trotzdem: Seine Arbeitsweise kann Selter unter den gegebenen Bedingungen kaum umsetzen. „Ich bin jemand, der viel mit offenen Konzepten arbeitet. Teamwork und eigenverantwortliches Tun sind mir sehr wichtig. Diesen Frontalunterricht wie aktuell wollte ich nie“, berichtet Selter, dem es auch leidtut für seine Schüler, dass sie weder die geplante Klassenfahrt auf einen Bauernhof noch ihre praktische Fahrradprüfung machen können.
Dass der gesamte Ablauf so funktioniert, liegt in Ennest auch an der Zusammenarbeit mit dem Offenen Ganztag. Das Team um die stellvertretende OGS-Leiterin Doris Strotkemper kümmert sich nämlich unter anderem darum, dass die Kinder morgens unter Einhaltung aller Regeln in die Klassen kommen.