Wetter. . Erst kam gegen 14 Uhr der Regen, dann verfinsterte sich in Sekundenschnelle der Himmel. Aus Gewitter, Sturm und Hagel braute sich überm Ruhrtal ein Unwetter zusammen, das seinesgleichen sucht. Im historischen Dorfzentrum in Wengern herrschte kurz darauf für Stunden der Ausnahmezustand.
Dort war nicht nur die Schmalenbecke über die Ufer getreten und hatte vom Mehrzweckplatz bis zum Dorfzentrum alles überspült. Auch die Gullis in der Schmiedestraße verstopften in Windeseile; zeitgleich schnellte der Pegel der Elbsche nach oben und verwandelte den beschaulichen Bach in einen reißenden Fluss, dessen Wassermassen die Kirchstraße zwischen Leimkasten und Hotel Elbschetal unpassierbar machten.
Ein Mercedesfahrer hatte den Wasserstand dort wohl unterschätzt und gemeint, es handele sich um eine etwas größere Pfütze: Das Fahrzeug soff komplett ab. An vielen Ecken stand das Wasser teilweise knietief: im Keller des Hotels Elbschetal, im Leimkasten und auch im Henriette-Davidis-Museum. Mit Pumpen und Sandsäcken versuchten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk zu retten, was zu noch vor dem Wasser und dem Schlamm zu retten war. Vor dem „Wengerner Hof“ fanden sich spontan Anwohner zusammen, die mit Besen und Eimern das Wasser von der überfluteten Terrasse auf die Straße schoben.
Bilder wie aus dem Fernsehen
„Es sieht aus wie in Brandenburg“, meinte ein Anwohner beim Anblick der überfluteten Kirchstraße entsetzt, und ein anderer fügte hinzu: „Solche Bilder kennt man sonst eigentlich nur aus dem Fernsehen“. Nadine Henkel, Pressesprecherin der Feuerwehr Wetter, fand kaum Zeit, um zwei Minuten Luft zu holen und Auskunft zu geben, weil ihr Funkgerät sie unentwegt unterbrach: „Wir habe das Dorfzentrum komplett abgesperrt. Alles, was in Wetter zur Feuerwehr gehört, ist hier oder auch noch an anderen Ecken in Wetter im Einsatz.“
Ein paar Meter weiter im Elbscheweg stand Pfarrer i.R. Walter Methler, Gründer des Henriette-Davidis-Museums, völlig erschöpft vor den Stufen, die hinab zum überspülten Eingang des kleinen Fachwerkhäuschens führen. „Wir haben noch schnell die unteren Buchreihen höher gelegt; wenigstens das haben wir geschafft“, so Methler. Und fügt kopfschüttelnd hinzu: „Ich bin ja schon einiges gewohnt, aber sowas habe ich hier in Wengern noch nicht gesehen.“