Finnentrop. Kehrtwende in Finnentrop: Bürgermeister Dietmar Heß will sein Amt bei der Wahl im September verteidigen – ohne die Unterstützung seiner Partei.

Nun also doch: Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß (64) hat seinen Rückzug vom Rückzug angekündigt und wird am 13. September bei den Kommunalwahlen erneut für den Bürgermeisterposten kandidieren. Weil ihm vermutlich die Unterstützung aus großen Teilen der eigenen CDU, auf jeden Fall jedoch aus der Partei- und Fraktionsspitze, verwehrt bleiben wird, tritt der Heggener aus dem Bürgermeisteramt heraus an. „Ich habe meine Entscheidung aus dem Dezember nochmal überdacht“, erklärte er am Montag. Seine Bewerbungsunterlagen habe er bereits eingereicht.

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Bekanntlich hatte Heß Ende vergangenen Jahres angekündigt, das Bürgermeister-Amt im Herbst abzugeben, nachdem sich die Partei- und Fraktionsspitze auf Achim Henkel als ihren Kandidaten verständigt hatte. Offiziell will die Union den Leiter der Polizeiwache Attendorn/Finnentrop, der in Bamenohl lebt, am Dienstagabend von ihren Mitgliedern nominieren lassen. An diesem Plan habe sich laut Dirk Leibe, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender, auch nichts geändert, zumal diesem Vorhaben auch ein Vorstandsbeschluss zugrunde liegt.

Heß will Motor für Entwicklung bleiben

„Ich kann es trotz meines Alters noch und habe immer bewiesen, dass ich ein Motor für die Entwicklung der Gemeinde bin. Wir haben wichtige Herausforderungen vor der Brust und ich sehe keinen Grund, mich jetzt auszuruhen“, erklärte Heß seinen Sinneswandel und nannte unter anderem das Schließen der letzten Breitbandlücken, den Mobilfunkausbau 5G, die dauerhafte Sicherung der Gesamtschule sowie die Kindertagesbetreuung als Beispiele für die Aufgaben der Zukunft.

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Gleichzeitig wiederholte Heß seine öffentlich vorgetragene Kritik, die Parteispitze habe kein offenes und transparentes Bewerbungsverfahren durchgeführt. In seinen umstrittenen und kritischen Einträgen auf der eigenen Homepage, die mittlerweile wieder gelöscht sind, hatte Heß der eigenen Parteispitze unter anderem eine „Hinterzimmer-Politik“ bei der Wahl Achim Henkels zum Spitzenkandidaten unterstellt.

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Dem Vorwurf eines intransparenten Verfahrens widerspricht Leibe in einem Mitgliederbrief, der am Montag verschickt wurde und unserer Redaktion vorliegt, vehement. Das Verfahren sei, so wörtlich, das gleiche wie in den letzten Jahrzehnten gewesen. Zudem weist Leibe darauf hin: „Das Vorschlagsrecht und auch die -pflicht für einen Kandidaten liegt beim Vorstand der CDU. Unabhängig davon kann sich jedes Mitglied, das für die CDU als Bürgermeisterkandidat aufgestellt werden will, natürlich beim Vorsitzenden bewerben.“ Im Übrigen habe man Heß von Anfang an in die Überlegungen involviert, einen neuen Impuls mit einem anderen Kandidaten setzen zu wollen. Davon will Heß indes nichts wissen.

Kandidatur um jeden Preis durchdrücken

„Mein subjektiver Eindruck war, dass hier eine andere Kandidatur (von Henkel, Anm. der Red.) um jeden Preis durchgedrückt werden sollte und Stimmung hinter meinem Rücken gemacht wurde“, beklagte sich Heß nochmal am Montag. Und: Am Ende sollten die Wähler, und nicht wenige Akteure in einer Partei entscheiden.

Gleichzeitig sei er zu einer Versöhnung bereit und wolle keine Schlammschlacht mehr. Diese Bereitschaft signalisiert Leibe zumindest in dem am Montag verschickten Brief, in dem er schreibt: „Ich reiche Dietmar Heß nach wie vor die Hand zur Versöhnung und zum Gespräch. Denn wir haben in den letzten Jahren zusammen Großes für Finnentrop erreicht, das wollen wir bewahren und weiterentwickeln.“ Allerdings wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts von Heß Kehrtwende. Der wiederum strebt auch weiterhin eine CDU-Mitgliedschaft an und wolle die Partei nicht verlassen. Nur ob die Parteispitze das noch will, scheint derzeit offener denn je.