Lennestadt. . Der Lennestädter Rat hat dem früheren Landrat Dr. Herbert Evers wegen seiner Nazi-Vergangenheit die Ehrenbürgerwürde entzogen, nicht ganz ohne Folgen.
- Nach Antrag der Grünen Attacken aus der rechten Szene im Kreis
- Beschimpfung in sozialen Medien und Leichenschänder-Plakat am Rathaus
- Lennestädter Stadtrat bezieht trotz rechtlicher Bedenken klare Position
Der frühere Landrat des Kreises Olpe, Dr. Herbert Evers, ist kein Ehrenbürger der Stadt Lennestadt mehr. Der Stadtrat entzog Evers wegen seiner Nazi-Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft. In der Sache sind sich alle einig, doch zeigt die Diskussion den immer noch schwierigen Umgang mit der Vergangenheit.
Die Gemeinde Grevenbrück hatte Evers 1938 zum Ehrenbürger ernannt. Als die Gemeinde 1969 in die neue Lennestadt integriert wurde, ging die Ehrenbürgerschaft automatisch auf die Stadt als Rechtsnachfolgerin über.
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Nachdem der Olper Historiker Dr. Thieme in einem Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat auf Evers Nazivergangenheit hingewiesen hatte, hatten die Grünen die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft beantragt. Eigentlich sollte das Thema im Ältestenrat behandelt und im Rat nur noch formal über die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft abgestimmt werden.
Beschimpfung in sozialen Medien
Dazu kam es aber nicht. Denn als der Antrag der Grünen öffentlich wurde, wurde die Fraktion aus der rechten Szene im Kreis attackiert. Der Antrag lasse jeden Anstand und jedes Ehrgefühl vermissen, hieß es in den sozialen Medien. Am Dienstag Morgen hatten Unbekannte am Rathaus ein Plakat aufgehängt, auf dem die Grünen als „Leichenschänder“ betitelt werden. Daraufhin hatte sich die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen entschieden, die Ehrenbürgerschaft in der Ratssitzung doch zu thematisieren.
Die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für den früheren Landrat Dr. Herbert Evers sorgt auf Facebook für Anfeindungen aus der rechten Szene. Dazu zählt die Gruppierung "Olpe wehrt sich".
Christa Orth-Sauer zitierte in der Ratssitzung aus dem Schreiben von Dr. Thieme: Evers sei an der Gründung der NSDAP in Grevenbrück und am Aufbau der SA im Kreis Olpe beteiligt gewesen, habe als Jurist SA-Mitglieder vor Gericht verteidigt sowie Andersdenkende verfolgt und für deren Verbringung ins Konzentrationslager gesorgt.
Schaden für Ansehen der Stadt
„Dass ein solcher Mensch die Ehrenbürgerwürde der Stadt hat, ist nicht tragbar. Das schadet dem Ansehen der Stadt“, so Orth-Sauer. Heinz Vollmer: „Entscheidend ist, dass dieser Mensch nie eine Ehrenbürgerschaft in unseren Köpfen hatte.“ Der Grevenbrücker Stadtverordnete Eugen Wörsdörfer erklärte, er sei von Bürgern gebeten worden zu erwähnen, dass Evers als Landrat 1935 einen Geistlichen vor dem KZ bewahrt und die Schließung einer Fabrik verhindert habe.
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Die Stadtverwaltung hatte rechtliche Bauchschmerzen. Rüdiger Barteit: „Die Ehrenbürgerschaft kann laut Gemeindeordnung nur Lebenden entzogen werden, der Beschluss könnte angefochten werden.“ Unproblematischer sei ein Beschluss, dass der Rat die Entscheidung der Gemeinde Grevenbrück bedauere und sich davon distanziere. Grüne und UWG forderten trotzdem klare Kante bei der Beschlussfassung. Orth-Sauer: „Andere Städte und Gemeinden haben Hitler und Goebbels auch die Ehrenbürgerschaft aberkannt.“ Bei zwei Enthaltungen wurde der ursprüngliche Grünen-Antrag verabschiedet.