Elspe. . Es gehört zu den Karl-May-Festspielen wie Winnetou und Old Shatterhand: das riesige Zeltdach über dem Zuschauerraum. Tragende Elemente sind in die Jahre gekommen. Das alte Konstrukt muss saniert werden. Gesamtkosten: 890 000 Euro.
Der riesige Zuschauerraum der Elsper Naturbühne unter einer dicken Schneeschicht verborgen – das hat es zum letzten Mal vor 37 Jahren gegeben. Denn im Jahre 1978 wurde das riesige freitragende Zeltdach nach dem Vorbild des Münchener Olympia-Stadions errichtet. Eine faszinierende Konstruktion aus Hunderten von Metern Stahlseilen, neun Hochpunkten und einer riesigen Membran.
Das Zeltdach war in die Jahre gekommen, musste deshalb ersetzt werden. Eine Riesenaufgabe für Elspe Festival und dessen Technik-Chef Harald Heufer und seinem Team. Etliche Aktenordner füllt das Projekt, monatelange Vorarbeiten und Planungen sind und waren nötig. Nach dem Ende der letzten Spielzeit wurde die alte Membran entfernt.
Bis zu 30 Meter hoch mussten sich die artistischen Monteure der Fa. Montage Service LB aus Hallbergmoos in Bayern, die weltweit von Dubai bis Brasilien im Einsatz sind, hochziehen, um die Dachhaut auseinander zu schneiden und Stück für Stück mit Hilfe eines Autokrans zu Boden zu lassen. Zehn Tage lang dauerte die Prozedur. Etliche Tonnen der Folie wanderten schließlich in die Container. Was noch zu gebrauchen war, wurde als Abdeckplane vom Festival eingelagert.
2500 Quadratmeter vom Zeltdach überspannt
Rund 2500 Quadratmeter werden vom Zeltdach überspannt. An der Grundkonstruktion wird sich nichts ändern, wohl aber an der eigentlichen Dachhaut. Der finanzielle Gesamtaufwand ist beachtlich; 890 000 Euro wird laut Planungen die Dachsanierung verschlingen.
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Eine ansehnliche Truppe von Fachleuten und -firmen ist in das Projekt eingebunden. Die Planung hat das Ingenieurbüro Teschner in Kosel übernommen. Die Firma Koch in Rimsting am Chiemsee – einer von zwei Spezialisten in Deutschland – wird die Membran produzieren. Das Polyester-Material dafür liefert die Firma Mehler in Hückelhoven. Nur zwei Fachleute gibt es bundesweit, die derartige Projekte gutachterlich begleiten dürfen.
Bau-Wissenschaftler der Uni Bochum überwacht Projekt
Einer davon ist Diplom-Ingenieur und Bau-Wissenschaftler Klaus Saxe von der Uni Bochum/Essen, der nicht nur sein Gutachten an die Untere Baubehörde bei der Stadt Lennestadt schickt, sondern auch permanent die Fertigung der Membran in Bayern überwacht, unter anderem durch Reißfestigkeitstests. Heufer: „Um die Gesamtkosten zu reduzieren versuchen wir mit unserer Mannschaft, so viele Arbeiten wie möglich in Eigenregie durchzuführen.“
So wurden inzwischen die Abspannseile von der insgesamt achtköpfigen Elsper Crew überarbeitet. Die Seile wurden penibel abgeschliffen und danach kalt verzinkt, die neun kreisrunden Hochpunkte des Daches mit einem Durchmesser von zwei Metern peinlich genau bearbeitet.
So actionreich sind die Karl-May-Festspiele
Siegener Seilwerk liefert Stahlseile - Stuntmen mit im Einsatz
Kontakt zum Produzenten von Stahlseilen, dem Siegener Seilwerk, hatte Elspe Festival durch die heimische Bauking-Niederlassung bekommen. Insgesamt 650 laufende Meter Stahlseile mit einem Durchmesser von 32 bis 40 Millimeter hat Heufer in Auftrag gegeben. Wann ist die Membran fertig, wann soll die Montage beginnen? Harald Heufer: „Der Montagebeginn ist – wenn das Wetter mitspielt - für die 10. Kalenderwoche vorgesehen, am 2. März wollen wir starten, die Montagearbeiten werden – sollte die Witterung passen – rund zehn Wochen lang dauern.“
Elspe-Festival und Pyramiden von oben
Bis zum Montagebeginn wartet aber noch ein Riesenberg an Arbeit auf die Elsper. Mit Hilfe eines Autokrans und einer Personengondel werden die „restlichen“ Stahlseile neu beschichtet und verzinkt. Mit im Einsatz: einige Stuntmen. Heufer: „Unsere Stuntleute machen eben alles.“ Doch auch wenn das neue Zeltdach fertig ist, bleibt noch eine Menge zu tun.
Mitte Mai soll in Elspe alles fertig sein
Die gesamte Elektrik sowie neue Tonanlage muss ein- und aufgebaut und einjustiert werden. Und auch der Schallschutz muss wieder errichtet werden. Derzeit gleicht die Elsper Naturbühne also einer riesigen Baustelle. Harald Heufer ist zuversichtlich: „Wenn alles gut läuft wollen wir spätestens Mitte Mai mit allem fertig sein.“