Kreis Olpe/Römershagen. . Die Kreisjägerschaft vermeldet im zweiten Jahr hintereinander einen Rekordabschuss. „Hoffen, wirksam in die Population eingegriffen zu haben“.

Eigentlich hat Karl-Josef Fischer Grund zur vollsten Zufriedenheit: Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Olpe darf bereits im zweiten Jahr hintereinander einen Rekordabschuss von Wildschweinen vermelden: „Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen können wir in diesem Jahr den Rekordwert vom vergangenen Jagdjahr deutlich übertreffen“, sagt er.

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Seinerzeit endete das Jagdjahr für Wildschweine am 15. Januar, eine von den Jägern heftig kritisierte, damals neue Regelung des grünen Umweltministers Remmel. Dennoch bilanzierten die Jäger im Kreis Olpe fast 1700 Abschüsse, bis dahin bereits eine Rekordzahl.

Deutlich über 2000 Stück

Das ist jedoch nichts gegen das aktuelle Jagdjahr: „Wir werden deutlich über 2000 Stück landen“, freut sich Fischer. „Bei dieser Größenordnung dürfen wir begründet hoffen, wirksam in die Population eingegriffen zu haben.

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Ein Grund, sich beruhigt zurückzulegen, so der Römershagener, sei das aber nicht. „Wildschweine haben eine Reproduktionsquote von 300 Prozent.“ In Zahlen: Gibt es im Frühjahr rund 700 Tiere, die Frischlinge (bis ein Jahr alt) nicht mitgerechnet, kämen im Sommer wieder mehr als 2000 hinzu. Unterm Strich stehe den Jägern dann wieder ein stattliches Heer von rund 2500 bis 3000 Stück Schwarzwild gegenüber.

Neue Gesetze hilfreich

Und gerade die Landwirte in der Region machen Druck, wollen das durchgepflügte Grünland nicht klaglos hinnehmen.

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Dass in Düsseldorf eine neue Landesregierung das Zepter schwingt, haben viele Jäger mit Jubel quittiert. Schwarz-Gelb tat, was die Grün-Röcke erhofft hatten: Im Sommer wurde die Jagd auf die sogenannten Überläufer (ein- bis zweijährige Wildschweine) freigegeben, im Herbst folgte die Entscheidung, die Jagd grundsätzlich bis zum 31. Januar zu verlängern, und Anfang Januar, auch mit Blick auf die afrikanische Schweinepest, fielen alle Schranken. „Seitdem dürfen wir alle Wildschweine das ganze Jahr über erlegen, grundsätzlich ausgenommen sind führende Bachen“, sagt Fischer und klärt sogleich den Fachbegriff für Laien auf: „Das sind die Wildschweinmütter mit Frischlingen, die noch keine 20 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringen und alleine nicht lebensfähig wären.“

Die Freigabe, räumt er ein, habe zwar den einen oder anderen Abschuss von Überläufern gebracht, aber: „Wunder darf man dadurch nicht erwarten.“

Aggressiver Virus

Insbesondere mit Blick auf die afrikanische Schweinepest dürfe sich niemand der Illusion hingeben, dass die jetzt erreichten Abschuss-Rekordzahlen das Problem grundsätzlich lösen: „Wir Jäger sind nicht in der Lage, diesen Virus durch Rekord-Abschüsse aufzuhalten. Wir können höchstens das Risiko vermindern.“

Grund: Es handle sich um eine derart aggressive und vor allem langlebige und überlebensfähige Sorte von Virus, die den Übertragungsweg unberechenbar mache: „Die afrikanische Schweinepest hat einige unangenehme Besonderheiten. Es gibt gegen sie keine Impfung, und das Virus kann monatelang selbst in verarbeitetem Fleisch überstehen.“

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Der sogenannte Worst Case: Wenn beispielsweise infiziertes Fleisch in einer Wurst verarbeitet worden sei, deren Reste ein Lkw-Fahrer aus Osteuropa an einer Raststätte in Deutschland wegwerfe, infiziere sich ein Wildschwein sofort, wenn es die Wurst fresse. Mit verheerender Wirkung: „Die infizierten Tiere sterben nach fünf bis sechs Tagen, alle Tiere einer solchen Rotte sind dem Tode geweiht. Und wenn Wildschweine aus irgendeinem Grund mit Hausschweinen in Berührung kommen, gilt das dann auch für die.“

Sprunghafte Verbreitung

Fischer weist auf das eigentümliche Auftreten des Virus in Europa hin: „Es überspringt von Zeit zu Zeit offenbar mehrere hundert Kilometer. Zuerst trat es in Georgien auf, dann plötzlich im Baltikum und im vergangenen Jahr in Polen und Tschechien.“ Dort hätten die Behörden sogar das Militär eingeschaltet, das in großen Schweinepest-Zonen auf die Tiere anlege.

Wenigstens eine positive Nachricht, so Fischer, könne er in Sachen Afrikanische Schweinepest vermelden: „Für Menschen ist der Virus ungefährlich.“

Jäger und Landwirte Hand in Hand

Kreislandwirt Peter Steinhoff aus Theten bestätigt im Gespräch mit unserer Zeitung den Jagderfolg im Kreis Olpe: „Wir merken auf jeden Fall, dass der Schwarzwild-Bestand zurückgegangen ist. Es ist gut und wichtig, dass die Jäger und Landwirte Hand in Hand arbeiten.“

Dennoch hätten viele Landwirte Probleme, auch angesichts des feuchten Frühjahrs und der aufgeweichten Böden, die Gülle aufzubringen: „Wenn dort Wildschweine gehaust haben, ist es fast unmöglich, die Grünland-Schäden zu beseitigen.“

Das Thema Afrikanische Schweinepest werde derzeit auch hierzulande diskutiert: „Das Virus nähert sich offenbar langsam, aber sicher Richtung West-Europa.“ Sollte es die Region tatsächlich einmal betreffen, könne sich das für die Schweinezüchter natürlich fatal auswirken, auch wenn der eigene Stall gar nicht betroffen sei. Sperrbezirke und drastische behördliche Maßnahmen seien die Konsequenz.