Kreis Olpe. In wenigen Wochen startet im Kreis Olpe die Schützenfestsaison. Ob und wie sie trotz Coronavirus stattfindet, ist jedoch fraglicher denn je.

Am ersten Mai-Wochenende soll es wieder losgehen: In Elben startet traditionell die Schützenfestsaison 2020. Ob in dem Wendener Ort jedoch der Vogel geschossen wird, ist fraglicher denn je.

„Für die Vereine, die Anfang Mai feiern, also Neger und Elben, wird es sicherlich schwierig. Da habe ich zum jetzigen Zeitpunkt große Bedenken“, erklärt Kreisoberst Markus Bröcher im Gespräch mit dieser Redaktion. Die rasche Ausbreitung des Coronavirus und die täglich neuen Veranstaltungsabsagen und Verbote, die im Prinzip das gesamte öffentliche Leben lahmlegen, lassen immer stärkere Zweifel zu.

Dennoch hat man in Elben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Unser Plan ist bisher, dass wir es stattfinden lassen. Wir hoffen, dass es sich bis dahin beruhigt hat. Es sind ja noch sieben Wochen“, sagt Stefan Clemens, 1. Vorsitzender des St.-Helena-Schützenvereins Elben.

Kreis Olpe will Schützenvereinen so früh wie möglich Sicherheit geben

Für den Ort sei es das Hochfest schlechthin. Dennoch weiß auch Stefan Clemens, dass alles ungewiss ist: „Wir haben mit allen Beteiligten gesprochen, Zelt, Musik und Brauerei. Alle sind mit im Boot. Wir planen so weiter und versuchen, es solange wie möglich herauszuzögern.“ Falls nicht eine generelle Absage kommt, wolle man in Elben etwa ein bis zwei Wochen vorher entscheiden.

Wie die Schützenfestsaison abläuft und welche Feste abgesagt werden müssen, darauf hat auch Kreisdirektor Theo Melcher aktuell keine Antwort. „Wir müssen jetzt auf Sicht fahren“, erklärte er auf Nachfrage und ergänzt: „Es geht jetzt erstmal darum, die Ausbreitung dieses Virus unter Kontrolle zu bekommen. Ende März sind wir sicherlich schon schlauer.“ Der Kreis werde versuchen, so früh wie möglich den Vereinen auf Grundlage der dann bestehenden Erlasse von Land oder Bund Sicherheit zu geben, damit diese auch planen können.

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Auf eine klare Ansage „von oben“ hofft auch Gregor Flamme, 1. Brudermeister der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft Weringhausen, die über Pfingsten feiern will. „Grundsätzlich wollen wir natürlich sehr gerne feiern, aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht“, betont Flamme. Er stellt sich die Frage, ob sein Verein unter den gegebenen Umständen überhaupt die notwendigen Dienstleister bekommt. „Ich weiß nicht, ob die Festmusiker oder das Kellnerteam willens sind“, so Flamme.

Werden Feste in zweite Jahreshälfte verschoben?

Erst Anfang Juli findet das große Attendorner Schützenfest statt. Wenn sich die Situation bis zum Sommer nicht verbessert hat, könnte sich Schützenhauptmann Sascha Koch auch eine Verlegung in die zweite Jahreshälfte vorstellen. „Aber jetzt ist es noch zu früh, eine Entscheidung zu fällen und die Reißleine zu ziehen. Wir schauen von Woche zu Woche.“

Noch später, am dritten Juli-Wochenende, verwandelt sich der Olper Ümmerich in ein Menschenmeer. Mit 5000 bis 6000 Besuchern an jedem der drei Haupt-Festtage von Samstag bis Montag zählt das Olper Schützenfest zu den größten Veranstaltungen im Kreis Olpe. Angesichts der Coronavirus-Krise muss sich der Vorstand des St.-Sebastianus-Schützenvereins so langsam Gedanken um das Mega-Event machen.

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Schützenmajor Peter Liese bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion: „Natürlich werden wir Corona im Vorstand thematisieren. Wir müssen für den Fall, dass unser Fest tatsächlich ausfallen muss, vorbereitet sein.“ Aus diesem Grund werde in dieser Woche ein E-Mail-Schriftwechsel innerhalb des Vorstandes beginnen mit der Frage: Was, wenn?

Finanzielle Konsequenzen schwer abzuschätzen

Liese: „Es gibt ja bereits bestehende Verträge. Da muss über vieles gesprochen werden.“ Für die Entscheidungen steht Liese ein insgesamt 25-köpfiges Offiziersteam zur Seite, unterteilt in vier Kommissionen, die wiederum von vier Oberleutnants geleitet werden. Diese vier Oberleutnants, Hauptmann Holger Harnischmacher und Major Liese bilden die Hauptkommission.

Auf dem Olper Schützenfest, so Liese würden jährlich zwischen 500 und 600 Hektoliter (50.000 bis 60.000 Liter) Bier gezapft.

Die Frage, welche Konsequenzen vor allem finanzieller Natur auf die Vereine zukommen, die ihr Schützenfest absagen müssen, sei laut Bröcher schwer zu beantworten. Immerhin haben alle Vereine gültige Verträge etwa mit Musikvereinen, Schaustellern, Bierlieferanten oder Catering-Dienstleistern. „Bei einer generellen, behördlichen Absage reden wir sicherlich über eine andere Konstellation als wenn ein Verein hingeht und sagt: Ich sage das Schützenfest aus eigenen Stücken ab, weil mir das zu unsicher ist und ich lieber diese Vorsichtsmaßnahme ergreife.“

Theo Melcher ist bei dieser Frage skeptischer. Es sei nun einmal so, dass jeder Verein ein Risiko trage. „Mir fehlt ehrlicherweise die Phantasie, dass das Land oder Bund ein Hilfsprogramm für Vereine, die ihre Feste absagen müssen, aufgibt“, erklärt der Kreisdirektor.