Herdecke/Hagen. Mit einer Porzellanscherbe und Tritten soll der Angeklagte Mitpatienten und Mitarbeiter mehrfach malträtiert haben.

Noch vor einer Woche galt der Beschuldigte (29) als verhandlungsunfähig und gefährlich. Deshalb wurden bereits im Vorfeld des Unterbringungsverfahrens, das in dieser Woche im Landgericht Hagen begann, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So muss der Mann während der gesamten sechstägigen Verhandlung Handfesseln tragen, weil bekannt ist, dass er schnell ausrastet. Im vergangenen Jahr soll er mehrere aggressive Angriffe auf das Pflegepersonal des Gemeinschaftskrankenhauses und auf Mitpatienten begangen haben.

Schuldunfähigkeit nicht ausgeschlossen

Sieben Einzeltaten werden dem Beschuldigten vorgeworfen. Die Vorfälle sind nicht in einer Anklageschrift, sondern in einer sogenannten „Antragsschrift“ aufgelistet. Das bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft eine Schuldunfähigkeit nicht ausschließt. Aufgrund einer krankhaften seelischen Störung habe der 29-Jährige das Unrecht seines Handelns nicht einsehen können. Die Anklagebehörde hält den Wittener jedoch für allgemeingefährlich und will beantragen, ihn in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.

Mit Schuhen ins Gesicht und den Bauch getreten

So soll er Ende April vergangenen Jahres auf der psychiatrischen Akut- und Intensivstation (Uab) der Ender Klinik in das Bett eines Mitpatienten gesprungen sein und diesem mit Schuhen ins Gesicht und in den Bauch getreten haben. Er konnte von zwei Mitarbeitern vom Bett heruntergerissen und auf den Boden gelegt werden. Dabei wurde bemerkt, dass der Beschuldigte eine spitze Porzellanscherbe in seiner Hand hielt.

Im Speisesaal Mitpatienten gewürgt

Ein weiterer Vorfall sei am 19. August passiert: Da hätte er im Speisesaal einen Mitpatienten angegriffen und gewürgt. Zwei Tage später sei durch den Beschuldigten versucht worden, einen Pfleger in den Toilettenraum zu drängen. Als das nicht gelang, schlug er ihm dreimal mit der Faust ins Gesicht und viermal gegen den Kopf. Der Pfleger erlitt dadurch eine Platzwunde über der linken Augenbraue, die geklebt werden musste. Am 1. Mai, so ein anderer Vorwurf, soll wiederum ein Mitpatient angegriffen worden sein - abermals sei eine Porzellanscherbe im Spiel gewesen. Schnittverletzungen am Ohr und am Schlüsselbein waren die Folgen.

Mutter mit Küchenmesser bedroht

Verteidiger Ingo Kramer (Herdecke) kennt weitere Vorwürfe: „Mein Mandant hätte Ende April seiner Mutter ein Küchenmesser entgegengehalten und angedroht, sie umbringen zu wollen. Vor einem Supermarkt in Witten-Bommern hätte er auch Passanten angegriffen, einmal mit dem abgebrochenen Hals einer Glasflasche.“ Im Gerichtssaal sitzt ein Wachtmeister direkt hinter dem Beschuldigten, um einen plötzlichen Übergriff verhindern zu können. Doch anders als zunächst befürchtet, ist die Situation vor der 3. Großen Strafkammer zum Prozessauftakt geradezu entspannt.

Auf Medikamente eingestellt

Das soll daran liegen, dass ihn die Ärzte der forensischen LWL-Klinik in Lippstadt, wo der Beschuldigte derzeit untergebracht ist, auf bessere Medikamente eingestellt haben. Für das Einweisungsverfahren sind sechs Verhandlungstage anberaumt worden, eine Entscheidung ist erst für Anfang Mai vorgesehen.