Grevenbrück. . Heute vor 65 Jahren, am 4. November 1951, wurde der große Sohn des Ortes Grevenbrück, Professor Dr. Albert Boerger, Ehrenbürger der Gemeinde.
- Stadtmuseum erinnert an Wissenschaftler Prof. Dr. Albert Boerger
- Forschungen zur Pflanzenzucht in Südamerika erlangen weltweiten Ruhm
- Gemeinde ernennt Boerger an seinem 70.Geburtstag zum Ehrenbürger
Heute vor 65 Jahren, am 4. November 1951, wurde der große Sohn des Ortes Förde-Grevenbrück, Professor Dr. Albert Boerger, mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Grevenbrück geehrt. Außerdem wurde Prof. Dr. Boerger heute vor 135 Jahren geboren. Aus Anlass dieses Ereignisses präsentiert das Museum der Stadt Lennestadt ein Replikat des Ehrenbürgerbriefes als Exponat des Monats November.
Das Original des Ehrenbürgerbriefes hängt heute in einem kleinen, Albert Boerger gewidmeten Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus auf dem Versuchsgut „La Estanzuela“ in Uruguay.
Kopie jetzt im Stadtarchiv
Über die Deutsche Botschaft in Uruguay hat der Lennestädter Stadtarchivar Jürgen Kalitzki nach langen Bemühungen ein Digitalisat des Ehrenbürgerbriefes, bestehend aus acht Seiten, kürzlich erhalten. Daneben liegt dem Stadtarchiv auch das Originalprotokoll der Gemeinderatssitzung vom 30. Oktober 1951 vor.
In dem Protokoll steht, warum die Gemeinde Grevenbrück Prof. Dr. Boerger diese Ehrung anlässlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres am 4. November 1951 zukommen ließ. So führt der damalige Bürgermeister Quinke an: „Es ist Professor Dr. Albert Boerger, der große Kämpfer gegen Hunger und Not, der durch seine bahnbrechenden Forschungen die Welternährungslage wesentlich beeinflusst hat.“
Albert Boerger wurde am 4. November 1881 in Förde (Grevenbrück) geboren. Er besuchte zunächst die Rektoratsschule in seinem Heimatort und anschließend das Gymnasium in Attendorn. Nach seinem Abitur 1902 ging Albert Boerger an die technische Hochschule nach Hannover. Familiäre Gründe zwangen ihn zur Unterbrechung seines Studiums, um sich ganz dem väterlichen landwirtschaftlichen Anwesens zu widmen.
Drei Jahre Landwirt
Während dieser Zeit beschäftigte er sich auch mit landwirtschaftlicher Fachliteratur und mit der Theorie der Landwirtschaft. Nach drei Jahren nahm Boerger dann in Bonn seine akademische Laufbahn wieder auf. Im Jahre 1912 promovierte er zum Dr. phil., nachdem er umfangreiche Untersuchungen im Ausland durchgeführt hatte.
Sein Spezialgebiet wurde die Züchtung neuer und Veredelung alter Saaten. Im Jahr 1912 kam die bedeutsamste Wendung seines Lebens. Der südamerikanische Agrarstaat Uruguay suchte einen erfahrenen Fachmann für die staatliche Saatzuchtanstalt „La Estanzuela“ an der Mündung des Rio de La Plata. Nach zwei Jahren wurde das gesamte Staatsgut mit allen Einrichtungen Albert Boerger als Direktor unterstellt. Seine Forschungsstätte erlangte weltweiten Ruhm.
So gelang es ihm, den Weizenertrag des Landes um ein Mehrfaches zu steigern, die Züchtung neuer Arten von Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen und Futterpflanzen waren sein Verdienst. Der La-Plata-Weizen wurde von ihm zu einer Weltmarke gemacht.
Durch viele wissenschaftliche Abhandlungen und zahllose Vorträge im In- und Ausland gab er sein Wissen an seine Mitwelt weiter.
Heirat in Montevideo
Dr. Albert Boerger heiratete am 12. März 1929 in Montevideo Frau Maria Elisa Bülle (geb.1876), die Tochter des mexikanischen Generalkonsuls Adolfo Bülle, deutscher Abstammung. Seine weltgewandte Frau war vertraut mit den südamerikanischen Verhältnissen und ihm daher stets eine wertvolle Hilfe.
Im Protokoll der Gemeinderatssitzung, das dem Ehrenbürgerbrief beigefügt ist, werden auch einige der zahllosen Ehrungen genannt, die Prof. Dr. Albert Boerger im Laufe seines Lebens zuteil kamen. Im Jahre 1925 erhielt er die Goldmedaille der Argentinischen Landwirtschaftsgesellschaft. 1938 erfolgte seine Ernennung zum Ehrenprofessor der Universität Porto Alegre (Brasilien) und 1947 zum Ehrenprofessor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Pelatos (Brasilien).
Im Jahr 1946 wurde Dr. Boerger von den Universitäten Montevideo und Buenos Aires die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Bei einem Besuch in Deutschland 1954 fand eine Ehrung durch die Bundesregierung mit der Verleihung des Großkreuzes des Deutschen Verdienstordens statt; die Universität Bonn verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Darüber hinaus ehrte ihn auch der Papst mit dem Orden „Pro Ecclesia et Pontifici“.
Verdienstorden
Albert Boerger sagte 1952 in einem Dankwort an die „Heimatstimmen“ (9. Folge/1952) aufgrund der Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag, dass der Erfolg seiner Lebensarbeit nun in der „Form von Ehrungen wieder auf die alte Heimat zurückstrahlt“, weil eben in der Heimatverbundenheit „die Wurzeln meiner Kraft liegen.“
Am 28. März 1957 verstarb Prof. Dr. Albert Boerger an seinem Arbeitsplatz in La Estanzuela im 76. Lebensjahr nach einem reich erfüllten Leben. Auf dem Friedhof in Colonia hat er seine letzte Ruhestätte gefunden. Seine Verdienste um den Staat Uruguay erkannte das Parlament mit einer Sondersitzung an.