Herdecke. Nach der Prügel-Attacke am Mittwoch auf einen Pressefotografen geht es auch in der folgenden Nacht auf Freitag in Herdecke teils unruhig weiter.
Die Prügel-Attacke am späten Mittwochabend auf einen Reporter, der in Abstimmung mit der Lokalredaktion über das Geschehen am Herdecker Bleichstein während der Maiwoche berichten wollte, hat viele Reaktionen hervorgerufen. Diese reichen von Genesungswünschen über Betroffenheit bis hin zu Diskussionen über den Schutz der Pressefreiheit. Nun hat sich der Journalist zu dem Angriff geäußert.
Alkohol- und Glasverbot
Zunächst aber einmal zu den Entwicklungen auf der Bleichsteinwiese und der nahen Umgebung. Am späten Mittwoch und frühen Donnerstag hielten sich nur wenige an das verhängte Alkohol- und Glasverbot, trotz starker Präsenz von Polizei und Ordnungsamt. Die jungen Leute ignorierten die dafür extra aufgestellten Mülltonnen. Im Laufe des Abends mussten die Einsatzkräfte oftmals bei Streitigkeiten und Auseinandersetzungen eingreifen. Zwischenzeitlich bildeten sich auf dem Gelände immer wieder mal größere Gruppen von Jugendlichen. Bei mindestens einem Einsatz mussten die Beamten auch zahlreiche Jugendliche zurückdrängen. Auch der anwesende Sanitätsdienst hatte zwischenzeitlich einige Einsätze zu bewältigen.
Weiter Unruhe und Ärger
Das Technische Hilfswerk leuchtet den Einsatzraum bis zum frühen Sonntag nun immer nachts aus. So auch an Christi Himmelfahrt. Auch der zweite Abend führte erneut zu einigen Einsätzen rund um die Herdecker Maiwoche. Sowohl auf der Bleichsteinwiese als auch in der Innenstadt mussten die Kräfte von Polizei und Ordnungsamt einschreiten, um Streitigkeiten zu schlichten. Der Sanitätsdienst war ebenfalls mehrfach gefordert.
Maiwoche: Polizei, THW und Sanitäter am Bleichstein aktiv
„Am Bleichstein waren es nur rund 200 Personen, gegen 0.30 Uhr hielt sich dort fast niemand von den jungen Leuten mehr auf. Die Innenstadt war erneut sehr gut besucht“, sagt Polizeisprecher Christoph Neuhaus am Freitag auf Anfrage. Die Bilanz der Nacht: vier Strafanzeigen wegen Körperverletzung und Betäubungsmittelkriminalität. Da das gute Wetter anhält, rechnet die Behörde auch am Wochenende mit Auffälligkeiten - vor allem neben dem Herdecker Freibad. „Auch aufgrund des Angriffs auf den Pressefotografen sind wir sensibilisiert und mit einigen Kräften vor Ort“, so Neuhaus, der mit dem Presseteam am Samstag vor Ort sein will.
Florian Fernandez über die Attacke
Unterdessen berichtet besagter Journalist, dass es am Mittwoch lange ruhig am Bleichstein zuging. „Mit Beginn der Dunkelheit kamen zunehmend junge Leute auf die Wiese, die Stimmung war in Teilen schon gegen 22 Uhr aggressiv“, erzählt Florian Fernandez. Seit rund vier Jahren ist er meist als Blaulicht-Reporter in Herdecke und Umgebung aktiv. Auch am Auftaktabend der Maiwoche war er mit einem Kollegen sowie drei Fotokameras und großen Objektiven unterwegs, als er in ein Gespräch mit einer Gruppe geriet. „Die sind quasi aus großer Entfernung durch mein Bild gelaufen und fragten, ob sie fotografiert wurden. Ich erklärte ihnen deeskalierend, dass sie nichts zu befürchten hätten und sich nicht wegen einer Veröffentlichung Sorgen machen müssten.“
Auf Beleidigungen folgen Schläge
Der 22-Jährige kennt solche Situationen und verdeutlichte demnach auch am Bleichstein den jungen Leuten nach entsprechenden Vorwürfen, dass er keinen „Stress machen und nur seiner Arbeit nachgehen“ wolle. Doch sollten dann aus dieser Gruppe üble Pöbeleien folgen. Als diese sich entfernt hatte, kam einer auf Florian Fernandez zu und setzte nicht nur die Beleidigungen fort. „Er schlug mir sechs oder sieben Mal auf die Nase, meine Augen konnte ich mit der Kamera schützen“, berichtet der 22-Jährige. Der Angreifer flüchtete Richtung Bleichsteinhalle. „Ich wollte noch hinterher und ihn auffordern, sich der Polizei zu stellen. Ich bin dann aber stark blutend zum Sanitätsdienst.“
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Auf einen Krankenhausbesuch in Ende im Anschluss folgten am Donnerstag und Freitag Untersuchungen in einer Bochumer Fachklinik. Anfang nächster Woche operieren ihn Ärzte und richten unter einem sichtbaren „Veilchen“ die gebrochene Nase nach der Attacke, die versicherungstechnisch als Fall bei der Berufsgenossenschaft läuft. Würde er sich heute anders verhalten als am späten Mittwoch? „Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hätte ich mit denen gar nicht reden und direkt den Rückzug antreten sollen. Andererseits ist es doch mein und unser Job, mit den Leuten zu sprechen und ihnen manches zu erläutern. Zum Beispiel, dass wir Bilder mit Personen oft verpixeln oder gar nicht erst ausstrahlen. Ich will das immer grundsätzlich erklären, da ich für seriöse Medien arbeite.“
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Nach der Frage bezüglich Selbstkritik hält Florian Fernandez kurz inne. Aufgeräumt und reflektiert sagt er: „Ich würde nichts anders machen. Und ich setze meine Arbeit fort, ich lasse mich nicht einschüchtern.“