Herdecke. Im neuen Teil der Vielfalt-Serie geht es um Hamed Mjahed. Er ist Ringer beim TSG Herdecker. Der Verein ist wie für ihn wie eine Familie.
Hamed Mjahed steht auf der Matte in der Halle der TSG Herdecke und trainiert gemeinsam mit Max Lodwich für einen Wettkampf im Ringen. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft, denn sie lernen sich kennen, als Hamed Mjahed sechs Jahre alt ist. Doch zu Beginn sind die beiden keine Freunde. „Als wir uns kennenlernten, sprach Max kein Deutsch und ich nur sehr schlecht Deutsch, daher hatten wir häufig Kommunikationsschwierigkeiten, was oft dazu führte, dass wir aneinandergerieten“, sagt Hamed Mjahed. Denn Max Lodwich kommt im Alter von ungefähr acht Jahren aus Polen nach Deutschland.
Aus Streithähnen werden Freunde
Verschiedene Vorstellungen und Meinungen trennen die beiden viele Jahre. Erst ein gemeinsamer Vorfall im Alter von 16 Jahren, bei dem Hamed Mjahed während eines Wettkampfs von Mitgliedern eines anderen Vereins angegangen wird und Max Lodwich ihn unterstützt, macht die beiden schlussendlich doch zu Freunden. Zu diesem Zeitpunkt ringen die beiden aber schon viele Jahre für die TSG.
Als Kind in den Sport verliebt
Hamed Mjahed ist seit seinem sechsten Lebensjahr Mitglied bei den Herdecker Ringern. Dank seines älteren Bruders ist er im Verein gelandet. „Er hat mich einmal mitgenommen und ich war sofort verliebt“, erzählt Mjahed. Mittlerweile blickt der 38-Jährige auf eine lange Vereinshistorie zurück. „Ich habe hier viel gesehen, viel erlebt, großartige Menschen kennengelernt. Die TSG ist wie eine Familie“, so der Vater von drei Töchtern.
Lernen von unterschiedlichen Kulturen
Dabei hat er auch immer wieder Menschen aus anderen Kulturkreisen kennengelernt. „Unser Verein ist multikulturell, das ist auch eine unserer großen Stärken“, sagt Hamed Mjahed. „Wir als Verein lernen von unterschiedlichen Menschen beziehungsweise Kulturen, und das macht uns vielfältig und stark.“ Sein Wunsch: Nicht alle Menschen in eine Schublade zu stecken und gleich abzustempeln, sondern den Menschen mit seinen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen zu sehen. „Man sollte versuchen, mit den Menschen zu kommunizieren, auch wenn es sprachliche Hindernisse gibt. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und die verdient es, gehört zu werden“, sagt Mjahed, der gemeinsam mit seiner Frau und ihren drei Töchtern in Wetter lebt.
Hier gibt es weitere Teile der Serie
- Trio mit türkischen Wurzeln: Wetter ist unsere Heimat
- Multikulti im Supermarkt: Viele Nationen beim Kaufland in Wetter
- Offene Gesellschaft: Porträts von ausländischen Mitbürgern
Familie bedeutet Demut, Zusammenhalt und Stärke
Er selbst ist in Herdecke geboren und aufgewachsen, sein Vater stammt aus Marokko und ist 1958 als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Vier seiner insgesamt sieben Geschwister sind in Marokko geboren. „Für mich bedeutet Familie Demut, Zusammenhalt und Stärke“, so der Ringer.
Hand in Hand für den Verein
Das Ringen begleitet den Familienvater schon sein ganzes Leben. Auch wenn er fünf Jahre pausiert hat (zwischen 2017 und 2022), um sich auf sein Studium, Beruf und Familie zu konzentrieren. Doch ganz lässt man nie los, sagt er und trainiert weiterhin. Seine lange Vereinsgeschichte, die vielen Freundschaften und die Liebe zu Herdecke binden den gebürtigen Herdecker an die TSG. 2022 entscheidet er sich schließlich zurückzukommen und ehrenamtlich im Verein zu arbeiten. Er lässt sich in den Vorstand wählen und betreut die Sponsoren der TSG. „Es braucht Nachfolger für den Vorstand, die übernehmen können. Wenn wir Hand in Hand weitermachen, wird der Wechsel leichter“, so Hamed Mjahed. Zurzeit wird er vom Vorsitzenden des Vereins, Frank Meyer, angelernt, der sich derzeit um die Sponsoren kümmert.
Die Serie
Am 12. April hat die Lokalredaktion eine Serie gestartet, um nach den Kundgebungen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie Menschen aus Wetter oder Herdecke zu porträtieren.
Einmal wöchentlich rücken nun bis zum Sommer Personen mit Migrationshintergrund in den Fokus, die sich hier auf verschiedenen Wegen einbringen und stellvertretend für eine offene sowie bunte Gesellschaft stehen. Die Geschichten sollen auch ein Zeichen gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus sein.
Viele Projekte für den Nachwuchs
„Ich darf hier sehr viel erleben, das ist schön zu sehen“, sagt Hamed Mjahed. Denn in Zusammenarbeit mit dem Träger „Buntes Leben Interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe“ konnte der Verein bereits Projekte durchführen und junge Menschen für den Ringersport begeistern. „Es war eine Erfahrung, die ich selbst noch nicht hatte. Wir fanden es richtig mega stark, die Jugendlichen zu sehen und ihnen die Begeisterung anzusehen und mitzuerleben.“