Hagen. . Der Himmel über Hagen hat sich am frühen Nachmitttag in Sekundenbruchteilen verfinstert. Dunkle Nacht - Weltuntergangsstimmung! Hagelkörner prasseln auf die Straße, auf Autos und Häuser. Regengüsse überschwemmen die Gehwege, Wasser fließt in zahlreiche Keller, Gullideckel werden hochgespült, Bäume knicken in heftigen Sturmböen um. Polizei und Feuerwehr sind im Dauereinsatz bei einem Unwetter, das schwere Schäden in der Volmestadt anrichtet.

Polizei und Feuerwehr müssen ab halb zwei Uhr zu zahlreichen Einsätzen in Hagen ausrücken. Draußen ist es stockdunkel wie in der Nacht. Eine gespenstische Atmosphäre auf den Straßen der Stadt. Pausenlos heulen die Sirenen. Blaulichter der Einsatzkräfte blinken aus allen Richtungen. Nach Angaben der Feuerwehr sind vor allem Haspe, Wehringhausen und der Hagener Norden betroffen.

Hagelkörner sind so groß wie Vogeleier

Hagelkörner so groß wie Vogeleier fallen vom Himmel. Es gießt wie aus Eimern. Es donnert und kracht. Blitze zischen hindurch zwischen den Häuserblocks. Wassermassen überschwemmen die Bordsteine. Eine braune Brühe macht sich auf der Straße breit. Kein Mensch traut sich mehr vor die Tür.

Erst nach rund einer Stunde ist der Unwetter-Spuk in Hagen und Umgebung vorbei. Doch Feuerwehr und Polizei sind anschließend noch weiter im Dauereinsatz. „Rund 20-mal mussten unsere Streifenwagen innerhalb einer Stunde raus“, erklärt Polizeisprecher Uli Hanki. Hagel, Sturm und Starkregen haben erhebliche Schäden angerichtet.

Zerbeulte Autos und zersplitterte Dachfenster

In der Fleyerstraße oberhalb des Hagener Landgerichts wird das Ausmaß des heftigen Niederschlags sichtbar: Zerbeulte Autos, zersplitterte Dachfenster und überschwemmte Keller. Die meisten Anwohner helfen sich selbst. Sie schöpfen das Wasser ab in Eimern und schleppen die Behälter raus. Aber wer kommt für die Hagelschäden auf? Versicherungsagenten haben vor Ort jetzt schon jede Menge Arbeit.

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Auch an anderen Stellen in der Stadt sind die Spuren des Unwetters zu sehen. Vom Remberg und aus Richtung Landgericht ist das Regenwasser in Richtung Volme gelaufen. Es bleibt ein Gerücht, dass hier Sandsäcke zum Hochwasserschutz benötigt werden. So schlimm ist die Lage Gott sei Dank doch nicht. Und auch die Blitze sind gefährlich. An der Krummewiese in Rummenohl ist durch einen Einschlag eine Laube in Brand geraten. Glimpflicher geht ein Blitzeinschlag am St.-Josefs-Hospital aus: Es entsteht kein Schaden, die Brandmeldeanlage hatte Alarm ausgelost.

Baum stürzt auf die Schwerter Straße

Ein Baum hat auf der Schwerter Straße ein Auto unter sich begraben. Die Fahrbahn wird sofort gesperrt. Foto: Alex Talash
Ein Baum hat auf der Schwerter Straße ein Auto unter sich begraben. Die Fahrbahn wird sofort gesperrt. Foto: Alex Talash © Alex Talash

Zum Stillstand kommt teilweise auch der Verkehr auf Hagens Straßen. Am Emilienplatz müssen Fahrspuren zeitweise gesperrt werden. Die Feuerwehr riegelt Hagens größter Kreuzung ab, um schnell wieder für Ordnung zu sorgen. Knapp 30 weitere Einsätze haben mit umgestürzten Bäumen oder abgefallenen Ästen zu tun – der spektakulärste Fall ist sicherlich der Baum, der auf der Schwerter Straße auf einen Mercedes stürzt. Zum Glück bleibt der Fahrer unverletzt. Eine Vollsperrung für die Aufräumarbeiten ist hier notwendig. An der Dorotheenstraße am Kuhlerkamp hat ein umgestürzter Baum ein Haus beschädigt.

Probleme im Hagener Busverkehr

Probleme haben zeitweise auch die Busse der Hagener Straßenbahn. Haltestellen in der Geweke können zeitweise nicht oder nur eingeschränkt angefahren werden. Auch die Stadionstraße, die zur Haltestelle Westfalenbad führt, ist überflutet. Zu möglichen Hagelschäden an Bussen sagt Sprecher Dirk Thorbow: „Die Fahrzeuge werden jetzt nach und nach in unserer Werkstatt kontrolliert.“

Detlef Sembach, Lagedienstführer bei der Feuerwehr Hagen, zieht am Abend eine erste Bilanz. „Wir waren am Nachmittag zu gut 90 Einsätzen unterwegs.“ Die Berufsfeuerwehr allein konnte das nicht mehr stemmen. Per Sirenenalarm wurden auch gut 90 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. „Insgesamt waren 120 Einsatzkräfte in der Stadt unterwegs. Wir mussten auch Kollegen aus der Freizeit holen, um das Leitstellenpersonal wegen der vielen Notrufe aufzustocken.“ Rund 60 Einsätze hatten direkt mit dem Wasser zu tun.