Kreis Olpe. . Viele Eltern lassen ihre Kinder aufgrund der Sturmwarnung am Donnerstag nicht aus dem Haus. In den Sekretariaten stehen die Telefone nicht still.
Ungewöhnlich still ist es am Donnerstag während der großen Pause auf den Fluren der Gemeinschaftsgrundschule Am Hohenstein in Olpe. Orkantief Friederike sorgt auch hier für Unterrichtsausfall: Weil die Sicherheit der Mädchen und Jungen nicht gewährleistet ist, haben Rektorin Siegrid Sundermann-Gugliotta und ihre Kolleginnen versucht, alle Eltern anzurufen.
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Das NRW-Schulministerium und die Bezirksregierung Arnsberg hatten ohnehin den Unterrichtsbesuch wegen der Wetterlage freigestellt. „Von unseren 284 Schülerinnen und Schülern sind nur 60 gekommen“, erzählt die Leiterin. Eine Umfrage dieser Zeitung hat ergeben, das dies in vielen Schulen im Kreis so gewesen ist.
Olpe
Von den 556 Sekundarschülern sind nur 147 anwesend, also jeder Vierte. Am Standort in Drolshagen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Aus 306 mach 42.
„Wir haben dafür gesorgt, dass all diejenigen, die da waren, ab 10.20 Uhr nach Hause konnten, den letzten Schüler habe ich gegen ein Uhr verabschiedet“, sagt Sekundarschulleiterin Claudia Limper-Stracke. „Für mich stand an erster Stelle, dass alle sicher nach Hause kommen. Es gab eine eindeutige Warnung.“
Deutlich leerer als sonst ist auch das St.-Franziskus-Gymnasium, an dem 1090 Schüler angemeldet sind. Vielleicht ein Drittel sei da gewesen, so Leiterin Dr. Gerlis Görg. An normalen Unterricht sei nicht zu denken, dafür könnten die Lehrer Inhalte in Kleingruppen wiederholen oder vertiefen. Zudem habe man, genauso wie das Städtischen Gymnasium, alle Unter- und Mittelstufler ab 11 Uhr nach Hause geschickt. Sofern die Jugendlichen dort nicht alleine seien.
Wenden
Lediglich 26 Jugendliche kommen ins Wendener Schulzentrum, bestehend aus Gesamt-, Real- und Hauptschule. „Es war sehr übersichtlich“, erklärt Dieter Karrasch. „Wir haben alle zusammengeholt und einen Film gezeigt“, sagt der Schulleiter, der für knapp 630 Gesamtschüler und jeweils rund 50 Haupt- und Realschüler verantwortlich ist. Auf ihrer Internetseite bat die Lehranstalt um schriftliche Abmeldung der Kinder, um zu vielen Anrufen vorzubeugen. Mit mäßigem Erfolg: „Es haben endlos viele Eltern angerufen.“
Rund zwei Drittel der 380 Kinder, die an der Grundschule in Wenden mit seinem Teilstandort Rothemühle angemeldet sind, bleiben laut Schulleiter Thorsten Nebel zu Hause. Hingegen sind alle Lehrer vor Ort, um das verbliebene Drittel zu betreuen. Durch die geringe Anzahl ist jedoch verstärkt Einzelförderung, etwa im Fach Mathematik, möglich. Ein kleiner Luxus. Ruhig ist es trotzdem nicht. Das Telefon im Sekretariat steht zwischen 7 und 9 Uhr nicht still. „Es hat pausenlos geklingelt. Wir haben die Eltern aber auch gebeten, uns unmittelbar zu informieren, wenn ihre Kinder fernbleiben“, so Nebel.
Drolshagen
Komplett geschlossen bleibt die Gräfin-Sayn-Verbundgrundschule mit den Standorten Drolshagen, Hützemert und Schreibershof. Die Entscheidung sei in Absprache mit der Stadt Drolshagen als Schulträger am Mittwochabend gefällt worden. „Wir wissen, wie es abgeht, wenn Schneechaos herrscht“, erklärt die kommissarische Leiterin Annette Böhmer.
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„Wir sind verantwortlich für knapp 450 Kinder und hätten zusehen müssen, dass sie sicher nach Hause kommen. Das Risiko war uns zu groß.“ Die Schule hat eine Notbetreuung eingerichtet, auch für die OGS-Zeit am Nachmittag. „Da ist tatsächlich ein Kind gekommen, nur wollte es nicht alleine in die OGS“, so Böhmer. Die Mutter habe dann eine andere Unterbringung gefunden.
Attendorn
Wiebke Lösenbeck-Schulte und das Team der Attandarra-Schule hatten bereits Mittwochabend per Mail und Telefon die allermeisten Eltern darüber informiert, dass die Schule am Donnerstag geschlossen bleibt. „Das hat ganz gut geklappt, wir sind gut vernetzt“, sagt die Schulleiterin, „obwohl wir nicht alle erreichen konnten.“ Klar ist auch, dass dort, wo Betreuungsbedarf besteht, die Eltern nicht im Regen stehen gelassen werden: Eine Aufsicht wäre gewährleistet, erweist sich aber als nicht nötig. Sechs Kinder stehen vor der Tür, die alle wieder sicher nach Hause geleitet oder untergebracht werden können.
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Am St.-Ursula-Gymnasium hat Helga Drexelius im Sekretariat vielleicht den stürmischsten Job. Das Kollegium ist zwar komplett erschienen, einige Schüler ebenfalls, aber die meisten Fehlenden werden von ihren Eltern entweder per Mail oder Anruf entschuldigt: „Ich habe nicht genügend Hände und Ohren“, so die Schulsekretärin. Für die wenigen Schüler, die kommen, ist um 9.25 Uhr (nach der zweiten Stunde) schon wieder Schluss.
Finnentrop
Monika Storm, Leiterin der Gesamtschule Finnentrop, meldet sich über die schuleigene Homepage bei Eltern und Schülern: „Aufgrund der aktuellen Wetterlage können wir für unsere Schülerinnen und Schüler zum Zeitpunkt des Sturmes den gesicherten Bus- und Bahntransfer nicht garantieren. Aus diesem Grunde haben wir den Schulbetrieb am Donnerstag vorzeitig eingestellt. Die Betreuung derjenigen, die dennoch in der Schule verbleiben, ist gesichert.“
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Frühes Schulfrei für die, die gekommen sind, und eine sichere Betreuung jener Schülerinnen und Schüler, die so früh noch nicht nach Hause können, ist nach Aussage von Alfons Peterschulte, Schulamtsleiter der Gemeinde Finnentrop, auch das Prinzip der dortigen Grundschulen: „Probleme hat es keine gegeben.“ Vorbildlich die Grundschule Heggen: Dort nutzen die Lehrer die Zeit ohne Schüler für eine Konferenz.
Lennestadt und Kirchhundem
Auch in Lennestadt und Kirchhundem fällt der Unterricht an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen weitgehend aus. In Kirchhundem hält die Grundschulen in Welschen Ennest und Kirchhundem am längsten durch, dort ist noch bis zum Ende der vierten Stunde, also bis etwa 11 Uhr, Unterricht. Die Heinsberger Schule schickt ihre Schüler bereits vor Unterrichtsbeginn wieder nach Hause. „Es ist nur eine Hand voll gekommen“, so Konrad Schlechtinger, Fachbereichsleiter Schulen im Rathaus. Hauptschule und Sekundarschule verfahren ähnlich.
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„Wir schicken um 11 Uhr die letzten Schülerinnen und Schüler nach Hause“, sagt Petra Peschke-Göbel, zuständige Fachbereichsleiterin in Lennestadt. Bis dahin glühen zwischen Rathaus und Schulen, Eltern und Schulen, Eltern und Eltern die Telefone, tickern die Whatsapp-Nachrichten im Sekundentakt. „Die Schulen hätten am Mittwochabend mitteilen sollen, dass alle geschlossen bleiben, dann hätte es diesen Zirkus erst gar nicht gegeben“, so der genervte Vater eines Schülers aus Lennestadt. Peschke-Göbel: „Die Schulen mussten öffnen, weil die Übermittagbetreuung gewährleistet sein muss.“
Interessant: Je älter die Schülerinnen und Schüler, desto größer ist offenbar die Angst vor dem Orkantief. So sind zum Gymnasium Maria Königin nur rund 100 von 800 Schülern gekommen, die wenigsten davon aus der Oberstufe. Auch am Städtischen Gymnasium ist dank Sturmtief Friederike bereits gegen 10 Uhr schulfrei.
Sturmtief "Friederike" wütet in Südwestfalen
Olpe
In der Gemeinschaftsgrundschule Am Hohenstein ist die Stimmung besser als das Wetter. Die Lehrerinnen können nicht alle Eltern erreichen, deshalb bleiben zehn Kinder dort. Sie vertreiben sich die Zeit mit Billard und Kickerspielen und schauen gemeinsam einen Film. Schade: Für insgesamt 70 Kinder im Offenen Ganztag ist das warme Mittagessen bestellt. Fleisch, Kartoffeln, Salat und ein großer Streuselkuchen bleiben deshalb stehen.
Orkantief stoppt den Zugbetrieb
Nach Angaben von Gerhard Bettermann, Betriebsleiter Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd, sind am Donnerstag alle Busse durchgehend gefahren. Allerdings seien nur die Schulen angesteuert worden, an denen überhaupt Unterricht stattgefunden habe.
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Von Fall zu Fall habe es Behinderungen durch umgestürzte Bäume gegeben, deshalb hätten einige Busse Umwege genommen. Schon am Vormittag hatte die Bahn den Zugverkehr völlig eingestellt, wovon auch Schüler aus dem Kreis Olpe betroffen waren.
Alle Lehreinnen und Lehrer mussten zum Dienst erscheinen.