Olpe. Im Kreis Olpe gibt es noch keinen bekannten Coronavirus-Fall. In den Arztpraxen herrscht trotzdem schon eine Ausnahmesituation.

Zwar gibt es im Kreis Olpe weiterhin keine bestätigte Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Doch an vielen Stellen im Gesundheitswesen ist die Ausnahmesituation bereits spürbar. „Die Zeit im Wartezimmer hat mir deutlich vor Augen geführt, dass alle Mitarbeiterinnen am Limit arbeiten“, beschreibt Frank Böhm aus Olpe die Beobachtungen während eines Arztbesuchs in dieser Woche.

„Ich bin wegen Fieber und Husten zum Arzt gegangen, habe vorher extra angerufen und mir wurde gesagt, dass ich vorbeikommen soll“, erzählt der Patient. Sein Arzt hingegen war schockiert, dass Frank Böhm in die Praxis kam und sich so lange ins Wartezimmer setzte. Er hätte zu Hause bleiben sollen, um seine Gesundheit zu schützen. „Seit diesem Besuch stelle ich mir die ganze Zeit die Frage, ob ich einen Fehler gemacht habe. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass man auch krank zum Arzt gehen darf.“ In Corona-Zeiten müsse man diese Einstellung womöglich überdenken.

Auch interessant

In der Praxis am Imberg in Olpe herrsche aktuell keine Panik, versichert Allgemeinmediziner Sebastian Lepperhoff: „Das Personal arbeitet ganz normal weiter.“ Um dem Ernstfall vorzubeugen, sollen sich Patienten mit grippeähnlichen Symptomen, Husten, Fieber oder Ähnlichem allerdings vorab telefonisch in der Praxis melden. Das gelte auch für Patienten, die mit Menschen Kontakt hatten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben oder in ein Risikogebiet gereistwaren. „Wenn Sie unter hohem Blutdruck leiden oder Bauchweh haben, können Sie natürlich wie gewohnt in unsere Praxis kommen“, widerspricht Sebastian Lepperhoff dem Hausarzt von Frank Böhm.

Zu weniger Atemschutzmasken

Bereits zu spüren sei allerdings ein Lieferengpass bei Atemschutzmasken. „Wir haben uns mit Schutzkleidung ausgerüstet und diese überall in der Praxis verteilt“, beschreibt der Hausarzt die Vorkehrungen. Doch die Beschaffung sei nicht so einfach gewesen „Die Apotheke hier vor Ort konnte uns nicht mehr ausstatten“, sagt Sebastian Lepperhoff. Über das Internet und die eigenen Labor- und Sachbedarf-Lieferanten hat die Arztpraxis dann noch Mundschutz und Co. erhalten. Eingesetzt werden musste das Material bislang noch nicht.

Auch interessant

Frank Böhm würde sich wünschen, dass die Praxen gerade in Hinblick auf die Versorgung mit Schutzkleidung mehr Hilfen der Behörden erhalten würden. „In einem Gespräch des Praxispersonals bekam ich mit, dass sie beim Gesundheitsamt um Unterstützung bei der Bereitstellung von Mundschutze gebeten haben und prompt mit drei Exemplaren bedacht wurden. Wenn so die Vorstellung der Krisenstäbe aussieht, gut vorbereitet zu sein und jederzeit die Basis vor Ort zu unterstützen, kann ich nur hoffen, das der Frühling schnell kommt und die warmen Temperaturen den Verantwortlichen etwas Zeit verschaffen.“

Sebastian Lepperhoff hat ebenfalls beim Gesundheitsamt um Hilfe gebeten – und zeigt sich mit der Reaktion der Behörde zufrieden. Hans-Werner Voß, Pressesprecher des Kreises Olpe, versichert, dass das Gesundheitsamt sein Möglichstes tue: „Auf Nachfrage der Arztpraxen stellen wir Mundschutz zur Verfügung. Allerdings ist auch unser Vorrat begrenzt.“

Schutzmasken kaum noch erhältlich

Wie schwierig die Beschaffung der Atemschutzmasken des Typs FFP2 geworden ist, spürt auch das Martinus-Hospital in Olpe. „Die Preise haben sich teilweise verfünffacht“, sagt Sarah Scholz-Klapp, Referentin für Unternehmenskommunikation bei der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen. Der Mundschutz sei in der Olper Klinik, in die Corona-Patienten aus dem Kreisgebiet eingeliefert würden, zwar noch „ganz gut“ vorrätig, jedoch spüre man die Lieferengpässe. Diebstähle von Masken und Desinfektionsmittel, wie in einem Lüdenscheider Krankenhaus, habe es in Olpe noch nicht gegeben.

Um sich für den Ernstfall vorzubereiten, trifft sich im Martinus-Hospital täglich einen Krisenstab. Dort bespricht ein kleiner Kreis an Mitarbeitern die aktuelle Lage sowie das weitere Vorgehen – damit das Gesundheitssystem im Kreis Olpe auch nach den ersten Infektionsfällen reibungslos funktioniert.