Attendorn. Viele Einzelhändler aus Attendorn machen aus der Not eine Tugend und rufen einen gemeinsamen Lieferservice aus. So spart man sich viele Wege.
Die Geschäfte in Attendorn sind nach dem Erlass der NRW-Landesregierung geschlossen. Natürlich mit Ausnahme von Apotheken oder auch Lebensmittelgeschäften, die notwendigerweise auch in Zeiten der Coronavirus-Krise offen bleiben, damit die Versorgung der Bürger keinen Kollaps erleidet. Erlaubt sind weiterhin auch Lieferdienste, wovon beispielsweise das „Gasthaus“ in der Niedersten Straße oder auch „König’s Brot“ an der Kölner Straße Gebrauch machen.
Auch interessant
Doch dabei soll es nicht bleiben: Auf Initiative von Fotograf Björn Bernhardt, der mit zwei Kollegen die Werbeagentur „Monokultur-Studio“ in Heggen betreibt, raffen sich immer mehr Einzelhändler aus der Hansestadt mit einer originellen Idee zusammen. Wenn schon der stationäre Verkauf zum Erliegen kommt, dann bringen die Geschäftsleute ihre Ware eben zu den Kunden. Für einige schon Alltag, aber eben noch nicht für alle.
Werbung bündeln
Das Besondere: Damit der Einzelhändler nicht ausschließlich im Auftrag der eigenen Kunden unterwegs ist, verteilt er auch gleich die Ware der Kollegen.
Auch interessant
Ein Beispiel: Wenn Konditormeister Markus Harnischmacher auf Bestellung eine Torte nach Helden liefert, dann kann er auf dem Weg auch gleich die drei Flaschen Spätburgunder, die ein Kunde aus Niederhelden beim Wein- und Spirituosenfachgeschäft „Kost Wein“ bestellt hat, mitnehmen. Und schon ist eine Autofahrt gespart.
„Die Grundidee“, erklärt Björn Bernhardt im Gespräch mit dieser Redaktion, „sieht zunächst einmal vor, dass alle Geschäfte mit Lieferdienst ihre Werbung vereinen und nicht jeder nur auf seinen eigenen Kanälen Werbung macht. Und dann macht es einfach Sinn, Lieferketten zu bündeln.“
Auch interessant
Was es dafür braucht: eine neue, eigene Homepage, auf der sich die beteiligten Einzelhändler zum einen kurz vorstellen und erklären, welche Ware sie anbieten und liefern, wann sie geöffnet haben und wie die Kunden Kontakt zu ihnen aufnehmen können. Und zum anderen braucht es für die Einzelhändler eine gemeinsame Plattform, auf der sie ihre Lieferadressen eintragen und dann über den kurzen Dienstweg vereinbaren, wer das Buch, die Torte, den Fisch und die Spirituosen ins Repetal fährt. Damit haben alle Einzelhändler einen Überblick, wer überhaupt einen Lieferdienst anbietet und wo dieser im Stadtgebiet unterwegs ist.
Die Adresse der Internetseite, die binnen weniger Stunden aus dem Boden gestampft wurde, lautet: www.attendorn-liefert.de und ist überschrieben mit dem dem Slogan „Attendorn liefert … Dinge des alltäglichen Lebens direkt zu Ihnen nach Hause.“ Weiterer Vorteil für die teilnehmenden Einzelhändler: Sie erreichen über eine gemeinsame Internetpräsenz mehr Menschen als über die eigenen Werbekanäle, betont Björn Bernhardt.
Alles auf Vertrauensbasis
„Das ist in der aktuellen Situation ein Schritt in die richtige Richtung und eine kreative Idee, die sicherlich gut ankommt“, freut sich Konditor Markus Harnischmacher aus der Niedersten Straße, der selber zu den schon jetzt zehn Teilnehmern gehört – Tendenz steigend.
Keine Sorgen macht er sich bei der Frage, wie er, der Konditor, beim Kunden auch die fremde Ware des Spirituosen-Kollegen abkassieren kann. „So viel Vertrauen haben wir unter uns Einzelhändlern schon. Wir haben einen ausgezeichneten Kollegenkreis und halten in dieser Krise zusammen.“