Finnentrop. Heggener wird seinen Schreibtisch im Rathaus zum 31. Oktober kommenden Jahres räumen. Die CDU-Parteispitze schickt Achim Henkel ins Rennen.
Erst vor wenigen Tagen hatte Dietmar Heß (CDU) in seiner Rede zur Haushaltseinbringung für das kommende Jahr seine ungebrochene Bereitschaft signalisiert, das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Finnentrop über 2020 hinaus zu bekleiden. Bekanntlich finden Mitte September die nächsten Kommunal- und Bürgermeisterwahlen statt. Im Rat beteuerte er: „Ich habe vom großen Team der Verwaltung gesprochen, in dem ich auch zukünftig gerne mitarbeiten werde, dafür stehe ich weiter zur Verfügung.“
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Nun die abrupte Kehrtwende: Der Heggener, der seit 1997 Bürgermeister in Finnentrop ist und zuvor einige Jahre auch Gemeindedirektor war, wird nicht mehr kandidieren. Das bestätigte der 64-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich werde nicht mehr antreten. Zur Wahl nächsten Jahres bin ich 65 Jahre alt und habe damit fast exakt das genaue Renteneintrittsalter erreicht.“ Zwar verspüre er auch weiterhin Lust auf dieses Amt, „doch vielleicht ist es auch nicht mehr zielführend, mit 70 hier noch zu sitzen“, ergänzte er.
Zwei Kandidaten zur Auswahl
Zudem könne Heß auch die Menschen verstehen, die der Meinung sind, dass die Zeit reif sei für einen Wechsel.
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Möglicherweise spielt er damit auch – oder vor allem – auf die Entscheidungsträger in seiner eigenen Partei an. Dirk Leibe, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands in Finnentrop, erklärte nämlich auf Nachfrage dieser Redaktion, dass sich Vorstand und Fraktion in einer erweiterten Vorstandssitzung am vergangenen Dienstag auf Achim Henkel als Kandidaten geeinigt hätten, mit dem sie Anfang Februar 2020 auf die Mitglieder zugehen wollen. Zur Auswahl bei der internen CDU-Sitzung im Gasthof Steinhoff in Schönholthausen hätten zwei Kandidaten gestanden, eben Henkel und nach unseren Informationen auch Bürgermeister Heß. Der Heggener dementiert dies jedoch und betont, dass er sich gar nicht mehr als Kandidat beworben habe.
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Die Entscheidung der Parteispitze fiel auf den Diplomverwaltungswirt Achim Henkel, der viele Jahre Leibes Vorgänger als Gemeindeverbandsvorsitzender der Finnentroper CDU war und derzeit Polizeichef in Attendorn ist. „Wenn gesagt wird, dass Tobias Puspas als CDU-Bürgermeisterkandidat in Lennestadt als Geschenk vom Himmel gefallen ist, dann kann ich das für Achim Henkel genauso formulieren“, betont Leibe und ergänzt: „Er hat bereits mehrere Behörden geleitet und kann Menschen sehr gut führen. Das ist ein ganz starker Kandidat.“
Leibe: ein verdienter Bürgermeister
Die Entscheidung, ob der Polizeichef in der Hansestadt später auch ins Rennen geschickt wird, fällt indes die Parteibasis. „Es war in der Vergangenheit allerdings immer so, dass unsere Mitglieder in Finnentrop dem Votum des Vorstandes gefolgt sind“, erklärte der Vorsitzende, der Dietmar Heß als „verdienten Bürgermeister“ bezeichnet.
Heß selbst ist nach eigener Aussage nach der Entscheidung innerlich komplett entspannt und mit sich im Reinen. „Ab dem 1. November kann ich Radfahren, wenn ich dazu Lust habe, und nicht, wenn irgendwo mal eine Lücke im vollen Terminkalender frei wird.“ Mit einer Portion Genugtuung blicke er auf die vielen Jahre seiner Amtszeit zurück – auf die kleineren und größeren Erfolge. Er nennt ein paar Beispiele. Der Umbau des Hallenbades. Die Umwandlung des ehemaligen Steinbruchgeländes Elberskamp zu einem Industriegebiet – und das gegen massive Widerstände. Die Entwicklung der Gewerbegebiete Wiethfeld und Frielentrop. Die Beseitigung des Bahnüberganges nach jahrelangen Bemühungen. Die Neugestaltung des Bahnhofsgeländes, wodurch u.a. Platz für den Netto-Markt geschaffen wurde. Die Aufwertung des Lenneparks. Der nahezu vollständig abgeschlossene Ausbau des Radwegenetzes. Die dörfliche Entwicklung. Die Partnerschaften mit Diksmuide und Helbra. Und vieles mehr habe er federführend angestoßen.
„Ich denke, ich habe viele Impulse mit eingebracht und die Gemeinde entwickelt. Das habe ich immer aus voller Überzeugung getan“, betont Heß, der sich eine kleine Spitze in Richtung Lokalpolitik indes nicht verkneifen kann: „Ich habe in den Jahren eine Verflachung der Kommunalpolitik mit einer kaum vorhandenen selbstkritischen Haltung erlebt.“ Harsche Worte, zu denen er steht, die aber sicherlich nicht nur für Begeisterung sorgen. Schon gar nicht in der eigenen Partei.