Herdecke. Politik und Stadt wollen die defizitäre Einrichtung nicht aufgeben. Inhaltlich und personell soll sich was ändern, eine großzügige Spende hilft.

Das beschlossene Aus für die hiesige Stadtbücherei könnte manchen im Hinterkopf herumschweben, wenn von der Herdecker Musikschule die Rede ist. Auch diese städtische Einrichtung steht seit mehr als zehn Jahren wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Situation in der Diskussion. Angesichts eines regelmäßigen Defizits von mehr als 400.000 Euro (seit 2020) hat die Lokalpolitik zwar schon über eine Schließung debattiert, doch soll es in der Sitzung des Ausschusses für Schulen, Kultur und Sport am Mittwoch nun um Personalangelegenheiten sowie die zukünftige Ausrichtung gehen.

Stärken und Schwächen

Die Stadtverwaltung hat eine Analyse vorgelegt: Die Musikschule hat Stärken in Form von qualifiziertem Lehrpersonal, einem für die Größe Herdeckes angemessenen Angebot und einem guten Ansehen. Demgegenüber stehen jedoch Finanzprobleme, auch wegen sehr hoher Ausgaben für das Gebäude und Personal. Erschwerend kommen die Altersstruktur und der Fachkräftemangel hinzu. Im April 2025 verabschiedet sich Leiterin Ulrike Dittmar-Dretzler in den Ruhestand.

Änderungen für Honorarkräfte

Zudem kann die Stadt nicht mehr wie bisher auf Honorarkräfte setzen, daraus sollen einige befristete sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse hervorgehen. Die Verwaltung werde aber wenig nachgefragte Stunden des Programms JeKits wie Cello oder Akkordeon nicht umwandeln und sich stattdessen auf die Gruppenunterrichte konzentrieren. Erfreulich: Um JeKits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) zu unterstützen, hat die Herdecker Werner Richard Dr. Carl Dörken – Stiftung 10.000 Euro als Spende in Aussicht gestellt.

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Damit zum optimistischen Ansatz für die Zukunft der Musikschule: Chancen bestehen laut Verwaltungsvorlage in der Erweiterung von Zielgruppen und Angeboten unter der Voraussetzung, dass diese sich wirtschaftlich lohnen. Eine Handlungsempfehlung nach Sitzungen des eingerichteten Arbeitskreises: eine Fokussierung auf Gruppenangebote, um die Einnahmen zu steigern. Denn andererseits seien weitere Einsparungen ohne weitreichende Einbußen hinsichtlich der Qualität des Unterrichtes und des Status‘ nicht mehr möglich.

Gebühren, Kooperationen und Vermietung

Eltern müssen sich womöglich, das geht aus der Ausschussvorlage hervor, auf einen Gebührenanstieg ab 2025 einstellen, vor allem für den Einzelunterricht. Die letzte Erhöhung erfolgte 2019. Weitere Vorschläge: Kooperationen mit Kitas anstreben und neue Zielgruppen wie Senioren in den Blick nehmen. Oder auch die hohen Gebäudekosten reduzieren und das Erdgeschoss in der Vinkenbergstraße vermieten. Der Akkordeonunterricht wird vorerst eingestellt. 2025 soll sich entscheiden, ob das Ballettangebot bestehen bleibt.

Sparmaßnahmen

Wegen der bekannten Probleme gilt für die Musikschule ein Konsolidierungskurs. Der habe laut Stadt zur Folge, dass im Vergleich zum Jahr 2010 bereits ein Rückgang um 46 Prozent bei der Schüleranzahl und eine Reduzierung der Jahreswochenstunden um 40 % zu verzeichnen sei. Zudem wurden demnach sechs Lehrkraft-Stellen abgebaut und fünf weitere in Honorarverträge umgewandelt.

Das düstere Szenario: Bis 2030 werden von den 23 Lehrkräften 17 das Renteneintrittsalter erreichen. „Es werden so viel Unterrichtsstunden und Instrumente verloren gehen, dass kein Unterrichtsbetrieb mehr möglich sein wird“, so die Stadt.

Der Rat soll über drei Beschlüsse entscheiden, etwa über eine Überführung von 15 Honorarstunden pro Woche in befristete sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Scheiden Lehrkräfte aus, sollen nur nachgefragte Angebote befristet und „in einem notwendigen Maß“ fortgeführt werden. Und bei der geplanten Wiederbesetzung der Leitungsstelle sollen die Finanzen ebenfalls eine Rolle spielen.