Lütringhausen. Siegbert Rasche (CDU) kritisiert die Stadt Olpe scharf für ihre Verkehrspolitik. Gerade auf der K 6 entstünden lebensgefährliche Situationen.
Wenn es nach Ratsmitglied Siegbert Rasche (CDU) geht, hat die Stadt Olpe enormen Nachholbedarf, was das Konzept der Verkehrswende betrifft.
„Den Autofahrern wird gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern immer noch Vorrang eingeräumt“, so der 75-Jährige. Das zeige sich nicht nur in der Olper Innenstadt, und da vor allem entlang der Martinstraße, sondern auch an der K 6 zwischen Olpe und Lütringhausen. Hier sei die Situation für Fahrradfahrer katastrophal bis lebensgefährlich, denn: Der Radweg wird von mehreren Parkstreifen unterbrochen. Demnach müssen Radfahrer einen Bogen um die parkenden Autos fahren, was bei beidseitigem Verkehr auf einer insgesamt 8,50 Meter breiten Straße zu einer brenzligen Situation führen kann.
„Parken ist hier ein generelles Problem“, meint Rasche. Sei es wegen der Moschee in der Siegener Straße, die vor allem beim Freitagsgebet einen Andrang erfährt, wegen der Mitglieder des Fitnessstudios „Sportsclub4“ direkt an der Straße „Im Dohm“ oder wegen der Besucher des gegenüberliegenden Restaurants „Il Duomo“, die einen Parkplatz suchen. Das sei in der Corona-Krise zwar nicht ganz so präsent wie sonst, aber allmählich zeigen sich wieder die Folgen der „unüberlegten“ Maßnahmen. Zum Leidwesen der Fahrradfahrer.
„Vor etwa zwei Jahren wurden die Parkstreifen hier angebracht“, erinnert sich Rasche. „Ich hatte mich schon damals im Stadtrat deutlich gegen diese Planungen ausgesprochen. Die Verwaltung versicherte mir jedoch, dass das lediglich ein Test sei.“ Doch auch nach den rund achtwöchigen Bauarbeiten im März und April 2019 wurden die Parkbuchten erneut eingezeichnet.
Aus dem Test ist ein Dauerzustand geworden, den Rasche nicht akzeptieren will. „Mir geht es vor allem um die Sicherheit der Bürger, die hier mit dem Fahrrad entlangfahren. Zumal die K 6 im Radwegekonzept der Stadt Olpe mit einem Radweg oder zumindest mit einem Radfahrstreifen berücksichtigt werden sollte“, so Rasche weiter. Besonders wichtig sei das Thema geworden, seitdem der Radweg „Lindenhardt“ von der Kortemickestraße bis nach Lütringhausen in den Olper Weg Ende März aufgrund von Steinschlaggefahr gesperrt wurde.
Stadt: „Parkdruck gerecht werden“
Schon im April letzten Jahres hat Rasche seinen Unmut in einer E-Mail an Landrat Frank Beckehoff zum Ausdruck gebracht. Darin schrieb er: „Bei jeder Baumaßnahme sollte man an alle Verkehrsteilnehmer denken und z.B. Radwege immer mit einbeziehen. Ich erbitte mit diesem Schreiben, dass zumindest bezüglich der Verkehrsgefährdung durch die Parkstreifen eine Überprüfung der Ordnungsbehörden erfolgt.“
Eine Antwort bekam Rasche schließlich von Markus Halbe, stellvertretender Amtsleiter beim Tiefbauamt der Stadt Olpe, die aus seiner Perspektive zunächst vielversprechend klang: „Es ist vorgesehen, im Teilabschnitt des Straßenzuges Olper Hütte – Im Dohm – Siegener Straße durch die Anordnung beidseitiger Schutzstreifen für Radfahrer – mit gleichzeitiger Anordnung von absoluten Halteverboten – eine deutliche Steigerung der Verkehrssicherheit für Radfahrer herbeizuführen und damit den Radverkehr in diesem Streckenabschnitt auch zu fördern.“ Allerdings müsse man auch dem „enormen Parkdruck“ gerecht werden. Bedeutet: „Zukünftig werden einige, wenige Parkplätze in dem genannten Bereich wechselseitig auf der Fahrbahn markiert. Die Schutzstreifen müssen auf dieser Teilstrecke unterbrochen werden, da hier die Fahrbahnbreite für Schutzstreifen bei gleichzeitiger Anlage von Parkplätzen nicht ausreichend ist“, so Halbe in seinem Antwortschreiben .
Kritik an Bequemlichkeit
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„Natürlich bin ich damit nicht einverstanden“, betont Rasche. Es gebe genügend Parkplätze in den umliegenden Straßen.
„Aber je mehr Parkplätze direkt vor Ort geschaffen werden, desto bequemer werden die Bürger. Keiner ist mehr bereit, ein paar Hundert Meter zu laufen.“
Rasches Ratsmandat läuft Ende Oktober aus, zur Wiederwahl wird er nicht mehr antreten. „13 Jahre in der Politik haben mich mehr Nerven gekostet als 49 Jahre bei der Sparkasse“, stellt Rasche wütend fest. Gerne hätte er vor seinem Ausscheiden noch dieses für ihn so wichtige Streitthema zum Vorteil der Radfahrer entschieden. Ob es dazu tatsächlich kommen wird – fraglich.