Lennestadt. . Der Federn- und Fahrwerksspezialist in Lennestadt entwickelt eine „Knochenfeder“ bis zur Serienreife, die die Behandlung von Knochenbrüchen revolutioniert.
- Die Bonehelix ist ein schonender Ersatz für die üblicherweise verwendeten Marknägel
- Patienten werden deutlich weniger belastet
- OP-Zeiten liegen im Durchschnitt bei 30 Minuten
Eine unabhängige Jury aus Professoren, Wissenschaftlern, Branchen-Experten und Journalisten hat auf der Hannover-Messe den Industriepreis 2017 an die Firma H&R vergeben. Bemerkenswert ist die Kategorie, in der sich die Lennestädter gegen 30 bis 40 Mitbewerber durchsetzen konnten: Es ist die Sparte Medizintechnik - Gewinnerin ist die H&R Medizintechnik GmbH.
Geringe Belastung der Patienten
Gemeinsam mit dem Unfallchirurgen und Knochenexperten Professor Dr. Reiner Labitzke hat H&R eine „Bonehelix“ genannte Knochenfeder bis zur Marktreife entwickelt, „die“, wie Geschäftsführer Danny Christopher Remmen sagt, „die Behandlung von Knochenbrüchen in Oberarmen und Unterschenkeln revolutioniert.“
Die Bonehelix ist ein schonender Ersatz für die üblicherweise verwendeten Marknägel, deren Einsatz in der Regel mit hohem Kraftaufwand und längeren Genesungszeiträumen einhergehen: „Die Verwendung von Bonehelix belastet die Patienten deutlich geringer und ermöglicht zeitsparenden Eingriffe für die behandelnden Ärzte“, so Remmen.
Wer in der Medizintechnik Revolutionen anstoßen will, muss dicke Bretter bohren. Eine Erfahrung, die auch dem Automobilexperten nicht erspart blieb: „Die ersten Kontakte zu Professor Labitzke hatten wir 2004“ erinnert sich Remmen. Fast zehn Jahre wurde experimentiert und probiert, denn die Zielvorgaben an die „Feder, die nicht federt“ waren hochgesteckt: „Das Problem war“, sagt Joachim Schmidt, Leiter Qualitätsmanagement, „dass wir einen eigenen Herstellungsprozess entwickeln mussten. Die Feder muss Mikrobewegungen zulassen, das beschleunigt den Heilungsprozess. Zu fest ist also schlecht, zu lose aber auch.“
2014 war es dann soweit: H&R-Medizintechnik stellte die Bonehelix der Öffentlichkeit vor, in 35 Ländern mit einem Patentschutz versehen. Damit waren die dicken Bretter aber noch nicht wirklich durchgebohrt, denn bevor Industriepreise vergeben und Patienten operiert werden können, müssen Ärzte überzeugt werden, was aber gelingt.
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„Die Resonanz auf das Produkt ist durchgängig sehr positiv“, sagt Florian Junker vom Beratungsunternehmen „Zündgeber“ in Olpe, „die Vorteile der Bonehelix sind sofort erkennbar. Zahlreiche Kliniken setzen die Bonehelix bereits ein und bestätigen mit ihren Erfahrungen die guten Eigenschaften.“
Mit 120 Krankenhäusern in Kontakt
Mit 120 Krankenhäusern steht H&R-Medizintechnik wegen der Bonehelix in Kontakt, noch nicht in allen wird mit diesem Verfahren operiert, aber ohnehin muss im medizinischen Bereich eine Spanne von vier bis fünf Jahren nach Markteinführung eingerechnet werden, bis sich ein Produkt durchgesetzt hat. In dieser Phase konzentrieren sich die Lennestädter auf den deutschsprachige Raum.