Drolshagen. Die Ortsdurchfahrt B 55 in Drolshagen gibt verkehrstechnisch immer wieder Anlass zur Kritik. Radfahrer missbrauchen den Bürgersteig, Autos rasen.
Die Ortsdurchfahrt von Drolshagen (B 55) bleibt ein verkehrspolitisches Thema: Nachdem sich Hotelbesitzerin Renate Alterauge-Rieder vehement über die Raserei auf der Straße vor ihrer Haustüre beklagt hatte, macht Josef Wacker (79), der sein ganzes Leben an der Bundesstraße im Drolshagener Ortskern lebt, auf ein weiteres, aus seiner Sicht gefährliches Manko aufmerksam: „Beobachten Sie doch bitte mal die Radfahrer, die aus Richtung Hützemert auf dem Radweg nach Drolshagen hereinfahren“, macht er mich bei einem Ortstermin auf das aufmerksam, was ihm und seiner Lebensgefährtin Annemarie Dernbach am Herzen liegt: „An der Bahnhofstraße ist der Radweg eigentlich zu Ende, aber viele Radfahrer nehmen die Beschilderung gar nicht wahr, fahren statt auf der Fahrbahn auf dem schmalen Gehweg weiter. Und das ist höchst gefährlich. Es ist das gleiche Phänomen wie bei den Autofahrern. Die Tempo-30-Schilder sind überflüssig, so lange nicht regelmäßig kontrolliert wird. Kaum jemand beachtet sie.“
Schmaler Bürgersteig
Der Mann hat Recht: Der Bürgersteig vor seiner Haustüre Nr 39. ist kaum breiter als einen Meter. „Wenn hier ein Radfahrer und ein Fußgänger, und manchmal sogar eine Frau mit Kinderwagen aneinander vorbei wollen, halte ich die Luft an“, pflichtet Annemarie Dernbach bei, die Partnerin von Josef Wacker. Und weiter: „Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Familie mit vier Kindern. Wenn die spontan auf den Gehweg rennen, und ein Radfahrer ist gerade dort unterwegs, ist der Zusammenprall doch vorprogrammiert.“
Unterschiedliches Gefahrenpotenzial
Während wir vor der Haustüre stehen, sehen wir unterschiedliche Beispiele: Ein radelndes Pedelec-Pärchen schaut sich zwar verantwortungsvoll um, fährt dann aber schnurstracks an uns vorbei - auf dem Gehweg. Eine junge Frau auf dem City-Bike macht es regelkonform: Sie kommt vom Radweg aus Hützemert, überquert die Bahnhofstraße und wechselt auf die Fahrbahn.
Klar wird während des Ortstermins: Nicht nur die Situation „Fahrradfahrer gegen Fußgänger“, auch die Situation „Fahrradfahrer gegen Autofahrer“ ist entlang der in diesem Teilstück extrem schmalen Bundesstraße gefährlich. Allen voran wegen der Hausein- und Ausfahrten. Fährt ein Grundstückseigentümer aus einer meist niedriger liegenden Garage heraus, muss er schon wie ein Schießhund aufpassen, dass er keinen Radfahrer auf die Haube nimmt, wenn der gerade auf dem Gehweg unterwegs ist. „Mein Haus steht nun mal direkt an der Straße“, zieht Wacker fast entschuldigend die Schultern hoch, „ich kann es ja nicht abreißen.“
Berghof kennt Problem
Im Drolshagener Rathaus ist das chronische Verkehrsdilemma an dieser Stelle nicht unbekannt. „Ich kenne die Situation dort und denke, das ist ein Fall für die Verkehrskommission“, sagt Bürgermeister Uli Berghof.
Verkehrskommission gefragt
Die Verkehrskommission im Kreis Olpe besteht aus Vertretern der Polizei, des Kreises Olpe, des Landesbetriebs Straßenbau und der Stadt Drolshagen.
Die Kommission nimmt besonders kritische Verkehrssituationen unter die Lupe und entscheidet ob und wie reagiert werden sollte oder müsste.
Dabei kann es ebenso um die Errichtung einer Ampel oder eines Zebrastreifens gehen wie um eine neue Radarsäule oder andere verkehrsleitende Maßnahmen.
Es wäre vielleicht ein Versuch wert, die Radfahrer mit einem unübersehbaren Piktogramm auf der Fahrbahn der Bahnhofstraße aufmerksam zu machen, dass sie auf die Fahrbahn der Hagener Straße wechseln müssten, statt wieder den Gehweg zu nutzen.
Vor einigen Jahren, erinnert sich Berghof, habe die UCW im Stadtrat schon einmal einen Vorstoß unternommen, den Radweg auf der B 55 weiter zu führen und abzumarkieren. „Das gibt die Straße aber nicht her“, sagt Berghof.
Für Abmarkierung zu eng
Und wird von Karl Josef Fischer, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau, bestätigt: „Dafür ist die Fahrbahn dort einfach zu eng. Es hat an anderer Stelle schon mal solche Versuche gegeben, die haben aber für gefährliche Situationen gesorgt, da die Radfahrer sich in einer solchen Abmarkierung zu sicher fühlen.“ Denn Lkw seien gezwungen, aufgrund der geringen Fahrbahnbreite diese Rand-Radwege zeitweise zu überfahren.