Kreis Olpe. Der Fachkräftemangel bremst die Wirtschaft. Ein Gesetz soll helfen, ausländische Arbeiter besser anzuwerben. Was man im Kreis Olpe davon hält.
„Make it in Germany.“ Mit diesem Slogan will Deutschland jetzt um ausländische Fachkräfte werben – und davon soll auch der Wirtschaftsstandort Kreis Olpe profitieren. Die Werbung ist nötig, denn der Fachkräftemangel macht den heimischen Unternehmen schwer zu schaffen. Die neuen Arbeitnehmer sollen vor allem aus Nicht-EU-Ländern kommen. Möglich machen soll dies das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Kraft treten wird.
Spitzentreffen mit Angela Merkel
Wie dieses umgesetzt werden soll, haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister, Länder, Wirtschaft und Gewerkschaften am Montagabend bei einem Spitzentreffen in Berlin beraten. Dabei ging es vor allem um die Anerkennung von Berufsabschlüssen, Sprachkenntnisse und eine leichtere Visumserteilung.
Im Kreis Olpe wird der Vorstoß der Bundesregierung begrüßt, denn die Wirtschaft leidet unter dem Mangel. Die größten Engpässe bestehen laut Fachkräftestrategie derzeit bei Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik - daneben sind der Bau, der Hotel- und Gaststättenbereich sowie Gesundheitsberufe betroffen. Konkret geht es etwa um Elektrotechniker, Metallbauer, Mechatroniker, Köche, Alten- und Krankenpfleger, Informatiker sowie Softwareentwickler.
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„Ich kann aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung nur bestätigen, dass der Fachkräftemangel groß ist. Es ist sehr schwierig, qualifizierte Arzthelferinnen zu bekommen oder auch Auszubildende, die ein einigermaßen gutes Zeugnis vorweisen können“, sagt SPD-Bundestagsabgeordnete Nazahat Baradari im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gehe nun darum, dass die Wirtschaft vorgibt, wo genau sie welche Fachkräfte benötigt. Die Politik müsse folglich die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.
Gesellschaft muss bei Integration mithelfen
Doch auch die Gesellschaft müsse mithelfen. „Wir dürfen die sozialen und gesellschaftlichen Dimensionen nicht außer Acht lassen. Wir möchten, dass die Menschen, die hierher kommen, sich integrieren und sie sollen die Möglichkeit dazu haben, dass man Sprachkurse anbietet und eine Willkommenskultur aufbaut“, sagt Baradari. Nur durch ein „Fördern und Fordern“ könne man verhindern, dass sich Parallelgesellschaften bilden.
Bürokratie wird abgebaut
Klaus Fenster, Geschäftsführer der IHK Siegen mit Fachbereich „Berufliche Bildung“, sieht für die Region eine große Chance: „Wenn jemand bislang aus dem nicht-europäischen Ausland zu uns wollte, ging das im Regelfall nur über Asyl. Dass die Vorrangprüfung jetzt ausgesetzt wird, ist ebenfalls eine große Errungenschaft“, sagt Fenster.
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olpe- personalmisere hat café lüning eingeholtDie Anforderungen an die Deutsch-Kenntnisse der ausländischen Fachkräfte dürften nicht zu hoch sein, vor allem nicht bei Beginn der Tätigkeit. „Wir brauchen gute Angebote der Volkshochschulen und Berufskollegs, so dass Arbeitnehmer aus dem Ausland Sprachkompetenzen erwerben können.“ Im ländlichen Raum habe man einen Standortvorteil, weil dort noch Wohnraum entstehen könne. Fenster: „Bezahlbarere Wohnungen und ein guter ÖPNV werden für ausländische Fachkräfte eine wichtige Rolle spielen.“
Vor der eigenen Haustür beginnen
Laut Andre Arentz, Bevollmächtigter der IG Metall im Kreis Olpe, müsse man zweigleisig fahren. Im Grund fange die Suche nach Facharbeitskräften vor der Haustür an: „Wir müssen Menschen für den Arbeitsmarkt gewinnen, die wir heute nicht berücksichtigen. Das heißt, im Kreis Olpe geht bei der Frauenarbeitsquote noch einiges.“ Man brauche bessere Bedingungen, um Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. „Auch beim Thema Ausbildung kann man mehr Engagement an den Tag legen.“
Info: Fachkräftemangel im Kreis Olpe
Laut Fachkräftemonitor der Industrie- und Handelskammer Siegen fehlen der Region Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe derzeit 15.000 Fachkräfte. Der Engpass beträgt neun Prozent. Noch düsterer fällt die Prognose für 2030 aus: Hier fehlen der Region laut IHK 22.000 Fachkräfte (15,5 Prozent Engpass).
Vor allem in technischen Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- sowie Produktionssteuerungsberufen ist der Fachkräftemangel eklatant. Aktuell bedeuten 1130 unbesetzte Stellen hier einen Engpass von 28,5 Prozent. Im Jahr 2030 sollen es sogar 1670 unbesetzte Stellen sein (44,8 Prozent Engpass).