Wetter. Felsiger Grund sorgt für Verzögerungen. Seniorenwohnheim soll bis Ende des Jahres stehen. Zwanzig Zimmer im Haus Magdalena noch frei.

Ein Investitionsvolumen von rund zwölf Millionen Euro, ein etwa 2900 Quadratmeter großes Grundstück und circa 3200 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Etagen: Das sind die reinen Fakten zu dem Neubau des ESV-Seniorenheims (wir berichteten). Was die Zahlen beschreiben, nimmt im Zentrum von Volmarstein Schritt für Schritt Gestalt an. Unweit des Dorfplatzes, an der Ecke Hartmannstraße und Von-der-Recke-Straße, ragt der dreiteilige Bau bis zu fünf Stockwerke in die Höhe und macht die Dimensionen des Großprojekts langsam sichtbar.

Geländebeschaffenheit war „eine Herausforderung“

Auch wenn die Arbeiten auf dem Dach des zweiten Bauabschnitts noch in vollem Gange sind, die zukünftige Dachterasse bietet schon jetzt ein bemerkenswertes Panorama über ganz Wetter. Doch noch ermöglicht die Fläche, die sich in einen luftigen Garten mit Insektenbrutkästen verwandeln soll, vor allem eines: einen umfassenden Blick auf den Fortschritt der Bauarbeiten, die im April 2023 richtig gestartet sind - und damit etwas später als ursprünglich geplant. „Wir hatten mit ein paar Widrigkeiten zu kämpfen“, erklärt Admir Dedic, Bauleiter Urwohnen. Die Firma aus Puhlheim bei Köln ist Investor des Bauprojekts. Die Topographie des Geländes sei schon „eine Herausforderung“, betont Dedic, der mit einem Lächeln hinzufügt: „Aus der Kölner Umgebung kennen wir eher platte Wiese und Sand.“

Blick vom Friedhof auf den Gebäudekomplex, der das neue Haus Magdalena der Evangelischen Stiftung Volmarstein beinhalten soll.
Blick vom Friedhof auf den Gebäudekomplex, der das neue Haus Magdalena der Evangelischen Stiftung Volmarstein beinhalten soll. © WP | Corinna Ludwig

Auf der Volmarsteiner Baustelle traf Urwohnen hingegen auf viele Höhenunterschiede und Felsgestein. „Wir haben hier eine Aushubtiefe von zehn Metern Tiefe“, betont der Bauleiter. Zudem mussten die Leitungen von der Hartmannstraße verlegt werden. Sie verliefen zu nah am Neubau. „Diese gehen jetzt direkt an der Friedhofsmauer entlang“, erklärt Admir Dedic und zeigt zu der Fläche, wo die Hartmannstraße am Friedhof vorbeiführte. Dort sind zurzeit nur Berge von Erdreich zu sehen. „Aber das wird wieder die Hartmannstraße“ erklärt Ekkehard Meinecke vom ESV-Projektmanagement. Diese sei für die betrieblichen Abläufe der Stiftung wichtig. In Bezug auf die zeitliche Verschiebung wirkt er gelassen: Dass es bei „einer so großen Maßnahme Unwägbarkeiten“ gebe, sei „ganz normal“, macht Meinecke deutlich. Die zeitliche Verzögerung ist „im Großen und Ganzen für eine solche Baustelle marginal.“

Das Baustellenschild zeigt, was im Hintergrund entsteht: Ein großer Gebäudekomplex mit Dachterasse und Fassadenbegrünung.
Das Baustellenschild zeigt, was im Hintergrund entsteht: Ein großer Gebäudekomplex mit Dachterasse und Fassadenbegrünung. © WP | Corinna Ludwig

Bis Ende des Jahres soll der Gebäudekomplex fertig sein, so das Ziel des aktuellen Zeitplans. „Der Rohbau vom ersten und zweiten Bauabschnitt ist so weit abgeschlossen“, sagt Admir Dedic. Im Laufe der Woche seien die Dachdeckerarbeiten auf der zukünftigen Dachterasse beendet und auch dieser Gebäudeteil „dicht“. Anfang Juli soll das auch für den dritten Bauabschitt gelten, der die beiden seitlichen Gebäudeelemente verbindet. Dann geht es an den Innenausbau. Während im ersten Bauabschnitt Maler- und Fliesenarbeiten sowie die Feinmontage von Elektro und Sanitär anstehen, startet in den Etagen, die zum Dorfzentrum hin liegen, der Trockenausbau, sowie die Innenputz-, Fußboden- und Heizungsarbeiten. „Anders als üblich sind wir beim Bau nicht etagenweise, sondern abschnittsweise vorgegangen“, erklärt Admir Dedic, die unterschiedlich terminierten Arbeitsschritte. „Wir mussten den Bauablauf den Begebenheiten anpassen.“

Das neue Haus Magdalena

Auf dem Grundstück Hartmannstraße / Ecke Von der Recke Straße entsteht ein neues Seniorenheim, das neue Haus Magdalena.

Investor ist die Firma Urwohnen aus Puhlheim bei Köln. Die ESV wird das Haus künftig betreiben.

Mit dem Neubau soll - laut ESV - die Seniorenhilfe vor Ort in Volmarstein und Umgebung gesichert werden. Die Anzahl der Plätze im Haus Magdalena wird von aktuell 60 aus 80 im neuen Gebäudekomplex ausgebaut.

In allen drei Etagen stehen den Senioren mit Bad sowie Gruppen- und Speiseräume zur Verfügung. Die 60 Senioren, die im jetzigen Haus Magdalena neben der Klinik leben, sollen in das neue Haus umziehen.

20 weitere Plätze sollen von Menschen aus Volmarstein und Umgebung genutzt werden können.

Personalmangel bereitet Kopfzerbrechen

56 Zimmer seien – zumindest was den Rohbau angeht – „schon fertig“, so der Bauleiter. 80 sollen es sein, wenn der Ersatzbau für das jetzige Haus Magdalena bezogen werden kann. „Alle Bewohner kommen mit in das neue Gebäude“, sagt Hausleitung Cordula Tiltmann. Auch für die dann noch 20 freien Zimmer gebe es erste Nachfragen. „Ich mache mir keine Sorgen, die Plätze besetzt zu bekommen“, ist Ekkehard Meinecke zuversichtlich. Was ihm Kopfzerbrechen bereite, sei der Personalmangel. Zwar kämen 45 Pflege- und Hauswirtschaftskräfte, Betreuungsassistenten, Hausmeister und Beschäftigte vom Sozialen Dienst mit an die neue Wirkungsstätte, so Tiltmann. „Aber natürlich brauchen auch wir Fachkräfte.“

Von links nach rechts: Bauleiter Admir Dedic (Urwohnen), Ekkehard Meinecke (Projektmanagement ESV) und Cordula Tiltmann (Hausleitung Haus Magdalena) bei der Baustellenbegehung.
Von links nach rechts: Bauleiter Admir Dedic (Urwohnen), Ekkehard Meinecke (Projektmanagement ESV) und Cordula Tiltmann (Hausleitung Haus Magdalena) bei der Baustellenbegehung. © WP | Corinna Ludwig

Das ambitionierte Bauvorhaben, das vor Beginn der Arbeiten immer wieder auf Kritik von Seiten der Bürgerinnen und Bürger stieß (wir berichteten), wird von den Anwohnern aufmerksam verfolgt. „Und natürlich erregen wir durch die Logistik hier vor Ort und den Baulärm Aufmerksamkeit“, so Admir Dedic. „Aber wenn wir im Dorf unterwegs sind, gibt es immer wieder auch interessierte Nachfragen zum Stand der Arbeiten.“ Auch Ekkehard Meinecke weiß, dass es unter Anwohnern einer Baustelle „keinen Applaus gibt, wenn zum Beispiel Baustoffe angeliefert werden.“ Doch auch er bekommt das Interesse an dem Vorhaben mit: „Die Stiftung war immer ein Bestandteil des Dorfes“, betont er.

Wenn das neue Seniorenheim steht, soll es auch mit einer nachhaltigen Bauweise punkten. Eine Luft-Wärmepumpe arbeitet dann im Inneren des Gebäudes, auf dem Dach des ersten Bauabschnitts soll eine Photovoltaik-Anlage ihren Platz haben. Und nicht nur auf der Panoramaterasse soll es grünen und blühen. Auch die Fassaden werden eine Begrünung bekommen“, verspricht Bauleiter Dedic und zeigt auf das große Baustellenschild, das zeigt, wie der fertige Komplex aussehen soll. Er lächelt. „Das wird dann ein kleiner Dschungel.“