Herdecke/Wetter. . Die Eltern von Viertklässlern stehen vor der Entscheidung, auf welche Schule ihr Kind künftig gehen soll. Die für ohnehin schwierige Suche wird derzeit durch eine Vielfalt an Schulformen in NRW erschwert. Patentrezepte, wie man die richtige findet, haben Experten zwar nicht, aber ein paar Tipps.

Die Wahl ist fast eine Qual. Früher war die Sache einfacher. Da gab es Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Mancherorts noch die Gesamtschule. Das Kind bekam in der vierten Klasse ein Empfehlung. Vermutlich also fiel die Entscheidung damals leichter.

Schullandschaft im Wandel der Zeit

Doch nun ist die Schullandschaft im Wandel. Sekundarschulen entstehen, Gesamtschulen werden gegründet, neue Primusschulen sind geplant. Im ländlichen Raum sind Haupt- und Realschulen zum Auslaufmodell erklärt. Mancherorts bleiben sie auch bestehen – oder befinden sich in erreichbarer Nähe im Nachbarort.

Welche von all diesen Schulen nun für ihren Sohn die richtige ist – Kristina Igelhorst weiß es nicht. Vor zwei Jahren, als sie ihre Tochter am Herdecker Gymnasium anmeldete, da fiel ihr die Entscheidung nicht so schwer. Auch Luca hat eine Empfehlung für das Gymnasium oder die Gesamtschule. „Er ist clever“, sagt Kristina Igelhorst. Aber vielleicht doch eine andere Persönlichkeit als seine ältere Schwester, überlegt sie.

Für Gymnasiasten wenig Freizeit und Kindheit

Während Luca einer der jüngsten in seiner Klasse ist, gehört die Schwester zu den ältesten und ist erst mit annähernd sieben Jahren eingeschult worden. „Dann stehen die Kinder ganz anders im Leben“, erzählt die Mutter. Dennoch sieht sie, dass selbst die sehr selbstständige Tochter am G8-Gymnasium viel arbeiten muss und dass wenig Freizeit und Kindheit bleiben.

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Vielleicht also, überlegen die Igelhorsts, ist für Luca doch eher die Gesamtschule die bessere Wahl, weil dort neun Jahre Zeit sind bis zum Abitur? Ihr Gefühl rät Kristina Igelhorst, den Sohn dort anzumelden. Andererseits befindet sich die Schule in Witten, der Junge müsste früh aufstehen, mit dem Bus fahren, hätte an vier Tagen in der Woche Ganztagsunterricht. Und Luca selbst möchte wegen der Freunde lieber aufs Gymnasium.

Doch keine Primusschule in Herdecke

Immerhin ist der Familie ein Stück der Entscheidung schon abgenommen worden: Die Primusschule, die ebenfalls auf die Oberstufe vorbereitet, wird nun in Herdecke nicht zustande kommen. Weil ihr das Konzept gefällt, hatte Kristina Igelhorst diese Möglichkeit ebenfalls in Betracht gezogen. Auch über die Realschule hat sich die Familie informiert.

Eltern wollen das Beste für ihr Kind - Schwierige Entscheidung 

„Anstrengend“ sei diese Zeit der Wahl, meint Kristina Igelhorst. „Es dreht sich alles nur noch um diese Entscheidung“, bestätigt Michaela Ippach, ebenfalls aus Herdecke. „Schließlich will man das Beste für sein Kind“, erklärt sie. Das Gymnasium hat sie für ihren Sohn Moritz schon abgehakt. „Ihm fehlt die Leistungsbereitschaft“, sagt sie offen.

Ein Patentrezept gibt es nicht

Aber was dann? Die Primusschule wäre auch für sie eine Option gewesen. Die Gesamtschule würde dem Jungen alle Möglichkeiten offen halten. Nun besichtigen sie noch die Sekundarschule in Wetter. Moritz aber möchte dem Vorbild des großen Bruders nacheifern, der auf der Realschule ist.

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Ein Patentrezept, wie man die richtige Schule findet, gibt es nicht, weiß Birgit Völxen von der Landeselternschaft Grundschulen NRW. Ob ein Kind gut klar komme, hänge nicht allein von der Schulform ab, vom Konzept der Schule oder der Schulleitung. Sondern auch davon, ob ein Kind sich gut mit dem Lehrer versteht und den Klassenkameraden. „Und was für ein Kind gut ist, muss es nicht für das andere sein“, sagt Birgit Völxen. „Es gibt vorher keine Garantie, dass es funktioniert“, fügt sie hinzu. Insofern sei die Entscheidung heute nicht schwerer als vor der großen Schulvielfalt.

Ein paar Tipps hat sie zwar, was Eltern bedenken sollten: Wenn das Kind morgens schwer aus dem Bett kommt, viel Zeit braucht, dann dürfe der Schulweg nicht allzu lang sein. Und wenn ein Kind nicht allzu selbstständig sei, viel Zeit und Unterstützung brauche, dann sei das G8-Gymnasium vielleicht nicht die erste Wahl, überlegt sie.

Wahl aus dem Bauch heraus nie verkehrt

Man dürfe die Wahl zwar nicht dem Kind überlassen, fügt sie noch an, aber auch keine Schule aussuchen, die das Kind ablehnt. „Letztlich kann man die Entscheidung nur mit dem aktuellen Wissen und Gewissen treffen“, sagt sie. Und empfiehlt, die Schule zu wählen, bei der man das beste Gefühl hat. „Man muss auch aus dem Bauch heraus wählen“, ist Michaela Ippach überzeugt.