Finnentrop. Seit Ende Januar lässt Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß auf seiner Homepage kein gutes Haar an dem Bürgermeisterkandidat der eigenen CDU.

Das Verhältnis zwischen Dietmar Heß (CDU) und der eigenen Partei- und Fraktionsspitze ist am absoluten Tiefpunkt angekommen. Darauf lassen zumindest die täglichen Eintragungen des Bürgermeisters auf seiner Homepage (www.dietmar-hess.de) schließen.

Seit Ende Januar lässt Heß keinen Tag verstreichen, ohne verbal gegen „den Bewerber“ ums Bürgermeisteramt, gemeint ist Achim Henkel, sowie gegen Fraktionschef Ralf Helmig und den CDU-Gemeindevorsitzenden Dirk Leibe zu schießen. Ohne dabei deren Namen zu nennen.

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Hintergrund der tiefen Gräben: Auf einer erweiterten Vorstands- und Fraktionssitzung im Dezember sprachen sich die damals anwesenden Politiker gegen eine erneute Kandidatur „ihres“ Bürgermeisters aus und schickten dafür den Bamenohler Achim Henkel, Chef der Polizeiwache in Attendorn, ins Bewerberrennen. Offenbar ein Affront gegen Heß, der in der Öffentlichkeit seit Ende Januar kein Blatt vor den Mund nimmt.

Los geht es am 31. Januar.

Nun sind es fast zwei Monate, seitdem der Bewerber auf den Schild gehoben wurde, oder sollte ich besser sagen: aus dem Hinterzimmer an das Licht geholt wurde. (...) Eigentlich eine lange Zeit, (...) um ein geordnetes Bewerbungsverfahren zu organisieren. War wohl nicht gewollt, vermutlich aus Angst. Angst davor, es könnte sich (...) noch jemand anderes finden. Angst ist ein schlechter Ratgeber. So muss die CDU in der Gemeinde mit dem Makel leben, die einzige Gliederung in der Region, vielleicht in ganz NRW zu sein, die es nicht schafft, den Grundsätzen der CDU treu zu bleiben und für Transparenz und Offenheit zu sorgen.

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Zur Erklärung: Heß hatte von Beginn an auch öffentlich kritisiert, dass die CDU in Finnentrop bei der Kandidatenauswahl für den Bürgermeisterposten kein offenes Verfahren angestrebt habe.

Am 9. Februar, einem Sonntag, äußert sich Heß unter anderem über Sturmtief „Sabine“, das sich damals noch im Anflug befand.

Heß: „Stürmisch kann es auch für die Akteure des Intriganten-Stadl werden. Glauben die (...) wirklich, dass ihre Taktik so überzeugend und unangreifbar ist? Sie haben (...) Missmut herbeigeführt und (unter der Decke) gezüchtet. Der Bewerber lebt schon mit dem Makel, nicht in einem offenen Verfahren, sondern im Hinterzimmer gekürt worden zu sein. Wer so etwas (mit)macht, muss gewaltig ehrgeizig sein. Es wird immer offenbarer, dass er auf diese Position lange reflektiert hat und als Handelnder Wege gesucht hat, dass ihm andere die Drecksarbeit abnehmen. Das ist ihm (...) scheinbar gelungen.“

Einen Tag später, am 10. Februar, ergänzt Heß:Ein eiskalt agierender Vorsitzender und ein anderer – feige eigene Interessen verfolgender – Vorsitzender haben exekutiert, was der Bewerber über lange Zeit eingefädelt hat. Was und vor allem wie das alles abgelaufen ist, trieft vor Charakterlosigkeit.

In seinen Eintragungen kritisiert Dietmar Heß nicht nur die „Hinterzimmer“-Taktik der CDU, er spricht Achim Henkel auch jegliche Kompetenzen ab. Am 13. Februar lässt er die Öffentlichkeit wissen: Ehrgeiz geht vor Herzblut. (...) Der Bewerber mag ja ein guter Chronist sein, ein Verwalter der Daten und Vorgänge. Aber Herzblut? Mir fallen keine Initiativen politischer Art ein, an denen er beteiligt gewesen wäre oder die gar von ihm ausgingen.“ Und weiter: „Was hat der Bewerber überhaupt für Bamenohl (Henkels Wahlbezirk, Ann. der Redaktion) auf den Weg gebracht? Auch den Erwerb des Hotel Cordes mussten wir als Verwaltung fast erzwingen. Und heute: das Begegnungszentrum Bamenohl ist unumstritten, die weitere Nutzung des ehemaligen Hotels durch Umbau in Wohnungen liegt in der Hand der Verwaltung, kommunalpolitisch kümmert sich niemand, auch nicht der Bewerber.

Am vergangenen Montag, 17. Februar, schreibt Heß weiter:Mancher hat schon auf meine Ansprache zum Neujahrsempfang etwas säuerlich reagiert, mit der ich belegt habe, von wem die Initiative für die Entwicklungen der Gemeinde im letzten Jahrzehnt (und nicht nur da) ausgegangen ist. Das Führungstrio der CDU kann jedenfalls davon nichts für sich beanspruchen. Vorhaben in Fretter, Schönholthausen, Ostentrop oder Lenhausen beruhen (...) auf der Initiative örtlicher Ratsmitglieder. Zu Bamenohl schrieb ich schon am 13. Februar. Initiativen in Finnentrop: Fehlanzeige. Schulcampus, Zentrum, B 236, Bahnübergang, Festhalle, na ja, immerhin hat der Rat bei diesen Entscheidungen nicht im Weg gestanden. Aber dann gibt es da ein Paradebeispiel für politisches Handeln: die Sauna im Finto. Da hat sich einmal die Verwaltung nicht klar positioniert, vielmehr versucht, Leitplanken zu errichten, um eine politische Entscheidung abzusichern (...): das Ergebnis waren sechs Jahre der Beratung, bis endlich eine Entscheidung fiel.“

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Mit anderen Worten: Das CDU-Führungstrio habe rein gar nichts bewegt. Heß schreibt „dem Bewerber“ darüber hinaus jegliche Teamplayer-Fähigkeiten ab (Statement vom 3. Februar: „So wie man aus einem Esel kein Pferd machen kann, wenn man ihn nur Pferd nennt, so wenig macht man aus einem Eigenbrötler einen Teamplayer, indem man ihn nur so nennt.“) und er wirft der gesamten Partei- und Fraktionsspitze immer wieder vor, bei wichtigen Anlässen gefehlt zu haben und keinerlei politisches Rückgrat zu besitzen.

„Wir kennen den Blog des Bürgermeisters und kommentieren private Äußerungen nicht. Für uns heißt es Zukunft zu gestalten und die großen Aufgaben der nächsten Zeit gemeinsam mit den Bürgern anzugehen“, erklären Leibe und Henkel in einer gemeinsamen Erklärung auf Nachfrage. Dass sie kaum glauben können, was sich auf der Homepage des Bürgermeisters seit wenigen Tagen täglich tut, dafür braucht man kein Hellseher zu sein.